Der alte Take That Song hat plötzlich wieder Auferstehungserscheinungen. Die Flammen züngelten am gestrigen Tage auf dem Arrowhead Pont der Ducks, doch hochgeschlagen sind sie letztendlich nicht während der unglücklichen Niederlage der Calgary Flames.
Und jetzt kommt es zum richtigen Showdown, dem verflixten siebenten Spiel. Das Spiel das keiner haben wollte, erinnert es doch an die unsagbar knappe Stanley Cup Niederlage 2004. Doch den Kopf nicht hängen lassen. Es gilt die alte Weisheit, dass man jeden schlagen muss, um sich letztendlich Champion nennen zu können.
Und mittlerweile hat es mich auch gepackt. Die letzen Wochen sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen und nun sitze ich hier um ein Uhr morgens, kurz nach dem Spiel, um die Emotionen in den Artikel einfliessen zu lassen.
Doch möchte ich zuerst etwas anders aufgreifen. Der Übergang mag sich eigenartig anhören, aber wann haben die Anhänger der Dortmunder Borussia das letzte mal einen Sieg von Schalke in der zweiten Europapokalrunde euphorisch gefeiert. Oder umgekehrt? Ist das überhaupt schon mal geschehen?
Soweit muss man gehen, um die Beziehung zwischen Calgary und Edmonton zu begreifen, dem „Revierderby“ im Bundesstaat Alberta. Und Edmonton kommt zuerst aufs Eis. Mit einer 3-2 Führung. Und kommt mit einem 0-2 aus der Drittelpause zurück, um das Spiel rumzubiegen.
Doch nun kommt was ich sagen möchte. Ich sitze in einem Pub in Calgary, wie die Meisten trage auch ich ein rotes T-Shirt mit dem großen C auf der Brust. Und schaue gespannt auf die Großleinwand. Es sind nur noch wenige Minuten zu spielen, und eine Edmonton-Niederlage scheint vorprogrammiert. Doch zwei schnelle Tore schweissen die Kanadier wieder zusammen und die Calgary Flames Fans springen auf und feiern Ihre Nachbarn. Nationalstolz ist halt doch nicht nur ein Wort.
Und angestachelt vom Erfolg der Oilers erwartet man Großes von den Flames. Man will es dem gefeierten Rivalen nachmachen und in die nächte Runde vordringen, wo dann ein direktes Aufeinandertreffen anstünde.
Und während in Edmonton auf der „Weißen Meile“ schon gefeiert wird, ist die „Rote Meile“ wie leer gefegt. Die Spieler sind auf dem Eis in Anaheim, die Anhänger ind den Bars von Calgary. Und beide Seiten geben alles, die einen kämpferisch, die anderen alkoholisch.
Ich balanciere nervös von einem Bein auf das andere, gehe die Bewegungen auf dem Eis mit, schlage die Hände vor dem Gesicht zusammen und überhöre meinen Nachbarn, der mir irgendetwas mitteilen möchte.
Meine Augen werden grösser als der nächste Angriff rollt und mit meinen erweitern sich auch die Pupillen meiner Mitbetrachter. Und tatsächlich, der Puck ist im Ducks-Netz und ich reisse die Arme hoch, nur um mir meine eigen Brille von der Nase zu stossen. Es hat mich erwischt. Gespannt verfolge ich den weiteren Verlauf, der den Ausgleich beschert und letztendlich die Niederlage besiegelt.
Und diesmal gibt es keine Red Mile, was sicherlich nicht daran liegt, dass alle morgen wieder zur Arbeit müssen. Wie ich auch.
Enttäuschung hat einen neuen Namen. Stille. Selbst die Fahrradpolizisten schalten einen Gang runter und machen es sich auf ihren Sätteln gemütlich. Die Straßenblockade, am vergangenen Samstag noch unvorstellbar, wird lustlos auf die Seite gestellt. Heute wird eine ruhige Nacht über Calgary liegen. Doch am Mittwoch wird wieder richtig eingeheizt. Wenn es ums ganze geht. Hier. Zu Hause. In Calgary.
Und alle Fans bitten die Spieler nur um eins: „Relight my Fire“
(Artikel von Frank Hupke)