Kaderbewertung: Sind die Black Wings reif für die Play Offs?
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marksoft -
1. September 2006 um 06:00 -
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Zwei Jahre lang waren die Black Wings aus Linz nicht in den Play Offs. Eine Zeit, welche der bekannt enthusiastischen Fangruppe und dem Verein sehr weh getan hat. Aus den Fehlern der letzten Zeit will man gelernt haben und hat die Mannschaft im Sommer auf vielen Positionen verändert. Jetzt peilt man abermals die Play Offs an. Kann man sie dieses Mal erreichen?[image]15883#left[/image]Die Black Wings Linz sind seit der Neugründung der Bundesliga in der höchsten Spielklasse aktiv und grundsätzlich waren die Anfangsjahre eine „Erfolgsstory“. Jahr für Jahr arbeitete man sich weiter nach vorne, bis man Meister wurde. Danach ging es zumindest finanziell bergab und man fand sich schließlich am Beginn der letzten Saison mit einer neuen Führungsmannschaft und einem neu gegründeten Verein wieder.
Das erste Jahr der LIWEST Black Wings ist vorbei, das Ziel hat man auf Grund eines Durchhängers am Ende der Saison nicht erreicht. Die Play Offs wurden schließlich klar nicht geschafft. Nach anfänglicher Euphorie gab es eine Art Berg- und Talfahrt der Gefühle: Die beste Auswärtsmannschaft der Liga machte viel zu viele unerklärliche Punkteverluste in der eigenen Halle, vergrämte oft ihre Fans und erreichte schließlich nur den enttäuschenden 6. Tabellenplatz. Mit Verletzungen von Leistungsträgern hatten die Linzer die gesamte Saison zu kämpfen. Zu einem hartnäckigen Formtief mehrerer Spieler gesellte sich eine offenkundige Schwäche im Trainerstab und brachte schließlich das Präsidium unter Zugzwang. Ende Februar wurde – für manche Beobachter wahrscheinlich viel zu spät – ein Trainerwechsel vollzogen. Mike Zettel kam von der Mur an die Donau, konnte aber auch keine Wunder vollbringen: die durchaus mögliche Play-off-Teilnahme wurde schon weit vorher verspielt.
Nach dieser verkorksten Saison krempelte die Vereinsleitung sofort die Ärmel hoch. Mit Bill Stewart wurde ein hervorragender Trainer geholt und auch auf dem Transfermarkt waren die Linzer sehr aktiv. Wiederum erwartet man sich in der Stahlstadt die Play-off-Teilnahme.
Hockeyfans.at-Prognose
Für diese Saison wurde die Mannschaft der Linzer an vielen Positionen verändert. Den größten Schritt hat man bei den Stahlstädtern wohl beim Trainerteam gemacht. Mit Bill Stewart hat man einen echten Eishockeyfachmann geholt, der den Erfolg garantieren soll. Der Teamkern um Mannschafts-Kapitän Christian Perthaler ist den Linzern nach wie vor treu. Allerdings sind gerade diese Stützen aus erfolgreicheren Tagen nun schon etwas in die Jahre gekommen und es schien zuletzt das Feuer zu fehlen. Um sie herum wurde der Mannschaft eine „Frischzellen-Kur“ verpasst.
Enttäuschend war in der letzten Saison auf alle Fälle die Offensive. Die mangelnde Schuss-Effizienz erklärt auch zum Teil die schlechte Platzierung. Hier hat man sich nun sehr deutlich verstärkt, sodass die Fans und der Vorstand wirklich erwartungsvoll sein dürfen.
In der Defensive sieht nicht nur Trainer Bill Stewart die großen Fragezeichen der Saison. Das Torhütergespann Penker/Machreich gilt zwar als talentiert und ausbaufähig, hat aber in der vergangenen Spielzeit kaum am Eis gestanden. In der Verteidigung hat man zwar mit dem Kanadier Groleau einen DEL Spieler geholt, doch auch hier gibt es neben den Legionären einige Spieler, die sich erst beweisen müssen.
