Bill Stewart: Ich will mit Linz Meister werden
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marksoft -
15. August 2006 um 07:46 -
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Seit dem 14. August ist auch in Linz die Eiszeit wieder angebrochen. Neo-Coach Bill Stewart traf in der Stahlstadt ein und gab gleich die Richtung für die neue Saison vor. Eines wurde gleich zu Beginn klar: es weht ein neuer Wind durch die Linzer Eissporthalle und einige Cracks werden sich warm anziehen können.Begrüßt mit einer Lobrede von Präsident Wetzl (Startrainer, Erfolgsgarant für die neue Saison, Respektsperson) zeigte sich der neue Trainer der Black Wings Linz bei seinem ersten Auftritt in der Saison 2006/07 wie erwartet angriffslustig. Gleich zu Beginn machte er eines klar: "Ich hasse das Mittelmaß! Für mich zählt nicht nur das Erreichen der Play Offs, ich bin hier, um Meister zu werden!"
Ganz so weit wollte Präsident Wetzl nicht gehen, für den Vorstand wäre das Erreichen der Play Offs schon ein Erfolg. "Aber mir gefällt die Einstellung eines Bill Stewart. Genau deshalb haben wir ihn geholt und finanziell in dieser Saison primär in den Trainer investiert. Er denkt immer positiv, ist hart und legt sich selbst hohen Druck auf. Es wird eine sehr lange und sehr schwere Saison und am Ende hoffen wir, dass wir mit der Verpflichtung von Bill Stewart jenen Schritt vorwärts gemacht haben, der uns unter die ersten Vier bringt."
Tatsächlich gilt der neue Trainer der Oberösterreicher als bedingungs- und kompromisslos, der auch vor großen Namen nicht halt macht. Für einige Spieler in den Reihen der Linzer werde das zum Kulturschock werden, war auch aus den Reihen des Vorstandes zu hören. Die Spieler hätten Respekt, sehen der Arbeit mit diesem herausragenden Trainer aber positiv entgegen.
Anfang Juni wurde jeden einzelnen Spieler noch einmal deutlich gemacht, dass er zum Trainingsauftakt am 21. August auf keinen Fall in schlechter oder auch nur durchschnittlicher körperlicher Verfassung erscheinen solle. Jeder einzelne hätte mit harten, individuellen Konsequenzen zu rechnen, sollte das der Fall sein.
Und auch am Transfermarkt könnten die Oberösterreicher noch einmal aktiv werden. Nachdem Gerald Penker nun doch nicht nach Linz kommen wird, sind die Stahlstädter vor allem in der Defensive weiterhin noch darauf aus, Verstärkung zu holen. Ein Name steht dabei hoch im Kurs, wie Präsident Wetzl gegenüber HF.at noch einmal bestätigte: Robin Doyle. Der 43-Jährige soll die Black Wings ab Dezember verstärken und hat auch sein Wort gegeben, wenn er noch einmal zum Sport zurückkehren würde, dann nur nach Linz. Dazu trägt auch die persönliche Bindung Doyles zum neuen Coach bei.
Interview mit Bill Stewart, Trainer Black Wings Linz:
Bill Stewart, sie hatten für die neue Saison auch Angebote von anderen Vereinen, unter anderem hieß es lange Zeit, sie seien sich mit den Graz 99ers einig. Warum haben Sie sich dann für Linz entschieden?
Es war vor allem dieser Wille, zu gewinnen, den ich in Linz gespürt habe. Ich bin jemand, der sich mit dem Mittelmaß nicht zufrieden gibt. Ich habe hohe Erwartungen an mich, an meine Spieler und an den gesamten Verein. Für mich zählt nicht nur das Erreichen der Play Offs. Ich werde mich sicher nicht mit Rang 4 oder 5 zufrieden geben. Sport ist hart, Sport ist cool und es gibt am Ende nur einen Champion. Ich habe es schon damals in Mannheim gesagt: Zweiter zu werden ist wie wenn man seine Schwester küsst! Im Sport ist das Ziel immer, der Beste zu sein. Ziele geben Identität und diese Identität braucht eine Mannschaft. Auch wenn das Gewinnen in dieser Saison sehr schwierig werden wird.
Sie beginnen am Montag mit ihrem Team das Eistraining. Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenstellung der Mannschaft?
