Nationalliga Kaderbewertung startet mit Bregenzerwald
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marksoft -
30. August 2006 um 08:00 -
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Alle Jahre wieder macht sich ein kleiner, verschworener Haufen Eishockeyverrückter im Bregenzerwald daran, eine Mannschaft für die zweithöchste Spielklasse zusammenzustellen. Man muss mit begrenzten Mitteln auskommen und hat zudem noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Voraussetzungen, wie sie schlechter aber gleichzeitig sympathischer nicht sein könnten. Außenseiter Bregenzerwald startet wieder als Underdog in die Saison – wozu sind die Wälder fähig?Wer Herausforderungen sucht und das Unbekannte nicht scheut, der sollte sich um einen Posten im Vorstand des EHC Bregenzerwald bewerben. Die Vorarlberger sind so etwas wie die Exoten in Österreichs höchsten Eishockeyligen. Ein Haufen von Idealisten, der mit extrem viel Einsatz und Liebe zum Sport jedes Jahr wieder eine Mannschaft zusammenstellen kann. Auch heuer wieder gehen die Wälder als großer Außenseiter an den Start. Schon in der vergangenen Saison waren die Vorarlberger in den hinteren Regionen der Tabelle zu finden und beendeten die regular Season schließlich auf dem letzten Platz, verpassten damit die Play Off Qualifikation.
Wer immer am Abgrund dahinkurvt muss einfallsreich sein oder seine Ansprüche nach unten schrauben. Der EHC Bregenzerwald tritt nicht an, um Meister zu werden, sondern um Eishockey zu spielen. Wenn dabei am Ende ein Play Off Platz herausschaut, dann ist man schon glücklich. Und, noch sehr viel lobenswerter: wo das Geld fehlt, muss man auf den Nachwuchs setzen. Also gibt es beim EHCB einige sehr junge Spieler, die ihre ersten Schritte auf diesem Niveau machen dürfen. Dass dies durchaus etwas bringt beweist die Einberufung des Wälders G. Pohl in den erweiterten Nationalteamkader von Jim Boni.
Hockeyfans.at Prognose
Wer mit derart geringen Mitteln auskommen muss wie die Wälder und sich dabei auch noch gegen drei direkte Lokalkonkurrenten durchsetzen muss, dem gehört zumindest eines: Sympathie. Die Vorarlberger können davon alleine aber nicht leben und wollen sich auch sportlich weiterentwickeln. Dabei hat man aber das Problem, dass mit begrenzten Ressourcen auch die Schritte nach vorne nicht wirklich groß gemacht werden können. Man baut auch im Wald wieder auf die Kernmannschaft der vergangenen Saison, ergänzt um ein paar Verstärkungen und junge Leute, die sich beweisen wollen. Ein Talentepool, der ausbaufähig ist, von dem man aber nicht allzu viel erwarten darf.
Die Bregenzerwälder können also nur überraschen, wenn sie am Ende der Saison 2006/07 abrechnen. Weiterhin ein großer Vorteil der Vorarlberger ist die letzte Freiluftarena in den beiden höchsten Spielklassen Österreichs. Ein Eishockeyspiel beim EHCB hat auch etwas schwer Romantisches für die Fans, für die Spieler ist es immer wieder eine Herausforderung, weil Umstellung. Dadurch alleine können die Wälder gerade zu Hause oft überraschend Punkte einfahren, was sehr wichtig für sie ist.
Der Kader bleibt im Vergleich zur Ligakonkurrenz weiterhin unscheinbar, aber durchaus zu Überraschungen fähig. Die größte dieser Überraschungen wäre es aber, würden die Wälder am Ende der Saison tatsächlich über dem Play Off Strich stehen. Das ist das erklärte Ziel des EHCB und mit viel Glück, noch mehr Überraschungen und der Weiterentwicklungen im Kader möchte man es dem sympathischen Ländleverein fast schon gönnen. Genau das macht den Reiz des Nationalligahockeys ja aus: hier die fast schon zu professionellen Vereine, dort das genaue Gegenteil mit den Teams die jährlich ums Überleben kämpfen. Und irgendwie schlagen die „Kleinen“ dann doch die „Großen“ ab und zu. Genau das wünscht man auch dem EHC Bregenzerwald, auch wenn es am Ende wohl wieder der nackte Kampf um den Play Off Strich werden wird.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 8 - 9
Die Kaderbewertung EHC Bregenzerwald
Torhüter:
Auch in diesem Jahr geht der EHC Bregenzerwald mit R. Gmeiner in die Meisterschaft. Diese Variante überrascht doch ein wenig - vor allem weil einige erfahrene Nationalliga-Goalies in Vorarlberg im Moment ohne Job dastehen. Gmeiner hatte im Vorjahr seine schwächeren Phasen und somit kam auch in der Endabrechnung nur der letzte Platz heraus. Seine Arbeit zwischen den Pfosten ist teilweise solide aber doch ein wenig entfernt von spektakulär. Er lebt von seiner Körpergröße, aber dieser Umstand kann sich heuer in einen Nachteil verwandeln, da ja die neuen Maße bei den Torhüterausrüstungen auch für die Nationalliga bereits gelten. Die beiden weiteren Goalies im Kader des EHCB sind M. Pernutsch und J. Pohl. Der junge Kärtner M. Pernutsch hat seine ersten Spiele in der Nationalliga erledigt und ist sicherlich bereit, im heurigen Jahr mehr Spielzeit zu nehmen. Er ist ein Talent und kann den EHC im Tor verstärken. Der junge J. Pohl wird über die U20 und ein paar Einsätze als Backup nicht hinauskommen. Im Überblick kann gesagt werden, dass die Goalies des EHC zwar motiviert und leistungsbereit sind, doch ein wenig Klasse und Erfahrung fehlt hier schon noch.