Für alle Mannschaften der EBEL lautet das Ziel „Play Offs“! Durch die Teilnahme von HK Acroni Jesenice sind bis dahin aber um 8 Spiele mehr zu absolvieren, noch dazu gegen eine Mannschaft, die zum Teil schwer einzuschätzen ist und vor allem in ähnlicher Stärke wie die Stahlstädter agieren. Somit wird es den Linzern in etwa wie im Vorjahr ergehen: Play Off-Kampf ab Beginn! Nur wenn heuer die Offensive das hält, was man sich von ihr wirklich versprechen darf, und die Torhüter samt Verteidiger konstant spielen und die Hoffnungen erfüllen, könnte man die Sorgen um den ominösen Strich in der Tabelle vergessen.
Nicht minder entscheidend könnte heuer die körperliche Verfassung sein. Einige Schlüsselspieler waren gerade in der letzten Saison teilweise länger außer Gefecht und laborierten lange an ihren Wehwehchen. Kein Wunder, dass Trainer Stewart heuer schon in der Vorbereitung sehr viel in Richtung Fitness für die Zeit um und nach dem Jahreswechsel arbeitet.
Keine unbekannte Größe in Linz sind die Fans. Die Euphorie war sicherlich schon größer, aber bei einer ansprechenden Leistung kann die Mannschaft immer noch auf starke Unterstützung durch die Fans rechnen, egal ob zu Hause oder auswärts.
Für einen Platz im oberen Tabellendrittel wird es sich wohl nicht ausgehen. Realistisch sollte aber Rang 4 erreichbar sein – davon träumen aber nicht nur die Linzer. Vom Meister zu sprechen, wie manche in der Stahlstadt es schon tun, ist aber zumindest zu diesem Zeitpunkt zu hoch gegriffen.
Hockeyfans.at-Prognose: Rang 4 – 7
Kaderbewertung Black Wings Linz: (Autor: Werner Bamschoria u.a.)
[image]15858#right[/image]Torhüter:
Im Tor gab es in diesem Sommer bei den Oberösterreichern einen „Tabubruch“. Der langjährige Goalie und absolute Publikumsliebling Pavel Nestak wurde verabschiedet und mit ihm ging gleich sein Backup Michael Mayer auch mit. Geholt wurden mit Patrick Machreich und Jürgen Penker zwei Österreicher, womit die Stahlstädter eine Kehrtwende ihrer bisherigen Gepflogenheiten machen. Die beiden neuen Männer werden bei den Black Wings einiges an Reserviertheit zu überbrücken haben. Der Tscheche Nestak war beliebt, vor allem auch wegen seiner Showeinlagen und darüber übersah man sehr gerne, dass er in den letzten Jahren durchaus an Leistungsfähigkeit abgebaut hatte.
Mit den beiden Österreichern im Tor haben die Stahlstädter ein Risiko auf sich genommen. Beide waren in der letzten Saison nur Backups und brachte es kaum auf Eiszeiten. Beide genießen aber auch den Ruf, talentiert zu sein und könnten überraschen. Vorher muss man ihnen aber auch die Zeit gewähren, sich wieder einzuspielen und in der Liga zu etablieren. Zeit und Geduld, die man vielleicht ob des Erfolgsdrucks nicht so wirklich haben wird. Hier wird auch die Verteidigung gefordert sein, den Torleuten Arbeit abzunehmen.
Aber das Torhütergespann könnte auch überraschen. Da es keine klare Nummer 1 gibt, werden beide Schlussmänner über die gesamte Saison ihr Bestes geben müssen und könnten sich so gegenseitig zu Höchstleistungen aufputschen. Trotzdem: der Torhüterposten ist ein Schwachpunkt im Linzer Spiel und andere Teams sind deutlich besser besetzt. Dafür sind die Oberösterreicher ausgeglichen aufgestellt und können selbst den Ausfall einer sich eventuell herauskristallisierenden Nummer 1 verschmerzen. Trotzdem: es bleibt das Fragezeichen...