Wenn man neu zu einer Mannschaft kommt, dann bringt man immer ein paar Spieler selbst mit, ein paar "erbt" man. Das ist auch in diesem Jahr so. Wir haben mit Sicherheit eine Menge Arbeit vor uns, wir müssen zusammen arbeiten. Wir haben zwei Goalies, die sehr viel zu beweisen haben. Das ist eines unserer größten Fragezeichen. Auch in der Verteidigung gibt es viel Potential und jede Menge Möglichkeiten, sich zu profilieren. Die Stärke unseres Teams sind mit Sicherheit die Stürmer.
Das hört sich so an, als hätten Sie Ihre Hausaufgaben gemacht und Ihre Spieler bereits analysiert. Dafür sind Sie ja bekannt.
Nicht nur meine Spieler. Ich war ja schon letztes Jahr in der Liga und habe eine umfassende Analyse gemacht. Ich habe Dossiers über jeden Spieler der Liga, jeden Referee, jeden Coach! Aus Graz sind 3 große Boxen meiner Unterlagen nach Linz gekommen - das ist meine Arbeitsgrundlage. Ich kenne jeden Spieler der Liga, seine Stärken, seine Schwächen.
Sie gelten ja als großer Analytiker unter den Trainern. Wie lange bereiten Sie sich auf ein Spiel vor?
Jedes Spiel kostet mich 15 Stunden Vorbereitungszeit. Das ist mein Einsatz, den ich bringe - und er ist groß. Ich bin bereit, alles zu geben und wenn ich nach 15 Stunden Vorbereitungszeit einen Spieler sehe, der nicht auch bereit ist, alles zu geben, dann bin ich wirklich böse.
Die Black Wings gehen als letztes Team der gesamten Liga aufs Eis, haben von Beginn an bis zu 2 Wochen Rückstand gegenüber der Konkurrenz. Was sagen Sie dazu?
Das macht nichts. Wir brauchen nur 30 Tage, um die Mannschaft auf die Saison vorzubereiten. Das ist in der NHL nicht anders und ich habe das eigentlich immer so gemacht, war auch erfolgreich. Wir trainieren täglich 4 Stunden, machen mehrere Tests und es wird mit Sicherheit keinem langweilig. Wir haben den Spielern gesagt, dass die topfit zum Training kommen müssen. Die ersten 12 Tage des Trainingslagers werden sehr, sehr hart.
In der letzten Saison ging Linz zum Ende hin die Luft aus. Hat man daraus etwas gelernt?
Ich brauche daraus nichts lernen, weil dieser Fehler mit Sicherheit nicht passiert. Linz hatte in der letzten Saison immer ansteigende Form, hatte seinen Höhepunkt so ab Ende Dezember bis Ende Jänner. Danach war die Luft draußen. Die Hälfte der Mannschaft war total ausgebrannt, die andere Hälfte hat zugeschaut. Wir werden heuer kontinuierliche Aufbauarbeit leisten, dass wir bis zum Ende der Saison durchhalten werden. Im Gegensatz zum Vorjahr wird es auch während der Saison Off-Ice Training geben und wir werden den gesamten Kader einsetzen, die ganze Saison hindurch. Gerade die jungen Spieler sind gefordert und werden auch spielen. Sie können zeigen, dass sie sich weiterentwickeln.
Wie beurteilen Sie die Liga heuer und wen sehen Sie als Meisterschaftsfavoriten?
Die Liga ist mit Sicherheit noch einmal um einiges stärker geworden. Durch die zusätzlichen Imports hat sich die Klasse um sicher 30 Prozent gesteigert. Wobei ich nicht der Meinung bin, dass die Legionäre die Meisterschaft entscheiden werden. Der Schlüssel sind die Österreicher und da sind wir gut aufgestellt. Klar, Salzburg hat das größte Talent und geht es nach der Papierform sind sie Favorit. Aber nicht das Talent gewinnt die Meisterschaft, sondern das beste Team. Das war auch im Frühjahr beim VSV so. KAC und Graz sind mit Sicherheit besser geworden in diesem Jahr, auch Jesenice erwarte ich als interessanten und sehr starken Gegner. Wie gesagt: wir müssen zusammenarbeiten und als Team auftreten. Dann haben wir alle Chancen. Wir müssen das Herz haben 56 Spiele lang zu kämpfen und alles zu geben. Dann ist alles möglich.