Kaderbewertung: Sind die Graz 99ers heuer stark genug?
-
marksoft -
30. August 2006 um 06:00 -
5.512 Mal gelesen -
0 Kommentare
Der zweite Teil der Hockeyfans.at Kaderbewertung beschäftigt sich heute mit den Graz 99ers. Die Steirer haben sich in den vergangenen Monaten erheblich verstärkt und ihre Mannschaft erheblich umgebaut, einen neuen Trainer geholt und so früh wie nie mit dem Training begonnen. Wird das alles reichen, um es vielleicht dieses Mal in die Regionen der Play Offs zu schaffen? Oder bleibt man den hinteren Tabellenregionen treu.Nein, mit der vergangenen Saison konnten die Graz 99ers absolut nicht zufrieden sein. Man beendete sie am letzten Platz und das, obwohl man wie schon die Jahre zuvor mit großen Hoffnungen in die Saison gestartet war. Aber wie es so häufig ist: kaum läuft es sportlich nicht, kommt auch noch Pech dazu. Eine Verletzungsserie sorgte dafür, dass die Steirer sich nie wirklich erholen konnten und erst nach dem Trainerwechsel zu Bill Stewart besser in Schwung kamen. Gegen Ende der letzten Saison zeigte man dann, was in einem stecken würde und besiegte die Konkurrenz – einen nach dem anderen. Nur, da war es für die 99ers schon zu spät und der Play Off Zug abgefahren.
So weit möchte man es in dieser Saison erst gar nicht kommen lassen. Durch den letzten Platz in der vergangenen Saison hat man den Vorteil eines zusätzlichen Transferkartenspielers und wird diesen auch nutzen. Die Mannschaft wurde stark umgebaut, die Legionäre scheinen gut ausgesucht zu sein und mit Mike Bullard hat man traditionell einen Eishockeyfachmann hinter der Bande in Graz Liebenau.
Weiter treu hinter ihrer Mannschaft stehen auch die Fans in der Steirischen Landeshauptstadt. Kaum ein anderes „Fanvolk“ würde wohl auch in schlechten Zeiten, wie sie die Grazer ohne Zweifel durchmachten, derart geschlossen hinter dem Team stehen. Die Grazer haben sich ihren Stellenwert in der Liga erkämpft, diese Saison will man aber mehr als die „Arbeitertruppe“ sein. Die Play Offs sind das Ziel.
Hockeyfans.at Prognose:
Glaubt man den letzten Gerüchten aus der Steiermark, dann könnte die kommende Saison eine wirklich richtungsweisende für die 99ers sein. Man möchte aus dem dunklen Eck der Tabelle heraus und nicht mehr die „graue Maus“ der Liga spielen. Das Konzert der Großen soll es schon sein, wo man mitwirken möchte – sprich, die Play Offs sollen angegangen werden.
Ein ambitioniertes Ziel, das vor allem eine erhebliche Steigerung gegenüber der letzten Saison verlangt. Andererseits darf man nicht vergessen, dass die Steirer echtes Verletzungspech hatten und sich durchaus weiter oben in der Tabelle befunden hätten, wenn da nicht dieser Teufel gewesen wäre... Davor ist man selbstverständlich auch heuer nicht gefeit, doch die Voraussetzungen sind schon im Vorfeld andere.
Es ist ein starker Umbruch das Team der 99ers gegangen, zahlreichen Abgängen stehen auch viele Neuzugänge gegenüber. Allen voran Trainer Mike Bullard, der das Amt von Bill Stewart übernommen hat und die Steirer über den Strich befördern soll. Einen Vorteil haben die Steirer auf alle Fälle: sie dürfen einen Legionär mehr einsetzen und mit etwas Glück könnte genau das den Unterschied zur Konkurrenz machen.
Anbrennen möchte man nichts lassen und beorderte das Team schon sehr früh aus dem Urlaub zurück, befindet sich schon lange im Training und absolviert entsprechende Trainingsspiele. Man hat den Eindruck, dass die Grazer viel wollen und auch alles riskieren werden, um das zu erreichen. „Hopp oder drop“ – so soll die Devise lauten.
Zumindest am Legionärssektor haben sich die Steirer sehr gut verstärkt und scheinen ihren Vorteil mit dem zusätzlichen Transferkartenspieler nutzen zu wollen. Dem gegenüber stehen die österreichischen Neuzugänge, die eher in die Kategorie „Mittelmaß“ einzuordnen sind. Spieler, die sich in anderen Teams nicht wirklich durchsetzen konnten und nun in Graz ihre Heimat gefunden haben. Die Führungsaufgaben müssen wohl andere übernehmen. Zudem wirkt man im Tor etwas riskant besetzt.
Verletzungssorgen dürfen auch heuer nicht auf die Steirer zukommen. In manchen Mannschaftsteilen ist man nicht wirklich abgesichert und ein oder zwei angeschlagene Spieler können hier abermals zu Problemen führen. Wunderdinge darf man von den Grazern wohl auch dieses Jahr nicht erwarten. Wenn sie aber vom Verletzungsteufel nicht mehr ganz so stark heimgesucht werden wie im Vorjahr, die Imports halbwegs einschlagen und auch die Euphorie in der Landeshauptstadt weiterhin bestehen bleibt, dann ist zumindest das Mitmischen im Kampf um Platz 4 möglich.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 4 – 7
Kaderbewertung Graz 99ers: (Autor: Michael Marusko u.a.)