Wertung: 3 von 5 Punkten
[image]15868#left[/image]Verteidigung:
Auch in den Defensivreihen rührten die Oberösterreicher kräftig um und ließen kaum einen Stein auf dem anderen. Mit Rob Doyle verließ der Führungsspieler in der Defensive die Black Wings und wird zumindest bis zum Jahreswechsel nicht zur Verfügung stehen. Als Ersatz hat man aber einen sehr erfahrenen Mann geholt, der durchaus die Qualitäten hat, den Linzern hinten Struktur zu geben. Francois Groleau kam von den Füchsen aus Duisburg und gilt als grundsolider Verteidiger.
Ebenfalls nicht mehr im Kader befinden sich Robert Lukas, Leopold Wieselthaler und Georg Privoznik. R. Lukas war in Linz in der letzten Saison ein stark kritisierter Spieler, obwohl er noch immer einer der Fanlieblinge war. Defensive Schwächen und vor allem Probleme mit der Disziplin kosteten den Stahlstädtern nicht nur Nerven sondern auch Punkte. Mit den Legionären Ignatjevs und Sorokins hat man weiterhin zwei lettische Nationalspieler in seinen Reihen, die aber in der vergangenen Saison gegen Ende zu mit Verletzungen nicht mehr fit waren. Zudem halten sich die Gerüchte, wonach man in der Donaumetropole eventuell doch lieber einen zusätzlichen Kanadier gesehen hätte. Ihnen zur Seite steht noch Michael Mayr, der im vergangenen Jahr als Linzer Eigenbauspieler den Sprung in den Bundesligakader endgültig geschafft hat und sich durchaus weiterentwickelt hat. Wunderdinge darf man sich von ihm nicht erwarten, aber er erfüllt die Aufgaben, die ihm aufgetragen werden.
Dennoch musste man im Sommer die Hälfte der Defensive neu zusammenstellen. Ebenso wie Groleau folgte auch Ben Storey dem Ruf seines ehemaligen Trainers nach Linz. Storey spielte letzte Saison in Graz, konnte dort aber eher als „unauffällig“ bemerkt werden. Er ist aber vor allem im Power Play eine Gefahr und sein neuer und alter Trainer vertraut ihm, vor allem vermutlich auch, weil er durchaus auch die härtere Ganghart beherrscht und über einen harten Schuss verfügt.
Den Rest der Defensive ergänzte man mit dem Ex-Cap Gerd Gruber, den Ex-Salzburgern Riener und Unterweger sowie dem Eigenbauspieler Jürgen Diewald. Alles Spieler, die wie Gruber erfahren sind, aber allesamt beweisen müssen, dass sie sich durchsetzen können.
Ingesamt wird die Linzer Defensive mit kritischen Augen betrachtet. Erst die Saison wird weisen, wie die neu formierte Abwehr funktioniert und ob die Fragezeichen zu Rufzeichen werden, oder der Beton wo anders angemischt wird.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
[image]15861#right[/image]Angriff:
Das Prunkstück der Linzer ist ohne Zweifel die Offensive. Hier kann man sich selbst mit Ligakrösus Salzburg messen, wenngleich sich auch hier einige Herren steigern müssen. Dave Chyzowski wurde in der letzten Saison als Topscorer geholt, war aber wenig durchschlagskräftig und wirkte nie so spielfreudig, wie er es zum Beispiel in Wien gewesen ist. Auch Leute wie Kent Salfi und Mark Szücs müssen ihren Torinstinkt wieder finden, echte Goalgetter waren sie aber ohnehin nie. Dazu gesellt sich immer öfter die Verletzungsanfälligkeit. Eine eben solche Verletztung hat Philipp Lukas gerade ausgestanden. Von ihm kann man sich in Topform eine Menge erwarten. Dass Christian Perthaler in der letzten Saison ein Phänomen war, ist unbestritten. Der Kapitän der Linzer spielte die Saison seines Lebens und es wird wohl schwer, daran anzuschließen. Der wohl beste Mann im Sturm der letzten Spielzeit war Rob Shearer. Der Kanadier, der trotz seiner Körpermasse mit enormem Kampf- und Laufwillen begeisterte, war ein Vorbild an Einsatz und überzeuge auf allen Linien.
