Kaderbewertung: Laibach als nächstes Überraschungsteam?
-
marksoft -
14. September 2007 um 16:15 -
6.131 Mal gelesen -
0 Kommentare
Nachdem in der letzten Saison Jesenice in der EBEL für Überraschungen gesorgt hatte, stößt 2007/08 das nächste slowenische Team zur Liga. Olimpija Laibach gingen im eigenen Lande die Gegner aus und jetzt will man die Bundesliga aufmischen. Der aktuelle slowenische Meister spekuliert dabei auf den Neulingseffekt und peilt die Play Offs an. Oder ist da noch mehr drin?Zum elften Mal wurde Olimpija Laibach in der abgelaufenen Saison slowenischer Meister und erweiterte den hauseigenen Trophäenschrank mit Titel Nummer 19. Die Freude darüber war zwar groß, insgeheim hatte man aber bereits seit Monaten sein Werben Richtung Norden gerichtet. Mit Jesenice ging Laibach in der Liga der Erzrivale ab und selbst der Meistertitel vermochte nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die Krainer in einer attraktiveren Liga spielte und dort sportlich überzeugten. Im eigenen Land war die Konkurrenz für Olimpija nicht mehr wirklich gegeben, man wollte den selben Schritt setzen, wie ihn Acroni wenige Monate davor gemacht hatte.
Auch wenn die Hürden für Laibach noch einmal erhöht wurden, die Slowenen konnten alle erforderlichen Voraussetzungen erbringen und wurden als neuntes Team in die EBEL aufgenommen. Und schon stand man vor dem nächsten Problem: man hatte zwar eine funktionierende Mannschaft, doch für die Bundesliga war diese nicht stark genug. Zudem hatte Jesenice im Jahr davor beinahe alle slowenischen Nationalteamspieler geholt, der Markt für Laibach zeigte sich stark eingeschränkt.
Die Grün-Weißen gingen den einzige gangbaren Weg und holten jene Slowenen, die verfügbar waren – allesamt zwar keine Ausnahmekönner, aber erfahren und gut genug, um den Kader aufzubessern. Dazu war in Laibach von Beginn an klar, dass man auf mehr Legionäre setzen muss, als dies in Jesenice der Fall war. Auch so kann man ein Team aufwerten.
Hockeyfans.at Prognose:
Der Liganeuling aus Laibach ist wie ein Jahr zuvor Jesenice nur schwer einzuschätzen, da die Vergleichswerte fehlen. Man darf gespannt sein, ob der slowenische Meister ebenso für Furore sorgen kann und damit die Sympathien der Fans gewinnt, wie dies dem Erzrivalen gelungen ist. Dem slowenischen Hockey wurde auf jeden Fall das Derby zwischen Olimpija und Acroni wieder gegeben, was für Brisanz und Zuschauerinteresse sorgen wird.
In den bisherigen Tests konnte Laibach zum Teil gute Ergebnisse erzielen und hat auf alle Fälle bewiesen, dass man auch an den Spitzenteams knapp dran ist. Der Schritt, um dann aber auch ganz vorne mitspielen zu können ist aber ein großer und das primäre Ziel Laibachs wird vorerst lauten, die Top 6 anzupeilen – schon das ein ambitioniertes Unterfangen. Gerade in der ersten Saison ist es für den Neueinsteiger unbedingt notwendig, sich in der Liga einzuleben. Jesenice eroberte die Fanherzen in Österreich mit sportlichen Fans und technisch hochwertigem Offensivhockey. Das sind die Vorgaben, die Laibach in Wirklichkeit zu meistern hat. Der Vergleich mit dem Erzrivalen wird ständiger Begleiter sein, doch Olimpija hat das Potential, mehr als nur der zweite slowenische Verein in der Liga zu sein.
Insgesamt ist der Kader gut, aber über weite Strecken wenig spektakulär besetzt. Zwar verfügt man über einige gute Legionäre, es bleibt aber in der immer enger werdenden EBEL abzuwarten, ob ein bis zwei gute Linien reichen werden. Ein Platz unter den Top 8 und damit im Viertelfinale scheint aber im Bereich des Realistischen.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 7 – 10
Kaderbewertung Olimpija Laibach:
Torhüter:
Auf der Goalieposition könnten die Slowenen einen echten Glücksgriff gemacht haben. Mit dem US Amerikaner Alex Westlund hat man sich einen echten Weltenbummler geholt, der schon in Russland und Weißrussland erste Europaerfahrungen gesammelt hat. Zuletzt brachte es der Torhüter aber nur noch auf wenige Spiele in den Minors Nordamerikas und wollte wieder eine ganze Saison absolvieren. Zahlreiche Wechsel in den letzten Jahren zeugen nicht gerade von Konstanz, doch Westlund hat den Ruf eines echten Könners. Das hat der US Boy auch schon in den ersten Tests bewiesen. Der Teufelskerl im Dress Olimpijas hätte das Zeug, sich um die Nummer 1 der Ligagoalies zu streiten und dabei die Fans zu verzücken. Sein Problem könnte die Vordermannschaft sein – bei vielen Schüssen kann man nur schlecht aussehen.
