Kaderbewertung: Rekordmeister KAC zurück in der Ligaspitze?
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marksoft -
6. September 2006 um 09:33 -
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Die letzte Saison war so etwas wie ein Super GAU für die Eishockeyfans in Klagenfurt. Der Rekordmeister nicht in den Play Offs – es klang fast unglaublich! Diesen Ausrutscher wollten die Rotjacken für die noch härtere und noch engere Spielzeit 2006/07 soweit es geht von vornherein verhindern und rüsteten ihre Mannschaft ungewohnt für die Klagenfurter mit namhaften Verstärkungen auf. Reicht das, um das zu erreichen, was für den KAC fast schon Gewohnheit war: die Play Offs?Eigentlich war es immer so etwas wie ein ungeschriebenes „Gesetz“ in der EBEL: der KAC kommt in die Play Offs. Nicht so jedoch in der abgelaufenen Saison, als die Rotjacken selbst nach einer sehr durchwachsenen Sasion knapp aber doch am berüchtigten Play Off Strich scheiterten. Das Halbfinale stieg ohne den Rekordmeister und die Rotjacken mussten mit ansehen, wie nur wenige Kilometer weiter der VSV den Titel holte.
Das wollte man in Klagenfurt nicht noch einmal wiederholt sehen und wurde daher, anders als in den vergangenen Jahren, am Transfermarkt sehr früh und sehr intensiv aktiv. Man holte sehr bekannte Namen und stockte den Kader auch qualitativ auf. Damit geht der KAC erstmals auch richtig sichtbar den selben Weg wie beinahe alle anderen Vereine auch: Verstärkungen kommen nicht mehr, wie viele Jahre praktiziert, aus dem eigenen Nachwuchs, sondern von extern. Die Nachwuchsarbeit, auf die man so stolz ist bei den Rotjacken, produziert derzeit scheinbar nicht mehr genug Spieler, die es bis in die Bundesliga schaffen können. Vielleicht fehlt ob des Erfolgsdruckes aber auch einfach die Geduld, den Jungen konsequent Eiszeiten und Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.
Und der Druck ist auch beim KAC groß. In der letzten Saison nicht in den Play Offs, spricht man vor der Spielzeit 2006/07 bereits vom Finale. Das Potential dazu haben die Rotjacken bestimmt, der Weg dort hin ist jedoch ein weiter. Das große „Problem“ der Klagenfurter machen Experten vor allem in der Defensive aus. Diese ist eher dünn besetzt und mit einigen Leistungsträgern bestückt, die sich dem Ende ihrer Karriere näheren und daher als verletzungsanfällig eingestuft werden. Den zweiten Schwachpunkt der letzten Saison hat man ausgemerzt: in der Offensive war man zu wenig produktiv und hatte die zweitschlechteste Torausbeute und die absolut mieseste Schusseffizienz der Liga. Mit Zugängen wie Pusnik, Intranuovo, Norris usw. sollte das jedoch im Griff sein.
Erstmals hat auch Trainer Primeau entscheidend bei der Zusammenstellung der Mannschaft mitgewirkt und damit weht der Wind seiner Vorstellungen durch das Team. Der KAC wird sehr kanadisch geprägt an den Start gehen, was auch auf eine deutlich intensivere Gangart schließen lässt. Mit der neuen Regelauslegung könnte das zwar auch nach hinten losgehen, doch ein Blick auf die Fairplay Tabelle zeigt deutlich, dass dem KAC etwas mehr Körpereinsatz nicht schaden würde. Man war das mit Abstand fairste Team der Liga.
Hockeyfans.at Prognose:
Mit dem KAC ist in dieser Saison wieder zu rechnen. Insgesamt zählt man zu jenen Mannschaften, die sich am besten verstärkt haben. Die Rotjacken haben einen großen Schritt nach vorne getan und dürfen sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, dass man tatsächlich ein gehöriges Wort mitreden wird, wenn es um die Vergabe der Play Off Plätze geht.
Im Tor ist man weiterhin beständig gut besetzt, sofern der Verletzungsteufel nicht wieder so zuschlägt. Im Sturm hat man sich ausgezeichnet verstärkt und in der Lindwurmstadt wird man wohl endlich wieder mehr Tore zu bejubeln haben, als man das im letzten Jahr tun konnte. Einzig in der Defensive hat man etwas Bauchschmerzen, doch auch das könnte man lösen. Torhüter Andrew Verner soll Österreicher werden und im Fall der Fälle könnte man dann einen weiteren Legionär verpflichten. Der würde mit großer Wahrscheinlichkeit in der Defensive stehen.
