Time Out: All Star Game - nein danke?
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marksoft -
28. Januar 2008 um 12:30 -
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Unter doch großer medialer Aufmerksamkeit ging am vergangenen Samstag das EBEL All Star Game in seiner dritten Aufführung über die Bühne. Zurück bleiben wie jedes Jahr gemischte Gefühle und die Frage, ob man diese Veranstaltung überhaupt braucht. Von den Vereinen und Spielern wird es nicht geliebt und auch die Fans nehmen das All Star Game nur schleppend an.15:12 besiegten die Legionäre aus der EBEL am Samstag die Österreicher der Liga und sorgten damit für ein Torfestival. So richtig große Stimmung vermochte trotz aller Bemühungen in der Albert Schultz Halle nicht aufkommen. Dem Großteil gefiel es zwar, doch die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellten sich in persönlichen Gesprächen auch viele Anwesende.
Sportlich wertlos, sinnlos
Bemüht man sich durch die Vereinsforen der EBEL Teams und sucht das Gespräch mit den Fans in der EBEL, so ergibt sich ein deutliches Bild: nur wenige können mit dem All Star Game wirklich was anfangen, sind froh, wenn „ihre“ Spieler nicht dabei sind, damit sie sich erholen können. Vielleicht sollte man sich zuerst einmal was selbst zu Gemüte führen, bevor man mitspricht - ein Großteil der Kritiker war nämlich selbst noch nie beim All Star Game, kennt es im Idealfall nur aus dem TV – wenn überhaupt.
Genau da liegt der Angriffspunkt, denn was man im Fernsehen nicht sieht, macht diesen einen Tag im Jahr aus: die Nähe zu den Fans! Kurz vor den Play Offs, wenn dann die Emotionen wieder hoch gehen, hat man die Möglichkeit, den besten Spielern so nah wie sonst nie zu sein. Autogramme, kurze Gespräche – alles möglich auch für den „Otto Normalfan“. Dazu die Skills Competition, die mit Sicherheit verbesserungswürdig ist (ein Tipp: die NHL Skills Competition hätte einiges Abkupfernswertes zu bieten), aber trotzdem höchst Interessantes bietet. Wo sonst wird die Schussgeschwindigkeit gemessen oder der schnellste Spieler eruiert?
Absagen über Absagen
Das All Star Game selbst lebt von den Spielern und ihrer Spielfreude. Leider fehlten in diesem Jahr die genialen Momente im Duell der beiden Teams – vermutlich auch, weil Einfädler wie ein Todd Elik einfach nicht dabei waren. Vielleicht aber auch, weil zahlreiche Cracks ihr Kommen kurzfristig abgesagt haben. Auch eine Art, wie man seine persönliche Einstellung zum Sport zeigt. Nur ein Spieler hatte bereits am Dienstag mit einem ärztlichen Attest abgesagt. Der Rest wurde „krank“ – wie schwer, wird sich schon in der nächsten EBEL Runde zeigen.
Es war ein jahrelanges Tauziehen, das All Star Game durchzusetzen, es wäre ein Wunder, würde es schon nach drei Jahren eine fixe Institution sein. Dieser Event wird ja auch in anderen Ligen kritisiert, wegzudenken ist es aber auch z.B. in der NHL nicht mehr. Das Schaulaufen der Stars hat auch einen gehörigen Werbewert, sofern das die Herren Stars auch verstehen und auftauchen. Gerade in einer Zeit, da man in der Liga über Punktesysteme und den Wert gewisser Spieler spricht, könnte man sich dessen bewusst werden, wie man diesen Wert steigern könnte.
Mehr Interesse durch Rotation?
Die große Frage ist, wie man das Interesse am All Star Game steigern könnte. Gerade in den neu hinzugekommenen EBEL Städten in Slowenien und Ungarn herrscht eine Ligaeuphorie, die sich auch auf das ASG übertragen ließe. Vielleicht könnte man ja einmal den Schritt nach Jesenice wagen? ASG Sponsor Kelly hätte sicher nichts dagegen, immerhin ist man bei den Krainern ebenfalls als Sponsor aktiv.
Selbstverständlich bietet die Albert Schultz Halle gerade in Sachen Infrastruktur Vorteile gegenüber anderen Schauplätzen. Doch die Erfahrung hat gelehrt, dass gewisse Fangruppen einfach nicht nach Wien anreisen. Warum also das All Star Game nicht zu ihnen bringen? Also: abwechselnde Austragungsorte - wie auch in anderen Ligen praktiziert.
Die Nebenschauplätze
Interessanter Weise sehen vor allem die Akteure hinter den Vorhängen das ASG als gelungen an. Es gibt ansonsten keinen anderen Event, in dem sich so viele Leute unterschiedlichster Vereine treffen und in informellen Gesprächen unterhalten. So viele Informationen wie am vergangenen Wochenende gibt es in dieser geballten Ladung zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr.
Dazu werden auch Kontakte geknüpft, mit Spielern gesprochen und schon Einblicke in die nächste Saison gegeben. Gerade für die „Macher“ im Vereinshintergrund eine großartige Bühne.
Ja bitte, aber...
Keine Frage, aller Anfang ist schwer. Das All Star Game mag wenig mit „echtem Eishockey“ zu tun haben. Aber es ist Unterhaltung, bringt die Spieler zu den Fans und bietet auch den Wirtschaftsmotoren hinter den Vereinen eine Bühne. Und obwohl Spieler aus allen Teams der Liga am Eis stehen, gibt es kaum Gehässigkeiten der Fans. Ein sportlicher Feiertag sozusagen, den man auch in Zukunft beibehalten sollte.
Aber... ja, aber mit einigen Änderungen. Den Austragungsort auch mal ändern, mehr Pepp in die Shows bringen und die Fans noch näher ran bringen, sowie ins Geschehen einbinden. Das All Star Game soll kein Eishockeymatch im herkömmlichen Sinn sein, aber es soll Spaß machen. Und das tut es. Vielleicht im nächsten Jahr sogar noch mehr Spaß...