Kaderbewertung startet mit Liganeuling Jesenice
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marksoft -
28. August 2006 um 06:00 -
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Es ist wieder so weit. Wie jedes Jahr betrachtet Hockeyfans.at auch heuer die Erste Bank Eishockey Liga kurz vor Saisonstart intensivst und versucht einen Überblick über die Spielstärken der Teams zu geben. Die Kaderbewertung ist traditionell der Startschuss für die Eishockeysaison und wird auch heuer wieder für zahlreiche Diskussionen sorgen. Den Anfang macht Liganeuling HK Jesenice. Was ist von den Slowenen zu erwarten?Mit dem HK Jesenice hat sich die Erste Bank Eishockey Liga erstmals über die Landesgrenzen hinaus gewagt und einen Slowenischen Verein mit an Board geholt. Die Referenzen können sich sehen lassen. Slowenischer Rekordmeister und in den letzten Saisonen praktisch außer Konkurrenz im eigenen Land, suchte Jesenice schon seit langem eine Herausforderung, die man in der EBEL mit Sicherheit gefunden hat.
[image]4888#left[/image]Der Kader der Slowenen besteht zum Großteil aus Nationalteamspielern, wird aber zumindest zu Beginn der Saison ohne Legionäre auskommen. Man will sich laut offizieller Sprachweise zuerst ansehen, wie es in der Liga läuft und dann punktgenau verstärken. Der wahre Grund dürfte aber das Budget sein, das man für die Bundesliga erheblich erhöht hat (spekuliert wird von 750.000 Euro im Vorjahr auf ca. 1,5 Millionen Euro in diesem Jahr), das aber mit Gehaltserhöhungen und neuen Spielern bereits ausgereizt sein soll.
Das große Plus der Slowenen besteht zumindest in der ersten Phase der Meisterschaft, dass man sie nicht kennt und daher auch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite liegt. Zudem verfügt man über ein enorm begeisterungsfähiges Publikum, das gerade in der heimischen, 30 Jahre alten Dvorana Podmežakla Eishalle eine Macht darstellt, die zusätzliche Motivation freigeben sollte. Mit dem EBEL Einstieg wird auch das Eishockeyinteresse in Jesenice stark ansteigen und das fanatische Publikum wird auch auswärts verstärkt anzutreffen sein.
Hockeyfans.at Prognose
Eine Prognose für den HK Jesenice abzugeben fällt überaus schwer, da man das Team selbst zwar in Form seiner Einzelspieler von diversen WM Turnieren zwar kennt, als Einheit jedoch noch nie spielen gesehen hat. Insgesamt ist der Slowenische Meister sportlich aber mit Sicherheit eine Bereicherung und sollte etwas mehr Farbe ins Ligaleben bringen, gilt Jesenice doch als Verfechter eines eher technisch geprägten Eishockeys, was im stark kanadisch angehauchten EBEL Hockey durchaus attraktiv sein könnte.
Da der Großteil der Mannschaft seit vielen Jahren nicht nur auf Vereinsebene, sondern auch im Nationalteam zusammenspielt wird man vor allem zu Meisterschaftsbeginn viel von Jesenice erwarten können. Die Slowenen bauen zudem auf das umfangreichste Testspielprogramm und werden so richtig „warm“ aus den Startlöchern kommen. Das gepaart mit der Eingespieltheit sollte dafür sorgen, dass man von Beginn an ganz oben mitspielen wird.
Das große Fragezeichen steht aber in der Konstanz der Leistungsfähigkeit. Die Spieler des HK Jesenice sind es in den letzten Jahren nicht gewohnt gewesen, sich über 56 Spiele lang ständig beweisen zu müssen und ihre Kräfte vor allem so einzuteilen, dass sie ihren Höhepunkt nach der Jahreswende haben. Selbst im Nationalteam war es immer nur notwendig, ein oder zwei Wochen fit zu sein, was mit einem Ligaalltag, der über ein halbes Jahr auf Hochtouren läuft, nicht vergleichbar ist.