Die obere Tabellenhälfte sollte heuer das realistisch erreichbare Ziel des Rekordmeisters aus Klagenfurt sein. Wichtig wird auch sein, dass man nicht mehr so wie in der Saison 05/06 derart hart vom Verletzungspech getroffen wird. Kann man die Meisterschaft beständig gut besetzt durchspielen, hat man mehr als nur gute Chancen, unter den Top 4 zu landen. Und in den Play Offs ist mit dem KAC dann bekanntlich immer zu rechnen.
Hockeyfans.at Prognose: Platz 3 - 6
Kaderbewertung KAC: (Autor: Marcus Mike)
Torhüter:
Schon seit drei Saisonen ist das Torhütergespann ident: Andrew Verner vor Hannes Enzenhofer. Seit drei Jahren kommt Hannes Enzenhofer zu sporadischen Einsätzen, ausgenommen Verner laboriert an einer Verletzung - was in den letzten zwei Saison nicht selten vorgekommen ist, dennoch bleibt er in seiner Reservistenrolle. Sein "Vordermann" ist im Moment noch eine Nummer zu groß für ihn. Jeder Ligarivale weiß mittlerweile, dass gegen einen Verner in "Normalform" die Rotjacken wesentlich schwieriger zu schlagen sind. Die Einserposition ist mit Andrew Verner bestens besetzt. Der Backup Enzenhofer zeigte in den letzten Jahren aufsteigende Tendenz und konnte die vielen Kritiker etwas verstummen lassen. Das Festhalten an seiner Position ist eine richtige Entscheidung des Vorstandes. Die große unbekannte hinsichtlich eines KAC-Erfolges bzw. KAC-Misere ist wie so oft: Bleibt Verner wieder einmal eine Saison verletzungsfrei? Wenn ja, dann ist er einer der besten Goalies der Liga.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
Verteidigung:
Die älteste Verteidigung der Liga befindet sich heuer ausnahmsweise in Klagenfurt. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es kaum Veränderungen. Viveiros (bei ihm soll heuer definitiv die letzte Bundesligasaison sein) und Ivanov sind wieder ein Jahr älter und stellen nun schon seit Jahren den Grundstock in der Klagenfurter Abwehr. Kirisits spielt nach längerem wieder eine Saison von Beginn an und soll von den arrivierten Cracks lernen. Einer dieser arrivierten Cracks ist Ricard Persson. Nach wenigen Spielen im KAC-Dress beinahe von den KAC-Fans "vertrieben" nützte er seine Eingewöhnungsphase und war in den letzten Meisterschaftsmonaten die gewünschte Verstärkung.
Auch Herbie Ratz ist in der KAC-Defense schon einer der arrivierten Spieler, drei Meistertitel können sich sehen lassen. Sein Partner aus den letzten Jahren verlies den KAC in Richtung Schweden. Der Platz von Johannes Reichel wird nun vom Ex-Grazer Jeremy Rebek eingenommen. Rebek´s Verpflichtung war in Hinblick auf den bevorstehenden Abschied von Manny Viveiros notwendig. Der neue Austrokanadier soll das Spiel lesen können und aus der Verteidigung den Spielaufbau gestalten. Im Powerplay sind seine Stärken an der blauen Linie, seine Treffsicherheit demonstrierte er bereits in den Testspielen. Nachdem Trainer Primeau mit der zugegebenen alten und dünn besetzen Verteidigung noch nicht ganz zufrieden war, kam es zu einer Verpflichtung die für wenige Fans nachvollziehbar ist. Robert Steinwender, ex-Villacher, heuerte vor wenigen Tagen beim Rekordmeister an. Ob Trainer Primeau damit zufrieden gestellt wurde? Insgesamt eine dünn besetzte Defensive, die zudem auf Grund der langsam voranschreitenden Überalterung auch verletzungsanfällig ist.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Angriff:
Die Positionen im Sturm wurden in der Vorbereitungsphase der Athletiker gehörig durcheinander gewirbelt. Gemeint sind nicht die Formationsexperimente von Primeau, sondern die Zu- und Abgänge während der Transferphase. Dauerkämpfer Schuller wanderte nach Wien ab, Heimo Lindner, der sich in seiner zweiten KAC-Ära nie richtig etablieren konnte, wechselte wieder zurück nach Innsbruck und Niki Strobl engagiert sich nun in der Nationalliga beim W-EV.
