Patrick Divjak: Ein Auslandsösterreicher auf Erfolgskurs
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marksoft -
26. November 2007 um 16:44 -
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Vom Newcomer zum Schlüsselspieler, und das in nur 2 Monaten! Patrick Divjak, beim WE-V groß gewordener Angreifer, geht seit Anfang Oktober dieses Jahres für die Sioux Falls Stampede in der USHL sehr erfolgreich auf Torjagd. Hockeyfans.at bat das aufstrebende Talent zum Interview. Der Weg ins Team von Stampede war jedoch steinig: Im letzten Jahr waren die Try-Outs vorzeitig zu Ende. Doch Divjak (Jahrgang 1989) zog die richtigen Schlüsse, schaffte heuer - ebenso wie Kris Reinthaler - den Sprung in den Kader, und zeigt damit eindrucksvoll vor, dass sich harte Arbeit auch bezahlt macht.
Du hast die Stampede Try-Outs beim zweiten Mal gemeistert! Was hast Du im Vergleich zum letzten Jahr besser bzw. anders gemacht?
Ich bin reifer geworden. Vom spielerischen her hätte ich wahrscheinlich bereits voriges Jahr den Sprung in den Kader geschafft. Das Problem lag wo anders, letztes Jahr war ich noch zu schüchtern und ich hatte sehr große Probleme mit der Sprache. Daher habe ich an meiner Persönlichkeit gearbeitet, noch härter trainiert und einen Englischkurs besucht.
Wann hast Du erfahren, dass Du fix im Team bist?
Ich habe erst am letzten Tag vor dem alles entscheidenden Cut erfahren, dass ich fix im Kader bin.
Wie waren deine ersten Stunden im neuen Umfeld?
Das Umfeld hier ist super, im Team und privat. Als ich z.B. am ersten Tag bei meiner Gastfamilie angekommen bin, hat mich mein ebenfalls bei meiner Gastfamilie untergebrachter Teamkollege Jake Hansen gleich ins Kino mitgenommen. (Anmerkung: die Spieler von Stampede sind allesamt bei Gastfamilien untergebraucht).
Warum nach Übersee, und warum genau nach Sioux Falls?
Hier wird das beste Hockey gespielt. Hier spielen die besten Spieler in den besten Ligen. In Sioux Falls dreht sich alles ums Eishockeyteam. Das Team ist das Aushängeschild der Stadt.
Den Kontakt zu Stampede hat Andreas Nödl hergestellt. Er hat mir am Anfang der Saison sehr viele Ratschläge gegeben, seine Tipps waren sehr wichtig für mich.
Du bist seit Saisonbeginn unter den Top-5 deines Teams (13 Punkte, darunter 2 GWG, in 16 Spielen); bist Du mit dir zufrieden?
Mit dem bisherigen Saisonverlauf bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden, ich bin unter den Besten des Teams. Nur meine Torausbeute muss noch besser werden, aber das wird mit der Zeit schon werden. Der Trainer setzt mich in der 2. Linie und der 2. PP-Formation ein. In Unterzahl komme ich nicht zum Einsatz, der Trainer lässt leider nur die Älteren spielen.
Apropos Trainer, wie klappts mit Coach Hartzell?
Gut! Ihm geht es in den Gesprächen mit mir hauptsächlich darum, meinen Fokus noch mehr auf das Spiel zu richten und dadurch meine Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Er versucht mich positiv zu pushen, also mich aufzubauen und zu motivieren – das brauche ich auch.
Bist du bereits ein Schlüsselspieler?
Ich würde schon sagen, dass ich bereits ein Schlüsselspieler bin. Der Trainer schickt mich in allen wichtigen und spielentscheidenden Phasen aufs Eis, egal ob wir im Rückstand liegen oder in Führung sind etc. Er hat vollstes Vertrauen in mich.
Wie beurteilst du dein Spiel, hast du dich schon zu 100% angepasst?
Ich habe mich sehr schnell und eigentlich problemlos angepasst. Nur die kleinere Eisfläche war eine ziemliche Umstellung. Aber nach 16 Runden ist das auch kein Thema mehr.
