Kaderbewertung: Heißes Ligaeisen Black Wings?

Für Schlagzeilen sind die Black Wings aus Linz immer gut – vor allem abseits des Eises tat sich in der Vergangenheit sehr viel. Sportlich waren die Stahlstädter in der vergangenen Saison wieder in den Play Offs und wollen das erneut wiederholen. Als Underdog verkaufen sich die Linzer – ob das realistisch ist, zeigt die HF.at Kaderbewertung."EHC Hollywood" werden die Black Wings aus Linz in Anlehnung an den FC Bayern oftmals genannte. Ein ständiges Auf und Ab im Umfeld des Teams, Kontroversen mit dem Trainer, lautstarke Proteste – das alles gehörte in der letzten Saison zu den Oberösterreichern. Auf sportlicher Ebene hat man zumindest das selbst auferlegte Minimalziel erreicht: im Halbfinale war man, dann war aber die Luft draußen. Bill Stewart, Gert Kompain, Rick Nasheim, Chris Valentine – die Liste jener Männer, die in der vergangenen Saison als Coach hinter der Bande in Linz gestanden sind, ist lang. Die Mannschaft lebte lange Zeit vom Training des Kanadiers Stewart, der sich in einer wenig gentlemanhaften Art und Weise von den Black Wings verabschiedete. Je länger Stewart weg war, umso stärker der Abstieg der Oberösterreicher. Für die neue Saison setzt man bei den Linzern auf einen neuen Trainer und holte punktuelle Verstärkungen. Auf Konstanz wolle man setzen und dabei mit Herz, Kampfgeist und Einsatz gegen das Geld der Konkurrenz ankämpfen, so lautete die Ansage noch vor etwas mehr als einer Woche. Mittlerweile haben die Oberösterreicher einen zusätzlichen Stürmer geholt und äugeln noch nach einem Verteidiger. Beides Legionäre, versteht sich. Keine Frage, die Oberösterreicher haben erkannt, dass die Konkurrenz vermutlich noch einen Schritt weiter ist und man eventuell den Anschluß verlieren könnte. Da bei den Black Wings die Geduld oftmals schnell reißt, entschied man sich schnell und hat nun ebenfalls schon 8 ausländische Spieler an Board. Im Kader selbst hat man nicht viel verändert und an den erkannten Schwachstellen gehandelt. In diesem Jahr müssen es die teilweise alternden Stars noch einmal zeigen, sonst könnte ihre Zeit in Linz abgelaufen sein. Vor allem in der Toreffizienz sah man wohl bei den Stahlstädtern Handlungsbedarf, denn so richtig überzeugen konnten in der Offensive der letzten Saison nur eine Handvoll Spieler. Hockeyfans.at-Prognose Die Black Wings verfügen über einen Mannschaftskern, der schon stark in die Jahre gekommen ist und von Jahr zu Jahr mehr schuldig bleibt. Der Kader ist zwar am Papier tief und hochklassig besetzt, einzig die Leistungsfähigkeit scheint bei vielen Spielern nicht mehr so gegeben zu sein. Ob man hier mit zwar verdienten, aber ebenfalls alternden Stars aus der DEL eine Verbesserung schafft, wird die Saison beweisen. Zwar hat man auch Talente im Kader, diese zu fördern wird im kurzfristigen Sinnen nach Erfolg aber oftmals vergessen. Mit Jim Boni haben die Stahlstädter einen Coach geholt, der die Liga kennt und durch seine Tätigkeit als Teamtrainer auch schon mit einigen Black Wings Cracks gearbeitet hat. Ob er das bekannt unruhige Umfeld in Oberösterreich unbeschadet überstehen kann? Insgesamt ist das Team zwar vor allem im Sturm überbesetzt, offenbart aber in jedem Mannschaftsteil ihre Schwächen gegenüber der Konkurrenz. Läuft es für die Oberösterreicher so, wie es die Spieler nach der Papierform fähig wären zu spielen, kann es mit den Linzern ganz weit nach oben gehen. Ansonsten wird es auch heuer der erwartet