Kaderbewertung: Sorgen die Capitals für Feuer in der Liga?
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marksoft -
8. September 2006 um 21:34 -
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Wenn man an die Capitals und die letzte Saison denkt, dann fallen vielen Fans wohl vor allem das „Penalty Theater“ und der knapp erreichte Halbfinaleinzug ein. Die Wiener waren nie wirklich im Top Feld und schafften es trotzdem. Für die neue Saison hat es einen großen Umbruch gegeben – und alle Zeichen stehen darauf, dass der Blick weit nach vorne geht. Aber wie weit?Die Vienna Capitals konnten mit der letzten Saison am Ende doch noch zufrieden sein. So richitg weit vorne war man in der Tabelle zwar nie, der Play Off Strich wurde eigentlich fast ausschließlich von unten betrachtet, aber was zählt ist der Endstand. Und da fand man sich nach einem Schlussspurt doch noch im Halbfinale wieder. Da war dann aber keine Kraft mehr vorhanden und mit Salzburg der spätere Vizemeister zu stark.
Apropos Salzburg: an diesem Team misst man sich auch in der Hauptstadt und man möchte wieder ganz vorne mitspielen. Um das zu erreichen hat man bei den Wiener den Kader gehörig umgerührt und frisches Blut geholt bzw. Leute, die man aus der Vergangenheit kennt, wieder zurückgelotst. Bei den Capitals ist man heiß auf die neue Saison und der Kader scheint eine gute Mischung parat zu haben, der auch Qualitativ einiges zu bieten hat. Mit einem Trainer, der bekanntlich ein Motivationskünstler ist, dürfte für die Hauptstädter viel drin sein.
Hockeyfans.at Prognose:
So oft man sich in der letzten Saison Sorgen darum machen musste, ob die Wiener die Play Offs schaffen würden, so wenig sollte das in diesem Jahr der Fall sein. Zwar darf man sich auch dieses Mal nicht wirklich hängen lassen und vom ersten Spieltag weg voll da sein, aber die Wiener werden mit Sicherheit ein Wörtchen bei der Play Off Vergabe mitreden. Der Trainer hat sich nicht geändert und ist bekanntlich ein Fuchs, der auch die Rückendeckung bei Fans, Spielern, Medien und Präsidium hat.
Der Kader wurde stark verändert und die fehlende Eingespieltheit könnte vor allem zu Beginn der Meisterschaft ein Problem sein. Die Salzburger gelten zwar als Meisterschaftsfavorit, reden tut man in Wien aber trotzdem vom Titel. So unerreichbar ist das mit diesem Kader nicht. Man muss abwarten, ob sich die Legionäre tatsächlich profilieren und ob vor allem die Defensivabteilung hält. Das war in der letzten Saison oft das große Problem und hier scheint man auch heuer wieder die Achillesferse zu haben. Wenn man konstant gute Leistungen bringt und das Verletzungspech dieses Mal nicht so hart zuschlägt, dann ist dieser Mannschaft alles zuzutrauen. Und die Capitals unter Boni in den Play Offs – da ist alles möglich.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 3 - 6
Kaderbewertung Vienna Capitals (Autor: Philipp Lingenhel)
Torhüter:
Alles neu macht in dieser Saison der Hauptstadtclub was die Zusammensetzung des Goaliegespannes betrifft. Aus Graz kam Scott Fankhouser und wird ergänzt durch den langjährigen Backup der Linzer, Michael Mayer.
Wie bei so vielen Teams der Liga ist die Aufgabenverteilung auch bei den Caps klar: Fankhouser ist die unangefochtene Nummer 1, Mayer darf maximal auf sporadische Einsätze hoffen. Die Statistiken sprechen dabei nicht gerade für die Wiener, denn ihre neue Nummer 1 brachte es in der letzten Saison lediglich auf 89,73% Fangquote, was aber vor allem auch von der bescheidenen Leistung der Grazer Defensive mitverschuldet wurde. Gerade die Konstanz war in der vergangenen Spielzeit ein Manko beim Kanadier – mache Spiele waren weltklasse, in der nächsten Partie patzte Fankhouser dann aber wieder. In Wien soll es keine Ausreden mehr geben, denn zumindest was die Defensive betrifft sollte er genug Unterstützung bekommen.
Druck von hinten dürfte eher keiner zu erwarten sein. Mit Michael Mayer hat man einen Backup aus Linz geholt, der schon in der Stahlstadt lediglich „Notnagel“ war, diese Aufgaben aber meist ganz gut gelöst hat. Auf Dauer auf ihn zu verlassen werden sich die Capitals in dieser Liga aber bestimmt nicht leisten können. Es gibt aber zweifellos bessere Backups, als ihn. Insgesamt erscheint die Torhüterposition gut besetzt, man muss aber abwarten, wie sich Fankhouser in Wien präsentieren wird. Insgesamt wird wieder einmal das Goaliegespann als ein Schwachpunkt der Hauptstädter gesehen.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Verteidigung:
In der Defensive haben sich die Capitals zumindest versucht, zu verbessern. Mit Darcy Werenka und Philippe Lakos hat man die beiden besten Verteidiger der letzten Saison gehalten und verfügt zudem mit Mario Altmann weiterhin über eines der hoffnungsvollsten Talente im heimischen Eishockey.
Zurückgekommen sind Robert Lukas und Leopold Wieselthaler, die beide die Donau abwärts aus Linz nach Wien gewechselt sind. Wieselthaler hat sich in Linz nach einigem Verletzungspech nie so durchgesetzt, wie er es unter Bonin in der Meistersaison getan hat. Es bleibt abzuwarten, ob er fit bleibt. Robert Lukas ist hingegen in Normalform alles andere als ein Ergänzungsspieler. Der Nationalteamspieler wurde als Führungsmann in die Hauptstadt zurückgeholt, hat aber in den vergangenen Jahren beständig abgebaut. Viele Fehler und in der letzten Saison auch noch starke disziplinäre Probleme mit vielen unsinnigen Strafen – so darf man sich nicht mehr präsentieren.