Zudem wirkt der Kader Jesenices zwar in den ersten zwei Reihen gut besetzt, dünnt nach hinten hin aber zusehends aus. Auch hinter den Torhütern steht ein Fragezeichen, gerade was die Nummer 1 betrifft. Hier dürfte zumindest die Konkurrenz, die man ganz vorne zu erwarten hat, doch um mindestens eine Klasse besser besetzt sein.
Abwarten muss man auch, wie die Slowenen mit der stark körperbetonten Spielweise in der EBEL zurecht kommen, auch das Tempo wird um eine Stufe höher sein, als man es bislang gewohnt war. Ohne Legionäre wird man wohl in der EBEL über die gesamte Saison gesehen kaum mithalten können und am Ende auch nicht in den Play Off Plätzen zu finden sein. Entschließt man sich aber, wie eigentlich erwartet wird, doch noch dazu, 2 bis 3 Transferkarten zu vergeben, könnte alles anders aussehen. Das hängt dann vom glücklichen Händchen bei der Vergabe dieser Plätze ab.
Mit den Fans im Rücken könnte Jesenice aber durchaus überraschen und gerade in der ersten Hälfte der Meisterschaft ganz oben mitspielen. Insgesamt sollte man das Hauptaugenmerk aber darauf richten, dass man langfristig Rang 4 anpeilt und somit die Play Offs anstrebt. Das ist auch der offizielle Plan der Slowenen, der durchaus aufgehen könnte wenn alles zusammenpasst und man vor allem von großen Verletzungssorgen verschont bleibt.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 4 - 7
Kaderbewertung HK Jesenice:
Torhüter:
Hier haben die Slowenen einen schmerzhaften Abgang zu verkraften, der wohl nur schwer zu ersetzen sein wird. Mit Robert Kristan, den es nach Schweden zog, verließ immerhin die Nummer 1 des Slowenischen Nationalteams Jesenice. An seiner Stelle wird nun die bisherige Nummer 2 und gleichzeitige Nationalteam Backup Gaber Glavic versuchen die Netze des Liganeulings sauber zu halten. Glavic gilt allgemein zwar als guter Torhüter, der nun aber erst einmal beweisen muss, dass er dem Druck einer langen Saison Stand halten kann und tatsächlich ausreichend Talent hat. Beim WM Turnier in Lettland im Frühjahr 2006 war Glavic wenig überzeugend.
Als Backup steht ihm die Nummer 3 des Nationalteams zur Seite. Der 22-jährige Andrej Hocevar wurde aus Laibach geholt und soll Glavic einerseits den nötigen Druck von hinten geben, andererseits auch entlasten. In den bisherigen Tests machte der junge Torhüter keinen schlechten Eindruck.
Insgesamt verfügen die Slowenen über ein talentiertes Goaliegespann, hinter dem aber vor allem die Fragezeichen der Unerfahrenheit stehen. Im Vergleich zu anderen Teams der Liga scheint man zwar ausgeglichener besetzt zu sein, ob es aber für herausragende Leistungen wie bei der Konkurrenz reichen wird darf abgewartet werden.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Verteidigung:
Auch in der Defensive hat man einen echten Führungsspieler abgegeben, der zwar für ein paar Partien noch dabei sein wird, danach aber ebenfalls nach Schweden geht. Die Rede ist von Ales Kanjc, der als bester Defensivspieler Sloweniens gilt und in den vergangenen Jahren Jesenices Verteidigung den nötigen Rückhalt gegeben hat. Nicht zuletzt deswegen ist man auch in diesem Bereich auf dem Transfermarkt tätig geworden und hat mit Uros Vidmar holte man einen Verteidiger von Slavija zurück nach Jesenice, der solide Arbeit verrichten kann und zudem auch über die nötige internationale WM Erfahrung verfügt. Er soll der Leader in der Defensive werden und damit die Nachfolgte von Kranjc antreten. Zudem holte man den 20-jährigen Kovacevic, der in Slowenien als großes Talent gilt, aber noch einiges an Gewicht zulegen muss, um in einer langen EBEL Saison tatsächlich auch körperlich bestehen zu können.
