Kaderbewertung: Finalhattrick für den VSV?
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marksoft -
9. September 2007 um 21:33 -
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Die Off-Season ist in Villach mittlerweile schon traditionell langweilig. Der Vizemeister baut weiterhin auf kontinuierliche Kaderarbeit und nur wenig am Erfolgsteam geändert. Lediglich einen Neuzugang haben die Adler präsentiert und arbeiten damit entgegengesetzt zum Ligatrend. Wird das erneut zum Erfolg führen und die Villacher wieder um den Titel mitspielen?Im vergangenen Sommer ging es in Villach wieder ganz wenig um Neuzugänge oder Abgängen, sondern um Probleme bei der Zusammenstellung des Budgets. Hauptsponsor Pasut zog sich zurück und plötzlich klaffte ein Loch in der Finanzplanung. Bei den Adlern musste man an kleinere Brötchen denken und legte Gedanken um eine Kadererweiterung ad acta. Ganz im Gegenteil: plötzlich standen auch gestandene Villacher als Wackelkandidaten für die kommende Saison in den Zeitungen. Und mit Herbert Hohenberger ging sogar eine VSV Legende, was man bis vor wenigen Monaten nicht für möglich gehalten hat.
Mittlerweile hat man sich am Sponsorenmarkt erfolgreich umgesehen und den Vorjahreskader praktisch unverändert zusammen halten. Zwei Mal in Folge sind die Adler im Finale gestanden und trotzdem sind die Erwartungen an die Kärntner nicht besonders hoch. „Play Off Teilnahme“ lautet auch in dieser Saison die Zielvorgabe an jenes Team, das in den letzten acht Jahren nur ein Mal nicht im Finale stand. Merkwürdig, dass man es bei einer derartigen Erfolgsbilanz immer wieder schafft, tief zu stapeln und den Druck vom Team fernzuhalten.
Während man in der Liga auf Veränderungen setzt und immer mehr neue Spieler holt, setzt man in Villach weiterhin auf einen Kader, der seit Jahren zusammenspielt. Lediglich einen Zugang hat man zu „verkraften“, was nicht allzu schwer fallen dürfte. Auf dem Papier zählt man mit Sicherheit wieder nicht zu den ersten Herausfordernern Salzburgs, doch darauf hat man beim VSV noch nie besonders viel gegeben. Die Adler bestechen vor allem durch ihren Teamgeist, das Kollektiv und die Ausgeglichenheit. Dazu kann man als einziges Team der letzten Jahre auf nachstoßende Nachwuchsspieler vertrauen, die kontinuierlich eingesetzt werden.
Die Geschichte wiederholt sich in Villach alljährlich. Wieder gehen andere Mannschaften favorisiert ins Rennen, die Adler bleiben in der Jägerposition und spielen den Puck elegant weiter an die Konkurrenz. Als Underdog lässt es sich gut leben in der Draustadt und der Kampf David gegen Goliath liegt dem VSV praktisch im Blut.
Dennoch wird diese Saison im Vergleich zu den letzten Jahren wieder schwieriger werden. Das Team mag zwar schon zusammengespielt werden, jünger wird es dadurch aber nicht. Die Adler werden sich erneut strecken müssen, um ganz vorne mitmischen zu können. Durch den neuen Modus ist das aber auch gar nicht notwendig: die Play Offs sind das Ziel und mittlerweile weiß es ganz Eishockeyösterreich: dort sind die Villacher unberechenbar.
Hockeyfans.at Prognose:
„Play Offs“ – tief gesteckt ist das Ziel des VSV und denkt man an die letzten Jahre zurück, so mag man beinahe darüber lächeln. Wenn eine Mannschaft zwei Mal in Folge im Finale war und sich praktisch nicht verändert hat, warum sollte man sich in der neuen Saison tiefere Ziele stecken? Vielleicht auch deswegen, weil viele der Leaderfiguren langsam aber sicher in die Jahre kommen und man mit Herbert Hohenberger den Organisator in der Verteidigung verloren hat.
Während die Konstanz beim VSV ein Vorteil vor allem hinsichtlich der richtigen Mischung in den Linien ist, gibt es beim Vizemeister trotzdem auch Probleme. In der Defensive ist man zwar prominent besetzt, eine Verletzung könnte aber zu Handlungsbedarf führen. In der Offensive kennt jeder Eishockeyfan die Gefährlichkeit und Durchschlagskraft der Stars. Die Liga entwickelt sich immer weiter, beim VSV bleibt alles wie gehabt. Droht man hier irgendwann überholt zu werden?