Ebenfalls neu im Kader ist Alexander Mellitzer, der aus dem Westen in den Osten kam. In der letzten Saison spielte er noch beim HC Innsbruck und ist dort über die Rolle eines Ergänzungsspielers nur selten hinaus gekommen. In Wien, unter Trainer Jim Boni ist aber ein Motivationsschub zu erwarten, denn gerade aus diesen jungen „No Names“ holt der Teamtrainer meist mehr heraus als jeder andere.
Noch schwer einzuschätzen ist die Leistungsfähigkeit von Jeff MacMillan. Der Verteidiger kam aus der AHL an die Donau und soll vor allem den fehleranfälligen Mitchell ersetzen. Auch soll er kein Kind von Traurigkeit zu sein und passt damit wie die Faust aufs Auge zu Lakos. Insgesamt hat man die Abgänge von Kasper und Gruber kompensieren können und scheint einen Schritt nach vorne getan, wie es scheint. Die Wiener bauen auf eine Mixtur aus jung und alt und sind zumindest quantitativ im Vergleich zum vergangenen Jahr von Beginn an breiter besetzt. Jetzt muss nur noch die Qualität das bringen, was die Verteidigung verspricht.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
Angriff:
Mit Craig, Wren, Setzinger, Latusa und Ressmann konnte man die Stützen aus der Vorsaison halten. Alleine das Trio Wren, Setzinger und Craig kann Partien im Alleingang entscheiden und sorgte in der letzten Saison für den Großteil der Wiener Tore. Dass man auch weiterhin auf die Routine und Erfahrung von Ressmann bauen kann ist ein zusätzlicher Vorteil, auch wenn der ehemalige KAC Spieler mit Leistungsschwankungen und Verletzungen zu kämpfen hatte. Ebenfalls geblieben sind „Speedy“ Yuri Tsurenkov, sowie der junge Christian Dolezal, die letzte Saison schon rechte ansprechende Leistungen gezeigt haben.
Mit David Schuller (KAC) hat man einen unermüdlichen Arbeiter geholt. Er kann jene Aufgaben übernehmen, die ein Markus Peintner beim VSV hat: kämpfen, arbeiten und viel Körpereinsatz bringen. Dadurch werden Löcher frei und diese könnten seine Linienkollegen ausnützen. Das Problem eines David Schullers ist jedoch seine Strafenanfälligkeit, was bei strengerer Regelauslegung sogar noch mehr Power Plays für den Gegner bringen könnte.
Und noch einen, der seinen Körper einzusetzen weiß, hat man bei den Capitals geholt. Sean Selmser ist immer genau dort, wo es weh tut, weiß sich auch zu wehren und schlägt dabei ab und zu auch etwas über die Stränge. In Graz konnte sich der mittlerweile österreichische Teamspieler nicht wirklich zu großem Einsatz überwinden, wirkte oft auch nicht voll austrainiert und lief erst gegen Ende der Saison zu besserer Form auf. Dass er es kann, weiß man aber in ganz Österreich und gerade Jim Boni wird diese Leistung aus ihm herauszubringen verstehen.
Ebenfalls aus Graz kommt Marc Tropper nach Wien zurück. Er spielte schon in der Saison 2002/03 im Dress der Caps. Mit Gavin Morgan gibt es auch im Sturm ein in Österreich noch unbeschriebenes Blatt, er macht aber im Training einen sehr starken Eindruck – vor allem körperlich und eisläuferisch. Auch er kein Spieler, der sich vor einem harten Zweikampf scheut und damit passt er perfekt in das Konzept der Wiener, die offensichtlich viele Räume für ihre Techniker im Team erarbeiten wollen.
Der Sturm ist definitiv das Herzstück bzw. das große Plus der Vienna Capitals. Eine perfekte Mischung aus Spielertypen (Scorer, wie Craig und Setzinger; Techniker, wie Wren; Arbeiter, wie Schuller; defensive Stürmer, wie Latusa, Tropper), die erneut ein Feuer aufs Eis der ASH zaubern dürfte. Mit dieser Offense kann man sich mit den besten Teams der Liga messen.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
Trainer:
Was gibt es zu Trainer Jim Boni zu sagen, das noch nicht gesagt wurde? Der Nationalteamtrainer passt offensichtlich perfekt zu den Capitals und hat vor allem aus der Vorstandsetage totale Rückendeckung. Man lässt den Italo-Kanadier an der Bande werken und vertraut auf seine Fähigkeiten. In der letzten Saison sogar mit einer stoischen Gelassenheit, dass es fast schon unheimlich wurde. Und am Ende schummelte man sich sogar noch in die Play Offs. Jim Boni ist mit Sicherheit ein Top Trainer, der es bislang fast immer geschafft hat, aus einem Haufen zusammengewürfelter Spieler eine Mannschaft zu formen. Die Voraussetzungen passen auch heuer und Boni weiß, wie in Wien der Hase läuft. Jetzt hat er auch wieder einige seiner Wunschspieler in Wien und wer weiß, vielleicht überraschen die Caps heuer alle?
Wertung: 5 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 17 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen:
1. Vienna Capitals 17 Punkte
2. KAC 16,5 Punkte
3. Black Wings Linz 16 Punkte
4. Graz 99ers 14,5 Punkte
5. HK Jesenice 14,5 Punkte
6. HC Innsbruck 12,5 Punkte
Die nächste Kaderbewertung erscheint aus Urlaubsgründen am 18. September 2006.