schwere Kampf um die Top 5. Hockeyfans.at Prognose: Platz 3 – 6 Kaderbewertung Black Wings Linz Torhüter: Mit Patrick Machreich und Jürgen Penker setzen die Oberösterreicher auch in der neuen Saison auf ein österreichisches Torhütergespann. Zwar konnten die beiden Goalies 2006/07 ihre Leistungen bringen und teilweise überzeugen, in den entscheidenden Momenten wirkten sie aber fehleranfällig und nicht immer sattelfest. Wie in jedem Team ist die Torhüterleistung aber auch an der Donau stark von der Defensivarbeit der Vorderleute abhängig und mit etwas mehr Verteidigerpower kann man von Machreich & Penker noch eine Leistungssteigerung erwarten. Der Vorteil der Linzer besteht darin, dass beide Torhüter in ihren Fähigkeiten auf Augenhöhe sind. Ein Ausfall kann leichter verkraftet werden, denn es gibt keine unantastbare Nummer 1. Auch wenn diese wohl Machreich zukommen wird, da er die etwas bessere Figur macht als sein Kollege. Trotzdem können beide nicht jene Glanzpunkte setzen, wie dies von den Legionärs- oder NHLerprobten Goalies der Konkurrenz zu erwarten ist. Mit den schwankenden Leistungen waren sie zumindest in der vergangenen Saison ein Schwachpunkt. Wertung: 3,5 von 5 Punkten Verteidigung: Die Defensivabteilung der Linzer bleibt weiterhin ein Ansatzpunkt für Kritik. Mit Ignatjevs, Groleau und Neuzugang Tiley verfügt man zwar über viel Erfahrung, die aber auf langsamen Kuven daherkommt. Die Rückwärtsbewegung war schon zuletzt eine erhebliche Schwachstelle bei den Oberösterreichern. Dazu fehlt es nach vorne an Durchschlagskraft, die man mit dem offensiv erfolgreichen, dafür defensiv um so anfälligeren Storey abgegeben hat. Kein Wunder, dass man hier noch etwas nachjustieren möchte und an einen weiteren Legionärsverteidiger denkt. Den hat man mit dem jungen David geholt und der Frankokanadier hat großes Potential, ein Lichtblick zu werden. Dazu die Österreicher Unterweger und Gruber, die ihren Part konstant aber wenig auffällig spielen. Mit Riener ist ein weiteres Talent verfügbar, das nach einer verletzungsgeplagten Saison 06/07 zu mehr Eiszeit kommen sollte. Davon wird der letzte Linzer im Kader, Michael Mayr, nur träumen können. Als überzähliger Verteidiger wird er in seiner wohl letzten Saison nur selten zum Einsatz kommen. Insgesamt eine Defensive, die über weite Strecken zu langsam ist und körperlich vor dem Tor schon in der letzten Saison wenig Präsenz zeigte, dafür viele Strafen generierte. Dazu die fehlende Offensivkraft, was gegenüber anderen Teams der Liga ein klarer Nachteil ist. Wertung: 3,5 von 5 Punkten Angriff: Bald haben die Black Wings 5 Angriffslinien! Nicht weniger als 14 Stürmer stehen derzeit im Kader der Oberösterreicher, nachdem sie erst kürzlich mit Pat Leahy einen echten Arbeiter für die Offensive geholt haben. Er soll nun jene positiven chemischen Reaktionen an der Seite von Goalgetter Rob Shearer und DEL Legende Brad Purdie ermöglichen, die man sich von einer Paradelinie erwartet. Mit dem Frankokanadier Charpentier ist ein großes Fragezeichen an Board. Zwischen Top und Flop ist alles möglich, denn der Sprung von der semiprofessionellen LNAH in die EBEL ist nicht einfach. In seiner alten Liga war Charpentier ein Star, in Linz ein Drittlinienspieler, der zudem mit Leahy einen Konkurrenten vorgesetzt bekommen hat, denn ob man in Linz über die gesamte Saison mit derart vielen Stürmern agieren wird, bleibt abzuwarten. Große Hoffnungen darf man sich hingegen bei Oberkofler und dem