Die Neuzugänge können sich durchaus in die Reihe der hochkarätigen Offense in Linz eingliedern. Mit Martin Hohenberger holten die Oberösterreicher zwar nicht den beliebtesten Spieler der Liga, aber einen sehr wichtigen. Mit seiner körperlichen Präsenz wird er den Sturm bereichern, ebenso wie Gregor Baumgartner. Dieser ist zwar kein Scorer, aber der Typ Kämpfer und Arbeiter, der Räume schafft. Wichtig genauso wie Raimund Divis, dessen Qualitäten man in Innsbruck sehen konnte. Defensiv arbeitend, Räume schaffend, aber auch lange verletzt. Hinter diesen Namen gehen selbst Talente wie die beiden Winzigs oder Winfried Rac unter. Und dann hat man mit Florian Kalab und Georg Obermayr noch zwei eigene Nachwuchshoffnungen im Rennen.
Insgesamt verfügen die Linzer über einen sehr tief und schlagkräftig besetzten Angriff, wollen daher auch mit vier Linien agieren, was sich vor allem gegen Ende der Saison kräftemäßig auswirken sollte. Mit dem Potential im Angriff muss man sich vor keinem Gegner fürchten, es bleibt nur abzuwarten, ob man in diesem Jahr auch effizienter agieren kann.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
[image]16500#left[/image]Trainer:
In diesem Bereich sind die Hockeyfans.at-Prognosen vor der letzten Saison wahr geworden. Kurt Harand wurde offensichtlich viel zu spät erst vor dem Ende des Grunddurchgangs verabschiedet, sein Co-Trainer Rick Nasheim dann zu Saisonende. Mit Bill Stewart wurde nun erstmals ein Kanadier als Head-Coach nach Linz geholt. Ihn wird als Co-Trainer der Kärntner Gert Kompain, der vorher als Head in Stuttgart tätig war, unterstützen.
Mit dem neuen Trainergespann ist in Linz wieder eine härtere Gangart zu erwarten. Die frühere Ära, in der einige Heißsporne nicht rechtzeitig eingebremst und wahrscheinlich auch viel zu weich angefasst wurden, gehört der Vergangenheit an. Klare Vorgabe der Vereinsleitung ist die Erreichung der Play-offs, wobei sich Bill Stewart damit nicht zufrieden geben will.
Schon in den ersten Trainings war zu erkennen, dass sich die Mannschaft unter Stewart anstrengt, jeder will sich in den Vordergrund spielen. Alle wissen sie, dass man beim neuen Coach keine Fehler machen darf und bislang zeigt man sich vom Training zwar geschlaucht aber begeistert. Viele Trainerkollegen loben ihn als exzellenten Fachmann. Er gilt aber auch als sehr temperamentvoll und als „ausgebuffter Motivator“ und jemand, der mit allen Wassern gewaschen ist. In Graz hatte der Trainer nichts zu verlieren, übernahm ein Team, das am Boden war und überraschte. In dieser Saison hat er die Black Wings unter seinen Fittichen und muss beweisen, dass er die Vorschusslorbeeren verdient.
Wertung: 5 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 16 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen:
1. Black Wings Linz 16 Punkte
2. HK Jesenice 14,5 Punkte
2. Graz 99erss 14,5 Punkte