Wie alle anderen Vereine auch wollen die Adler zu allererst in die Play Offs. Die Erwartungen werden bewusst tief gestapelt, der Druck hält sich in Grenzen, während das Umfeld vor Begeisterung nur so strotzt. Kein anderes Team in der Liga kann sich auf so viel Fanresonanz verlassen. Und diese wollen eines sehen: einen VSV, der alles gibt.
Auch in der neuen Saison gilt: Wenn der VSV in irgendeiner Phase der Meisterschaft Lunte gerochen hat, dann kann man fast darauf wetten, dass die Blau-Weißen die gesteckten Ziele auch erreichen. Kein anderes Team verfügt über so viel Kampfwillen wie die Adler.
Die Play Offs sollten aber auch für den zugegeben derzeit noch kleinen, dafür aber umso eingeschworeneren Kader der Kärntner kein Problem sein. Play Offs ohne die Draustädter sind praktisch unvorstellbar, auch wenn es von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Die EBEL hat sich weiter entwickelt, durch die neue Legionärsregel hat die Konkurrenz enorm aufgerüstet. Dem setzen die Villacher ihre alten Tugenden entgegen: Teamgeist, Kampfkraft und unbändigen Siegeswillen. Wenn die Blau-Weißen das auch in der neuen Spielzeit umsetzen können, dann geht es wieder ganz nach vorne.
Hockeyfans.at Prognose: Platz 2 - 6
Kaderbewertung VSV:
Torhüter:
Konstanz hat man sich auch in der Torhüterfrage verschrieben. Die Adler bleiben ihrem Goaliegespann treu: Gert Prohaska und Bernhard Starkbaum bilden den erprobten Rückhalt des Vizemeisters. Prohaska kann dabei darauf vertrauen, dass seine Vorderleute seine Schwächen kennen und ihr Spiel fast völlig auf ihren Torhüter abgestimmt haben. Viele Experten meinen, der VSV Schlussmann sei nicht so stark, wie manche meinen. Unsicherheiten, abprallende Scheiben, usw. Für „Prohe“ kein Problem, denn er kann sich auf seine Vorderleute verlassen. Vor ihm wird gnadenlos aufgeräumt und die Nummer 1 des VSV kann sich auf sein Spiel konzentrieren. Und so schaffte er es in der letzten Saison zum zweiten Mal in Folge an die Spitze der Goaliewertung in der Liga. Derartige Leistungen kommen nicht von ungefähr und lassen sich noch weniger wiederholen, wenn nichts dahinter steckt. Prohaska ist ein Top-Mann und kann Spiele im Alleingang für sein Team entscheiden.
Hinter Prohaska wartet Bernhard Starkbaum weiterhin auf seine Chance. Der junge Mann kam vor der letzten Saison vom WE-V an die Drau und wollte Druck auf Prohaska ausüben. Davon war er aber weit entfernt und sah nur wenig EBEL Eis. Bei den Adlern wird er konstant aufgebaut und arbeitet viel mit Torhütertrainer Markus Kerschbaumer. Vielleicht wird der 21-Jährige 2007/08 etwas mehr in die EBEL Schlacht geworfen, dass er es kann, wird von allen Experten bestätigt.
Dennoch ist alles bei den Adlern auf Prohaska abgestimmt. Wenn die Nummer 1 ohne Verletzungen bleibt, dann hat man bei den Villachern keine Probleme. Er war zwei Mal in Folge der beste Torhüter der Liga und sollte auch in der neuen Saison ein Garant für VSV Erfolge sein.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Verteidigung:
Im Defensivbereich hat man bei den Villachern den wohl schmerzhaftesten Abgang zu verarbeiten. Mit Herbert Hohenberger hat einer der Leitwölfe das Team verlassen und hinterlässt eine entsprechende Lücke. Die Qualität bleibt dennoch hoch, denn die Adler Defense zählt zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Mickey Elick bleibt in Villach und gehört weiterhin zu den besten Verteidigern der Liga. Kein Wunder, dass ihn die Draustädter länger binden wollen – selbst von einer Einbürgerung war zuletzt immer öfter die Rede. Ihm zur Seite stehen mit Scoville und Stewart zwei harte Arbeiter, die zwar nicht immer auffällig, dafür aber umso effektiver an ihr Handwerk gehen. Den Rest der Verteidigung bilden mit Pfeffer, Oraze und Slivnik drei Österreicher, die sich ebenfalls nahtlos ins schier komplette Bild fügen. Was derzeit noch fehlt: Ersatzleute. Diese könnten zwar aus dem eigenen Nachwuchs dazu stoßen, doch Verletzungen würden den Adlern in diesem Bereich wohl sehr weh tun.