Torhüter:
Die Torhüterposition ist in der jüngeren Vergangenheit bei den Grazern nie wirklich konstant besetzt gewesen. Im Vorjahr baute man auf Scott Fankhouser, den man jedoch nach Wien abgeben musste. Ein guter Goalie, der jedoch hinter einer schwachen Defensive oft große Probleme bekommen hat. Zu viele Schüsse und zu wenig Rückendeckung zehrten an den Nerven.
In dieser Saison soll nun Steve Passmore die Kastanien aus dem Feuer holen und das Netz der Grazer sauber halten. Der Kanadier sollte abermals ein ausgezeichneter Griff gewesen sein, gilt als sehr sicher und ist wohl in der EBEL in den oberen Torhüter – Regionen anzusiedeln. Das große Problem haben die 99ers bestimmt nicht auf der Nummer 1 Position, sondern dahinter. Verletzungen darf sich der Kanadier keine zuziehen, denn hinter ihm steht der unerfahrene Nachwuchsmann Florian Weinhandl, der praktisch keine Bundesligaerfahrung hat. Einen dritten Goalie, der für den Fall der Fälle zur Verfügung stehen würde, hat man erst gar nicht im Kader gelistet. „Augen zu und durch“ kann es da wohl nur heißen.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Verteidigung:
In der Verteidigung lag in der letzten Saison ein großer Schwachpunkt der Steirer – vor allem auch auf Grund vieler Verletzungen. Diesen hat man nun mit zwei hochklassigen Neuzugängen ausgemerzt. Der Norweger Tommy Jakobssen ist mit Sicherheit ein echter Leadertyp, der es mit seiner DEG in der letzten Saison bis ins Finale geschafft hat. Gemeinsam mit dem zweiten Klasseverteidiger Todd Reirden wird er die Defensivabteilung anführen und in geordneten Bahnen zu lenken wissen. Was ein Jiri Hala im Vollbegriff seiner Kräfte leisten kann ist allgemein bekannt. Dazu kommt mit Georg Privoznik ein in langen Bundesligajahren erfahrener, solider Verteidiger. Diese sollen dann auch noch die jungen Quantschnigg und Brunnegger führen – beides Talente, aber noch fehleranfällig. Insgesamt wirkt die Defensive vor allem dank der neuen Legionäre zumindest um eine Spur besser besetzt als in der Vergangenheit, ist aber erneut sehr spärlich besetzt. Nur 6 Verteidiger könnten zu wenig sein in einer Liga, die hart ist und körperlich alles abverlangt. Mit drei Linien hat man über kurz oder lang auf jeden Fall keine Chance in der EBEL, denn Verletzungen stellen sich bei einem 56-Spiele-Programm fast automatisch ein. Also auch hier: ein Kreuzzeichen und ja keine Verletzungen! Aber vielleicht wird Jamie Mattie doch noch eingebürgert, was zumindest etwas Entlastung schaffen sollte.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Angriff:
Die Masse im Sturm ist schon alleine am ersten Blick nicht zu übersehen. Hier scheinen die Grazer fast schon überbesetzt zu sein. Man hat zwar auch hier einige schmerzhafte Abgänge zu verkraften, dafür holte man auch gute Spieler an die Mur. Vor allem die Legionäre scheinen auch hier ein echter Goldgriff zu sein. Day, Guillet und Brulet werden den Verteidigern der Gegner einiges an Kopfzerbrechen bereiten und gemeinsam mit dem soliden Arbeiter Washburn ist man hier durchaus mehr als nur konkurrenzfähig. Dazu bekannt harte Arbeiter wie Kniebügel, der immer gefährliche Göttfried oder auch die Neuzugänge Suorsa und Judex. Man gebe da noch die junge Garde um die Kraxner Brüder, Daniel Schildorfer usw. dazu – im Sturm ist die Mischung der Grazer gelungen. Jetzt muss sich nur noch der eine oder andere auch im Ligaalltag als Goalgetter herausstellen und den Steirern kann man hier kaum noch was vormachen!
Wertung: 4 von 5 Punkten
Trainer:
Mike „Bully“ Bullard hat in Graz einerseits eine dankbare, andererseits aber auch schwierige Aufgabe übernommen. Nach der letzten Saison kann es kaum noch schlimmer für die Steirer kommen, andererseits wächst der Druck auf die Mannschaft. Der Präsident will Ergebnisse und am besten einen Platz in den Top 4 sehen, die Fans möchten auch wieder vorne mitspielen und die Medien schreiben die 99ers auch schon in den Kreis der Mitfavoriten der Liga. Bullard ist aber erfahren genug, um mit all dem fertig zu werden. Er hat die Mannschaft von Beginn an unter Kontrolle gehabt und stellt große Anforderungen an das Team. Wenn Verletzungen ausbleiben ist für ihn alles drin, spielt man aber erneut nur in den hinteren Tabellenregionen, wird der Druck mit Sicherheit auch für ihn nicht auszuhalten sein. In Graz hatten die Coaches bisher meist große Rückendeckung, das könnte sich diese Saison ändern. Erfolg muss her und wenn dieser ausbleiben sollte ist auch in Graz der erste Sessel der frei wird jener von Bullard.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 14,5 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen:
1. HK Jesenice 14,5 Punkte
1. Graz 99ers 14,5 Punkte