Wertung: 2 von 5 Punkte
Verteidiger:
M. Abrahamsson ist der Leitwolf. Er kam in der letzten Saison in den Wald und war nicht mit Vorschusslorbeeren gesegnet, doch er hat sich bewiesen. Er kann Punkte machen und auch defensiv seinen Mann stehen. Doch sein Problem wird sein, dass er nur maximal 35 Minuten Eiszeit bewältigen kann und da beginnt das Problem des EHC. Seine absolute Stärke ist das sehr gute Zusammenspiel mit T. Pettersson. Die beiden verstehen sich blind und finden sich im Powerplay immer wieder. Die Tiefe in der Verteidigung fehlt. Verteidiger Nummer 2 ist R. Klicznik der Steirer im Dienste des EHCB, ist wieder mit dabei und eine fixe Größe im Team des EHC Bregenzerwald. M. Stadelmann ist ein defensiver Verteidiger der mit der neuen Regelauslegung wohl seine Probleme haben wird. M. Pfeiffer ist nach vielen Stationen in Vorarlberger Teams nun beim EHC Bregenzerwald angekommen. Die beiden jungen D. Mitgutsch und D. Immler haben noch viel zu lernen bis sie in der NL gut mitspielen können. Die Verteidigung der Wälder hat einen sehr guten Ausländer am Start und einen Österreicher welcher gutes Hockey spielen kann, doch die Tiefe im Team wird sicherlich zum Problem, da die Nationalliga im heurigen Jahr wieder um einen Schritt schneller und anstrengender geworden ist - somit werden immer mehr Spieler benötigt die im Schnitt nur mehr Einsatzzeiten von maximal 45 bis 50 Sekunden erledigen können.
Wertung: 2 von 5 Punkte
Sturm:
T. Pettersson ist zwar wieder ein Wälder doch er hat keinerlei Hilfe und steht alleine gegen den „Rest der Welt“. Von den Top 5 Scorer des EHCB des Vorjahres sind nur mehr Pettersson und Abrahamsson da. Neuverpflichtung M. Urschitz vom Kärtner Eliteligaverein Spittal ist ein Spieler der dem Team hilft weil er ein weiterer Körper in der Schlacht ist. K. Tschemernjak und C. Gmeiner sind beides noch Stürmer welche am ehesten das Tempo von Pettersson mitgehen können. Beide Spieler machen konstant über das Jahr ein paar Punkte, somit sollten wohl sie die Mitspieler sein, welche auch für das Scoren mitverantwortlich sein werden. Ein wirkliches Talent versteckt sich bisher aber noch im Bregenzerwald: G. Pohl ist ein junger aufstrebender Spieler der mit seinen 19 Jahren heuer bereit sein wird seine Farben nach vorne zu bringen. Seine Einberufung ins A-Nationalteam in der Vorbereitung zur B-WM zeigt, wie talentiert der junge Bursche ist. Weiters sind noch D. Bereuter, R. Längle und M. Mitgutsch dabei - sie haben alle schon ein paar Jahre Nationalliga Erfahrung, aber man muss auch dazusagen, dass sie von dem wirklich lobenswerten Weg der Wälder Vereinsführung profitieren. Komplettiert wird der Kader durch die noch sehr jungen D. Spettel, B. Mitgutsch und C. Immler.
Ein absolutes Novum gibt es noch dazu im Bregenzerwald: den Playing Sponsor/Vorstandsmitglied G. Schedler. Wenn man sich den Sturm der Wälder ansieht, so wird es zwar möglich sein Spiele zu gewinnen, doch konstant auf hohem Niveau scoren zu können, dass wird sicherlich nicht drinnen sein. Mit den Mitteln welche der EHCB zur Verfügung hat ist es nur sehr schwer Qualität im Sturm zu verpflichten, ein Problem ist hier sicherlich auch, dass es 4 Nationalligavereine in Vorarlberg gibt. Somit bauen die Wälder auf die eigenen Spieler welche aber leider nur 5 Monate Eis im Jahr zur Verfügung haben.
Wertung: 3,5 von 5 Punkte
Trainer:
Der Trainer J. Golz ist sicherlich ein Idealist. Eishockey im Bregenzerwald ist ohne Zweifel eine Ehrensache für alle Beteiligten. Es gilt sicherlich der Leitspruch „Wälder kann nicht jeder sein“, und dazu steht auch dieser eingeschworene Haufen. Im Fachlichen wird sich Golz sicherlich auch an T. Pettersson halten, der ja ein erfahrener und sehr guter Spieler ist und somit Golz unterstützen wird. Wie jedes Jahr bleibt aber immer noch der Wetterfaktor. Im Schnee oder Regen im Bregenzerwald zu spielen ist immer etwas Unglaubliches. Somit werden auch wieder für einige Auswärtsmannschaften Punkte im Bregenzerwald bleiben und genau davon lebt dieser Verein. Die Voraussetzung sind heuer schlecht wie nie zuvor: nur 2 Ausländer dazu eine Mannschaft welche einige Lücken aufweist aber im Endeffekt wird nur die Saison zeigen wie dieses Spieljahr laufen wird.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 11 von 20 Punkten