Hinzu kamen dafür zwei Legionäre, welche sich in Österreich bereits sehr gute Namen verdient haben. Warren Norris aus Graz und Ralph Intranuovo aus der DEL. Der Center Norris war in den letzten Jahren einer der Top-Legionäre in der Bundesliga. Das Spiel in Graz war offensichtlich sehr gut auf den Kanadier abgestimmt. Viele Beobachter vermuten, dass Norris Schwierigkeiten in Klagenfurt bezüglich Unterordnung im Mannschaftsgefüge bekommen könnte. Dennoch sollte von einem Profi zu erwarten sein, dass er seinen Job auch in einer anderen Umgebung bestmöglich erfüllen kann.
Der zweite Kanadier unter den Neuerwebungen ist der konterstarke Intranuovo. Er war ein wichtiger Bestandteil der Linzer Meistermannschaft. Davor und nach seinem Linz-Engagement war er in der DEL immer unter den besten Torschützen zu finden.
Einer mit dessen Verpflichtung im Vorjahr niemand so recht etwas anzufangen wusste ist Chad Hinz. Der kleine, technisch gut ausgestatte, Stürmer war bester KAC-Torschütze in der abgelaufenen Saison.
Das Legionärsquintett komplettiert Tony Iob. Seine Qualitäten sind in Klagenfurt hinlänglich bekannt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters kann er sich jedes Jahr als einer der Liga-Topscorer beweisen.
In den Vorbereitungsspielen zeigte überraschender Weise auch Ryan Foster seine Scorerqualitäten. In der vergangen Saison lange verletzt und als unnötige Erwerbung abgetan, will er es heuer seinen Kritikern endlich zeigen. Auch die Wiederverpflichtung von Andi Puschnig ist von einem sehr ambivalenten Verhältnis mit dem Klagenfurter Publikum geprägt. Als Klagenfurter Urgestein zum VSV abgewandert und nach neun Jahren wieder retour an seine alte Wirkungsstätte wird seine Leistung von Beginn an mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt. Als Bully- und Eckenspezialist hat er eine wichtige Aufgabe im Sturm. Speziell die Schwachstelle des Powerplays soll sich mit ihm ändern.
Neben Puschnig gibt es einen weiteren Heimkehrer in die Klagenfurter Messehalle. Christian Ban spielte vor zwei Jahren im Finale gegen die Capitals eine starke Play-off Serie. Sein anschließender Wechsel in die Hauptstadt war allerdings von verletzungsbedingten Spielpausen gekennzeichnet. Diese sollen sich in Klagenfurt nicht wiederholen und seine Schnelligkeit wird trotz des gut besetzten KAC-Sturms gefragt sein.
Das Manko des letztjährigen Rotjackensturms, die Kadertiefe, wird heuer ausgemerzt sein. Horsky und Kraiger sind seit vielen Jahren fixer Bestandteil der Mannschaft. Mario Schaden spielt wohl schon länger in der Bundesliga als Wilfan und Schellander Eishockey. Dennoch sind auch diese zwei Eigenbauspieler wichtig für den Verein.
In letzter Zeit stagniert der Unterbau für den Bundesligabetrieb etwas. Ibounig und Ofner sind ebenfalls zu Stammspielern aus dem eigenen Nachwuchs gewordenen. Deren Erfolge und Entwicklungen sollten Vorbild für nachkommende Rotjacken sein.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
Trainer:
Seit vielen Jahren gab es nicht mehr einen so kanadalastigen KAC wie heuer. Seit Chris Reynolds, seinen Job erbte Lars Bergström im Jahr 1999, startet der KAC heuer erstmals wieder mit einem kanadischen Trainer in die Saison. Die Namen von erfolgreichen kanadischen Trainern in Klagenfurt lassen sich schnell aufzählen: Bill Gilligan. Nichts destotrotz leistete Primeau in den restlichen Spielen der vergangen Saison gute Arbeit. Bis zur letzten Runde war der KAC an einem Play-off Platz dran und scheiterte schlussendlich.
Dieses Jahr darf er sich beweisen, er war für die Spielerzugänge und Saisonvorbereitung mitverantwortlich. Der KAC hatte in der letzten Saison genug Chancen auf die Play-off Ränge, allerdings vergab man in den wichtigen Spielen entscheidende Punkte. Ein Manko, welches sich in der heurigen Saison nicht wiederholen darf, um die gesetzten Ziele des Vereinsvorstandes zu erreichen: Finale!
Wertung: 4 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 16, 5 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen:
1. KAC 16,5 Punkte
2. Black Wings Linz 16 Punkte
3. Graz 99ers 14,5 Punkte
4. HK Jesenice 14,5 Punkte
5. HC Innsbruck 12,5 Punkte