Insgesamt konnte der HKJ aber in der Defensive seine Stammformation zum Großteil zusammenhalten. Mit Mitja Sotlar hat man ebenfalls einen Teamspieler in seinen Reihen, der vor allem von der blauen Linie gefährlich agieren kann. Einen alten Bekannten findet man ebenfalls in der Verteidigung der Slowenen. Miha Rebolj war auch schon für Graz im Bundesligaeinsatz und weiß somit, was ihn in der EBEL erwartet. Das tun auch Golicic und Klinar, die schon seit Jahren zu fixen Größen in Jesenice gehören und ihr Handwerk durchaus verstehen.
Der Großteil der Defensivmannschaft der Slowenen hat WM Erfahrung, es bleibt aber abzuwarten, inwieweit man auch in der EBEL zurecht kommen wird. Insgesamt fehlt es etwas an Durchschlagskraft und Kreativität von hinten, was aber mit dem einen oder anderen Legionär noch verändert werden könnte.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Angriff:
Im Sturm trifft man gleich auf mehrere Spieler, die ihr Geld in der Vergangenheit schon in Österreich verdient haben. Vor allem Marcel Rodman ist in der Alpenrepublik kein Unbekannter, hat er doch schon mehrmals in der Bundesliga gespielt. In der letzten Saison war er für Graz aktiv, war hier zwar immer bemüht, aber trotzdem nicht mehr so durchschlagskräftig wie früher. Sein Bruder David war ebenfalls schon einmal in der Bundesliga, damals für Linz. Er zählt ebenfalls wie Marcel zum fixen Kader des Nationalteams und gilt als torgefährlich, aber auch sehr [image]2023#right[/image]strafenanfällig. Auch Tomaz Vnuk kennt man hierzulande sehr gut. Der kleine Slowenen mit dem großen Kämpferherz konnte trotz seiner 36 Jahre noch einmal zu einer Bundesligateilnahme überzeugt werden und bringt vor allem Erfahrung ins Team. Ihm wird wohl die Rolle des Puckverteilers zukommen, der aber auch Tore schießen kann.
Der Rest des Angriffs von Jesenice ist zwar in Slowenien die Creme de la Creme und verfügt auch über internationale Erfahrung, insgesamt sind die bislang erreichten Scores in der Slowenischen Liga aber mit großer Vorsicht zu genießen. Selbst bei WM Turnieren konnten die Slowenen bislang nur maximal zwei wirklich konkurrenzfähige Linien aufbieten und das wird auch das große Problem in der EBEL werden. Der Kader wirkt vor allem in der Offensive nicht ausreichend tief besetzt und es scheint auch der absolute Topscorer zu fehlen. Auch hier könnte ein Legionär noch etwas Abhilfe verschaffen.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Trainer:
Dieser Position galt in Jesenice die größte Aufmerksamkeit und sie wurde nach Bekanntwerden des EBEL Einstiegs auch als erstes besetzt. Mit Matjaz Kopitar hat man einen Kenner hinter die Bande gestellt, der in Slowenien großen Respekt genießt. Der Vater des größten Eishockeytalent des Landes, Anze Kopitar, war unter anderem als Aktiver auch beim DEK in Klagenfurt aktiv und beendete vor 4 Jahren seine Karriere. Als Coach gilt er als besonders hart und damit auch durchschlagskräftig mit dem nötigen Respekt nicht nur innerhalb des Teams, sondern auch bei Fans, Medien und Vorstand. Er sollte somit auch bei einer Niederlagenserie nicht sofort in die Kritik geraten. Von ihm wird sehr viel abhängen, denn die Slowenen gehen mit großen Erwartungen ins EBEL Rennen und wollen auf jeden Fall in die Play Offs. Vor allem die Einteilung der Kräfte wird in einer 56 Spiele dauernden regulären Saison sehr schwierig, wie in den letzten Jahren schon diverse Teams gemerkt haben. Als Liganeuling könnte man hier eventuell Lehrgeld zahlen müssen.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 14,5 von 20 Punkten