Hamburg: Düstere Stimmung bei den Freezers
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marksoft -
21. September 2005 um 20:15 -
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So schnell kann’s manchmal gehen: Gestern noch strahlend blauer Planet am deutschen Eishockey-Himmel heute eher das Bild eines düsteren Bunkers, in dem sich die Verantwortlichen zu verschanzen beginnen.„Wir sind wohl zu schnell groß geworden“, mutmaßt Freezers-Geschäftsführer Boris Capla öffentlich, „das passt einigen Leuten nicht.“ Und gibt den Verfechtern der Freezers-Bunker-Theorie damit nur neue Nahrung. Mal sieht Capla sich persönlich verfolgt („Ich stehe immer und überall in der Kritik“), jetzt wähnt er eine Hatz auf seine Freezers. Dass es tatsächlich zur Zeit nicht so läuft, wie er und zahlreiche Kritiker sich das wünschen, muss Capla, der die Freezers gerne mehr als Event-Veranstalter denn als Eishockey-Team sieht, auch zähneknirschend einräumen.
Aber selbst event-mäßig haben die Freezers den Start in die neue Saison verpatzt. Im Eröffnungsspiel gegen Hannover reihte sich Organisationspanne an Panne, garniert mit den Sprüchen eines Hallensprechers, dem wütende Fans anschließend völlige (Eishockey-) Ahnungslosigkeit attestierten.
Capla indes hat die Schuldigen für die derzeitige Misere längst ausgemacht. Die Spieler sind’s, die in den Augen des verantwortlichen Managers so etwas wie treu- und verantwortungslose Gesellen sind, die ihn gnadenlos hängen lassen. Ganz so hart drückt er das natürlich nicht aus, aber an seiner Meinung lässt er keinen Zweifel aufkommen und droht seinen Stars sogar Konsequenzen an.
Das ändert allerdings auch nichts an Caplas grundsätzlicher Meinung über das Potenzial seiner Truppe. Nach wie vor glaubt der Sohn der Eishockey-Legende Jojo Capla fest daran, dass die von ihm erstmals ganz allein ohne sportliche Leitung verpflichtete Mannschaft meisterschaftsreif ist. Eine Meinung, die der Freezerschef allerdings außerhalb des Planets Ice ziemlich exklusiv hat.
Die Zuschauer-Zahlen neigen sich derweilen nach unten. Zwar weist Capla mit Recht darauf hin, dass der September nie der zuschauerstärkste Monat der Freezers war, aber einiges lässt darauf schließen, dass der Zuschauerschwund nicht nur saisonal bedingt ist. Immerhin waren bereits die beiden letzten Play-Off-Heimspiele der vergangenen Saison gegen die Lions aus Frankfurt nicht ausverkauft, und 2000 leere Plätze beim Saisonstart gegen den Nord-Nachbarn Hannover sprechen auch eine deutliche Sprache.
Sportlich soll es bei den Freezers aber bald wieder nach oben gehen. „Niederlagen passen nicht zu unserem Image“, verkündet Capla laut und unterstreicht damit die markigen Plakat-Sprüche: „Wir sprechen platt und machen platt“.
Beim „Plattmachen“ helfen soll Henrik Hölscher (33), der über die Stationen Kaufbeuren, Nürnberg. München. Kassel und zuletzt Freiburg jetzt in Hamburg aufgeschlagen ist. Etwas erstaunlich, dass der Center vor allem in der Defensive dem Team den Rücken stärken soll.
Darüber hinaus haben die Freezers noch drei Ausländer-Lizenzen offen. Und hier steht Capla bei den Fans, Sponsoren und der Hamburger Sport-Öffentlichkeit im Wort: Mindestens zwei richtige Knaller hat er versprochen, die laut Capla auf jeden Fall über der Leistungsstärke eines Craig Johnson (jetzt Düsseldorf) liegen werden.
Am Freitag geht es im nächsten Heimspiel gegen Krefeld. Mit Martin Walter und Christian Hommel haben zwar zwei der Rekonvaleszenten das Training wieder aufgenommen, aber ob sie gegen die Pinguine auflaufen werden, ist eher zweifelhaft. Dabei sein soll auf jeden Fall Backup-Goalie Steffen Karg, weil Stammkeeper Rousson laut Coach Schmidt eine Pause braucht. Bislang wurden für das Spiel gerade mal 6400 Karten verkauft. Auch das für Hamburger Verhältnisse eine enttäuschende Zahl.
(Hockeyweb.de)