ebenfalls neu geholten Schlacher machen. Zwei junge Talente, die mit genug Eiszeit durchaus überraschen können. Wie in der letzten Saison Gregor Baumgartner, der über privates Glück zur sportlichen Höchstleistung zurückgefunden hat. Das würde man sich auch vom oft verletzten Szücs erwarten. Auch Kent Salfi und Christian Perthaler haben bei weitem nicht mehr das gezeigt, was man von ihnen erwarten könnte. Sie leiden ebenso an chronischer Abschlussschwäche wie Martin Hohenberger, der aber in Linz vor allem den Part des Raumschaffers in Linie 2 inne hat. Wie Raimund Divis seine Defensivaufgaben beständig gut erfüllt, nach vorne aber zu wenig bringt. Mit dem wieder erstarkten Lukas und Kämpfer Rac verfügen die Stahlstädter über weitere inländische Kräfte. Am Papier verfügen die Linzer über eine unglaublich tief besetzte Offensive, die in der Liga den Ton angeben könnte. Wenn nicht wie zuletzt sämtliche Scorerqualitäten in den Reihen 1 und 2 hängen bleiben. In der neuen Saison wird auch von den Linien 3 und 4 einiges abhängen und da wird es nicht reichen, sich auf den Lorbeeren vergangener Zeiten auszuruhen. Wertung: 4 von 5 Punkten Trainer: „Ich habe eine Mission: als erster Trainer eine ganze Saison in Linz zu bleiben,“ beschreibt Neo-Trainer Jim Boni die Saison 07/08. Eine Mission Impossible? Die Stahlstädter haben bei sportlichem Misserfolg immer wieder ihre Trainer getauscht und durch Unruhe aus dem Umfeld auch in diesem Bereich für Probleme gesorgt. Nicht zuletzt deswegen dürfte in der letzten Saison auch Bill Stewart gegangen sein. Noch heute sprechen fast alle Spieler die im Vorjahr dabei waren vom Kanadier als den besten Trainer, den sie je hatten. Jetzt kommt mit Jim Boni jemand, der in Wien beliebt war, zuletzt aber in der Organisation nicht mehr weiterkam. Er wird sich in Oberösterreich beweisen müssen und auch mit harter Kritik umgehen müssen. So sehr die Black Wings Fans hinter ihrem Team stehen, so schnell sind sie auch mit negativen Worten. Boni wird in Linz von alten Bekannten begleitet: mit Rick Nasheim und Mentalcoach Chris Hamilton sind jene Vertrauenspersonen an seiner Seite, die schon beim Nationalteam mit ihm gearbeitet haben. Unter Boni steht der Neuanfang am Programm und man darf gespannt sein, ob der Italo-Kanadier mit seiner Philosophie in Linz erfolgreich sein kann. In Wien holte er mit einer zugegeben sehr teuren Starmannschaft immerhin den Titel, dafür machte er im Frühjahr bei der WM in Moskau ebenfalls Fehler, die nicht unwesentlich für den Abstieg aus der A-Gruppe waren. In der EBEL kennt sich der neue Linzer Coach aber aus und weiß über Gegner wie Spieler genau Bescheid und kann in Linz neu durchstarten. Auch solche Karriereschritte können befreiend wirken. Wieder steht der Vorstand hinter dem Trainer, hat die Wünsche nach Zugängen erfüllt und wird dies wohl auch im Bereich der Verteidigung noch tun. Jetzt wird es an ihm liegen, die einzelnen Mannschaftsteile zu harmonisieren und damit ein starkes Team zu formen. Weil aber in erster Linie von ihm eine erfolgreiche Meisterschaft verlangt wird ist auch wiederum zu befürchten, dass dabei die Jugend etwas auf der Strecke bleiben muss… und dann ist da noch das Damoklesschwert der äußeren Unruhe im Verein. Wertung: 4 von 5 Punkten Gesamtwertung: 15 von 20 Punkten Bisherige Wertungen: 1. Vienna Capitals 16 Punkte 2. HC Innsbruck 15,5 Punkte 3. Black Wings Linz 15 Punkte 4. KAC 14 Punkte 5. Graz 99ers 13,5 Punkte 5. HK Jesenice 13,5 Punkte