Als Backup steht die Nummer 1 der Vorsaison bei Laibach im Kader: Klemen Mohoric war zwar in der slowenischen Meisterschaft und der Interliga, in der EBEL weht aber ein anderer Wind, was dem Goalie nur beding Eiszeiten bringen dürfte. Der Druck auf die Nummer 1 scheint kaum gegeben zu sein, aber wenn Westlund jene Leistung abrufen kann, die ihn sogar schon zu einem WM Einsatz für die USA geführt hat, dann ist man im Goaliebereich mehr als konkurrenzfähig. Verletzt sich der Amerikaner jedoch, wird es schwierig.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Verteidigung:
Hier soll es die Masse für die Grün-Weißen richten. In der Defensive fehlen die großen Namen, dafür hat man insgesamt 10 Verteidiger in den eigenen Reihen. Klasse sucht man hier aber lange. Bekannt aus seinen Einsätzen für die Vienna Capitals ist US Defender Kevin Mitchell, der schon in Wien nicht wirklich überzeugen konnte und schließlich ausgemustert wurde. Vor allem im Backchecking hat Mitchell seine Probleme. Das soll auch beim nächsten Legionär, dem US-Iren Jeremiah McCarthy der Fall sein. In der letzten Saison kam er aus Mailand und wurde für die EBEL übernommen. Diese beiden Legionäre sollen die Führungsspieler in einer ansonsten slowenisch dominierten Hintermannschaft sein.
Vor allem der 29-jährige Kuznik und der junge Tevzelj könnten an der Seite der Ausländer für die Reihen 1 und 2 gute Wahlmöglichkeiten sein. Dahinter kommt aber mehr Masse als Klasse. Welche Spieler die dritte Defensivreihe bilden, wird wohl immer kurzfristig entschieden, was auch in den Tests so praktiziert wurde. Auch wenn man auf einen großen Defenderpool zurückgreifen kann, im Vergleich zur Konkurrenz scheint man hier eine Schwachstelle zu haben, die selbst von den beiden Legionären nicht verdeckt werden kann.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Angriff:
Wie Jesenice in der letzten Saison scheint Laibach für 2007/08 vor allem im Angriff für einiges an Begeisterungsmöglichkeiten sorgen zu können. Olimpija hat hier einen völligen Neuanfang gewagt und stark umgebaut, dabei aber die stärksten eigenen Kräfte gehalten. Die Legionäre Corupe, Yarima, Jardine und Intranuovo sind erfahren und wissen wo das Tor steht. Alle vier können Spiele im Alleingang entscheiden und eine Mannschaft nach vorne mitreißen. Gerade Intranuovo hat aber bislang bei Laibach überhaupt nicht überzeugt, ist aber ein bekannter Spätstarter in einer Meisterschaft.
Zu diesen vier Ausländern kann man auf ein weiteres Quartett an erfahrenen Cracks bauen. Der Ex-Villacher Vnuk hat ebenso bei Laibach ein spätes zu Hause gefunden wie Dejan Kontrec, Nik Zupancic und Jaka Avgustincic. Insgesamt bringen diese vier Oldies nicht weniger als 142 Jahre aufs Eis – das Oldiequartett will es noch einmal wissen. Die Frage bleibt, inwieweit sie das hohe Tempo noch mitgehen und Nachteile mit ihrer Erfahrung wett machen können.
Die nächsten vier Stürmer zählen zur Kategorie „jung und hungrig“. Music, Hocevar, Kralj und Bardiura sind allesamt im besten Alter und könnten in der EBEL so richtig aufblühen. Vielleicht reift unter diesen Twens ein Diamant heran, der für die kommenden Saison das Interesse der Ligakonkurrenz wecken kann? Als Ergänzung zu den Legionären und den Oldies wird Muric ein Teil der ersten drei Angriffsformation sein, dahinter sollen die jungen Wilden für Furore sorgen.
Potential ist ohne Zweifel da bei Laibach, es gibt aber auch im Sturm einige Fragezeichen. Die Legionäre müssen eine ganze Saison über beweisen, dass sie ihre Mannschaft im Play Off Rennen halten können. Dazu die alternden Slowenen und die jüngeren, noch unerfahrenen Cracks. Läuft alles zusammen, dann kann diese Offensive aber jedem EBEL Team schwierige Aufgaben bereiten.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Trainer:
Ein hierzulande nicht ganz Unbekannter lenkt die Trainergeschicke bei den Grün-Weißen. Eigentlich gebürtiger Kasache, ist Ildar Rahmatuljin praktisch schon Slowene. In der Alpenliga hatte er einen ausgezeichneten Ruf als Goalgetter. Als Trainer ist Rahmatuljin aber ein ziemlicher Neuling. Zwar hat ihm die Vereinsführung den Rücken gestärkt und der ehemalige Stürmer konnte bei der Mannschaftszusammenstellung sehr viel mitentscheiden, doch ob er seine Jungs auch entsprechend motivieren kann, bleibt abzuwarten. Zudem hat der Kasache bei der Teamzusammenstellung das Hauptaugenmerk augenscheinlich stark auf die Offensive gelegt, was zu einem Problem für die Laibacher werden könnte. Zumindest kennt er aber aus seiner aktiven Zeit die Slowenen, die Sprache und ihre Kultur.
Wertung: 2,5 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 13 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen
1. Salzburg 18,5 Punkte
2. VSV 17 Punkte
3. Vienna Capitals 16 Punkte
4. HC Innsbruck 15,5 Punkte
5. Black Wings Linz 15 Punkte
6. KAC 14 Punkte
7. Graz 99ers 13,5 Punkte
7. HK Jesenice 13,5 Punkte
9. Olimpija Laibach 14 Punkte