Die Blau-Weißen spielen seit Jahren ein erfolgreiches Defensivkonzept, das vor allem auswärts unglaublich erfolgreich praktiziert wird. Auch in der neuen Saison wird es schwer werden, Tore gegen die Villacher zu erzielen. Trotzdem hat man mit dem Abgang von Hohenberger an Schlagkraft eingebüßt und steht auf wackeligen Beinen, sollte es Ausfälle geben.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Angriff:
Ausgesprochen wenig hat sich auch im Sturm bei den Villachern getan. Mit Gert Acker gab es lediglich einen Zugang, der wohl perfekt ins Gesamtbild des VSV Spiels fügen wird. Auch der 25-Jährige gilt als harter Arbeiter, was Trainer Holst gut gefallen dürfte. Dafür ging mit Gilbert Kühn ein erfahrener Mann, der aber nur noch bedingt EBEL tauglich war. Für Tore sollen auch in der neuen Saison Gauthier und Bousquet sorgen. Die schrecklichen Zwillinge zählen mit zum gefährlichsten, das die Liga zu bieten hat, wenngleich auch an ihnen schon der Zahn der Zeit nagt. Verletzungen stehen ebenso an der Tagesordnung wie bei Devin Edgerton, der trotz seiner 37 Jahren zu überzeugen wusste. Immer wichtiger wird Marc Brown werden, der die Räume für seine Sturmkollegen schaffen soll und zudem auch noch in der letzten Saison als Torschütze zu überzeugen wusste.
Gerade noch so zusammengehalten wurde die „Postler-Reihe“ mit Kromp und Lanzinger sowie Roland Kaspitz. Alle drei können die Verteidigerlinien der Konkurrenz beschäftigen und auch Tore scoren. Markus Peintner ist dazu der Inbegriff der VSV Tugenden. Kampfstark, bissig und nach vorne gefährlich.
Dazu werden auch diese Mal wieder die Jungen von hinten für den nötigen Druck sorgen. Nico Toff, die beiden Petriks und das Brüderpaar Raffl haben allesamt schon in der EBEL gespielt und werden immer mehr Verantwortung übernehmen können. Bei Verletzungen sind sie durchaus auch in der Lage, einmal einen Platz ganz vorne auszufüllen.
Es bleibt dabei: Torgefahr wird von den Reihen 1 und 2 ausgehen, dahinter geht es um die Arbeit. Dass das ganz gut klappen kann, hat man im Vorjahr gezeigt. Die Jungen sollten einen Schritt nach vorne gemacht haben, ob die alternden Stars am Niveau halten können wird über den Erfolg der Draustädter in der neuen Saison entscheiden.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Trainer:
Greg Holst und der VSV, das gehört irgendwie zusammen. Auch wenn der Kulttrainer immer wieder mit Engagements bei anderen Teams leibäugelt, bei den Draustädtern will man ihn halten. Der Trainer kennt das Team, die Spieler und auch den eigenen Nachwuchs. Er weiß, wie er seine Männer behandeln, wo er ansetzen muss um zum Erfolg zu finden.
Der Trainer hat seinen Verein hinter sich und wohl kein anderer Coach sitzt derart fest auf seinem Stuhl, wie Greg Holst. Sein Spielkonzept hat sich ins blau-weiße Blut eingepflanzt und mittlerweile kann der VSV förmlich im Schlaf so spielen, wie es sich Holst vorstellt. Es gab aber auch schon Zeiten, da hatte der Kanadier die Vertrauensfrage gestellt und konnte seine Spieler nicht mehr erreichen. Es liegt an ihm, sein eingeschworenes Team auch im x-ten Jahr zusammen neu zu motivieren und den Hunger nach Erfolgen zu entfachen. Holst weiß, wie man eine Mannschaft zum Erfolg führt und aus einer Gruppe von Spielern ein Meisterteam macht. Irgendwann wird es aber Abnützungserscheinungen geben – das wäre zumindest ein normaler Entwicklungsschritt. Wenn dies nicht in dieser Saison ist, dann ist Holst der perfekte Trainer für die Adler.
Wertung: 5 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 17 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen
1. VSV 17 Punkte
2. Vienna Capitals 16 Punkte
3. HC Innsbruck 15,5 Punkte
4. Black Wings Linz 15 Punkte
5. KAC 14 Punkte
6. Graz 99ers 13,5 Punkte
6. HK Jesenice 13,5 Punkte