Stampede ist der aktuelle Clark Cup-Sieger, liegt aber im Moment eher im Mittelfeld, nämlich an Platz 3 der West Division. Ist eine Titelverteidigung in dieser Saison in Reichweite?
Ja, auf jeden Fall. Wir können wieder um den Titel mitspielen. Letztes Jahr um diese Zeit war Stampede sogar nur letzter. Wir sind ein ziemlich gutes Team. Zwar fehlt es uns im Vergleich zu den anderen etwas an Größe, doch haben wir einen sehr talentierten und ausgeglichenen Kader. Es ist alles möglich!
Mit Kris Reinthaler und dir sind beide Auslandsplätze von Stampede an Österreicher vergeben. Ein Fingerzeig für eure Leistungen?
Ich würde schon so sagen, denn es ist alles andere als leicht sich hier einen Kaderplatz zu erspielen. Eigentlich ist es ja schon ein Erfolg wenn man zu den Try-Outs eingeladen wird. Und da kämpft man dann mit 5 starken Ausländern um 2 Kaderplätze. Man muss immer seine beste Leistung abrufen, sonst wird man beim nächsten Cut aussortiert und der Traum ist vorbei, bevor er begonnen hat.
Es gibt also für Österreicher keinen Bonus? (Anmerkung: Sioux Falls war bereits Zwischenstation für Topstar Thomas Vanek und NHL-Hoffnung Andreas Nödl.)
Sicher nicht!
Wie schaut dein Tagesablauf aus?
Bis 12:30 läuft die Schule, ab 13 Uhr stehen jeden Tag zwei Stunden Eistraining am Programm, und am Abend die schulischen Aufgaben. Montag und Mittwoch kommen noch zwei Stunden Krafttraining hinzu. Der Tag vergeht da meistens sehr schnell!
Zieht in der Freizeit meistens das "Österreicher-Duo" durch Sioux Falls?
So ist es. Aber recht viel kann man nicht machen hier in Sioux Falls, so groß ist der Ort nicht. Wir sehen uns regelmäßig im TV die NHL an oder gehen in den örtlichen Wellnessgarten bzw. manchmal auch ins Kino.
Wo liegen die Unterschiede im Vgl. zu Österreichs U 20?
Das kann man nicht im Ansatz vergleichen. Hier spielt man viel schneller und härter. Wenn man den Puck hat, bleibt einem überhaupt keine Zeit, man wird sofort attackiert etc.
Gibt es einen intensiven Kontakt zwischen dem Vater (Trainer beim WE-V) in Österreich und dem Sohn in den Staaten?
Na klar. Er war von Anfang an sehr dafür, dass ich ins Ausland gehe, anfangs sogar mehr als ich. Er hat mich immer total unterstützt und mir klar zu verstehen gegeben, dass ich, wenn ich mich wirklich weiterentwickeln will, ins Ausland gehen muss ... und, er hat recht gehabt!
Siehst du deine Eishockeyzukunft in den USA? Nächstes Ziel College?
Definitiv. Ich werde wahrscheinlich auch nächste Saison noch in Sioux Falls spielen und hoffe dann ein Stipendium an einem guten College zu bekommen. Alles Weitere wird sich zeigen und von meiner Leistung abhängen. Klar ist die NHL Ziel Nr. 1, aber von wem nicht…
In Wien spielt dein Stammverein WE-V in der Nationalliga nun in Kooperation mit den Capitals unter dem Namen "Team Wien". Was sagt ein echter WE-Vler dazu?
Es tat schon weh als ich gehört habe, dass der WE-V ab der U17 nicht mehr als eigenständiges Team antritt. So gesehen bin ich schon froh, hier in den Staaten zu sein.
Die U-20 B-WM in Deutschland steht Mitte Dezember vor der Tür; mit Patrick Divjak?
Ja - der Flug nach Österreich ist schon gebucht. Ich werde in Bad Tölz mit dabei sein. Letztes Jahr wurden wir guter Zweiter. Aber wir müssen in den ersten Partien vor allem dafür sorgen, dass wir nicht in Abstiegsgefahr geraten, dann können wir nach oben schauen.