Kaderbewertung: Können die Caps ihren Titel verteidigen?
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marksoft -
19. September 2005 um 22:26 -
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Sechs Teile hatte die Hockeyfans.at Kaderbewertung bislang und die Teams wurden auf Herz und Nieren geprüft. In der letzten Folge der Erste Bank Eishockey Liga geht es um den Titelverteidiger, die Vienna Capitals. Gleich 10 Spieler verließen den Meister und trotzdem sollen die Hauptstädter auch in dieser Saison eine gewichtige Rolle spielen. Wie gewichtig, wird in der Kaderbewertung durchleuchtet.43 Jahre hatte es gedauert, bis man in Wien wieder einen Meistertitel feiern konnte. So lange will man in der Hauptstadt aber auf keinen Fall mehr warten, musste aber im vergangenen Sommer einige sehr prominente Abgänge verkraften. Gleich zehn Spieler verließen die Wiener, darunter Kaliber wie Dave Chyzowski, Dieter Kalt, Frederic Chabot oder Robert Lukas. Den Großteil davon scheinen die Hauptstädter aber gut, wenn aber nicht gleichwertig nachbesetzt zu haben. Nur eine Stelle blieb vakant: wer übernimmt die Torjägerqualitäten von Dave Chyzwoski?
In der letzten Saison waren die Wiener das Maß der Dinge in der Erste Bank Eishockey Liga, sie überstrahlten alle Teams und waren ganz deutlich die beste Mannschaft der Liga. Das wird sich in der neuen Spielzeit aber ändern, denn die Konkurrenz hat zumindest aufgeholt, wenn nicht sogar zum Überholen angesetzt. Der Abstand ist geschrumpft, die Dominanz der Meistersaison Geschichte und man muss sich in Wien an den Gedanken gewöhnen, wieder von hinten anzugreifen.
Daher backt man in Wien auch von vornherein kleine Brötchen, nennt die Play Offs als Wunschziel. Der Großteil der Mannschaft ist weiterhin ausgezeichnet besetzt, lediglich in der Defensive gibt es noch Handlungsbedarf. Hier hat man zwar ausgezeichnete Spieler im Kader, doch eben nur sechs davon. Mit drei Linien wird man auch bei den Caps nicht glücklich werden in einer Saison, die als besonders eng prognostiziert wird. Man verfügt zwar über einige Stürmer, die auch als Verteidiger eingesetzt werden können, doch langfristig kann das keine Lösung sein.
Hockeyfans.at Prognose:
Insgesamt ist der Kader der Hauptstädter etwas geschrumpft, 10 Abgängen stehen 8 Zugängen gegenüber. Trotzdem scheint man weiterhin gut aufgestellt zu sein. In der letzten Saison hat man praktisch alle Wertungen der Liga angeführt, die neue Spielzeit wird mit Sicherheit enger und auch für die Wiener herausfordernder. Gegenüber der Meistermannschaft muss man mit Sicherheit einige Abstriche machen, trotzdem wird den Wiener zu unrecht von vielen eine Außenseiterrolle zugeschrieben. Um so vieles schlechter ist man gegenüber der Meistersaison auch nicht aufgestellt.
Das Saisonziel, die Play Offs, sind absolut möglich, wobei der Kampf darum sehr hart werden wird. Insgesamt gibt es sechs Mitbewerber, die das selbe Ziel verfolgen. Die Caps haben eine gute Mannschaft, einen Trainer, der weiß, wie er Erfolg schafft und einen Vorstand, der nach den Erfolgen der letzten Saison nicht mehr diesen großen Druck verspüren muss, einen weiteren Titel zu holen. Dennoch darf man eines nicht vergessen: seit Gründung der „Bundesliga neu“ hat nur ein Team seinen Titel verteidigen können – der KAC im Jahr 2001. Seither hat sich aber vieles verändert und die Meisterschaft ist ausgeglichener geworden.
Der Kader der Vienna Capitals kann sich durchaus mit der Konkurrenz messen, insgesamt scheint man aber gegenüber den prognostizierten Top Teams wie Salzburg nicht so tief besetzt zu sein und kleine Abstriche machen zu müssen. Dennoch hat man den Vorteil, dass man eine teilweise eingespielte Mannschaft besitzt und mit Jim Boni einen Trainer hat, der die Liga, die Konkurrenz und die Spieler genau kennt. Am Ende wäre es auch nicht sonderlich überraschend, wenn die Caps die kleinen Nachteile gegenüber der Konkurrenz dank des Umfelds wieder ausgleichen könnten und trotzdem ganz vorne landen würden.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 2 – 5
Die Kaderbewertung der Vienna Capitals (Autor: Alexander Klopf)
Torhüter:
Alles neu macht die Saison 2005/2006 bei der Torhüterposition in Wien. Sowohl die Nummer 1 Frederic Chabot, als auch der Back - Up Christian Cseh wurden abgegeben und man holte sich zwei neue Keeper an die Donau. Der neue erste Mann im Kasten wird der Kanadier Jeff Maund sein! Der 29-Jährige wurde aus Italien von Ritten Sport geholt und soll seinen in die DEL abgewanderten Landsmann Chabot ersetzen. Nach den ersten gezeigten Leistungen kann er auf jeden Fall diese Lücke schließen. Der große Torwart überzeugt mit gutem Stellungsspiel, einer schnellen Fanghand und auch den Willen, das Spiel schnell zu machen und Konter einzuleiten. Aufgrund der tollen und gleichmäßigen Leistungen in Italien, wurde er zum bestem Keeper dieser Liga gewählt und so entstand auch der Kontakt zu Jim Boni und schon war der Vertrag mit dem Glatzkopf fixiert. Man darf gespannt sein ob die
hochgesteckten Erwartungen in Wien bestätigt werden.
Der neue Back - Up ist ein alter Bekannter in der Hauptstadt. Walter Bartholomäus kehrt nach einem Jahr in Graz wieder zu seiner alten Wirkungsstätte retour und hofft, nicht zu unrecht, auf einige Einsätze in der Kampfmannschaft. Nach einer, durch Verletzungen, durchschnittlichen und nicht zufriedenstellenden Saison wird der junge Keeper wieder eine neue Spielzeit als Nummer 2 beginnen, aber aufgrund guter Leistungen im Training kann er sicherlich das eine oder andere mal von Start an den Kasten sauber halten und weitere Bundesligaluft schnuppern. Demnach haben die Wiener sicherlich zwei Torhüter die absolut reif für die höchste Klasse sind und auch eine Rochade ohne Kopfschmerzen vollzogen werden kann.
Punkte: 4 von 5
Verteidigung:
Trotz des Titels musste man in Wien auch in der Verteidigung umstellen. Dies aber um einiges weniger als auf den restlichen Positionen. Den Großteil der Defense bilden altbewährte Kräfte auf die man sich jeder Zeit verlassen kann und dazu hat man sich punktuell mit zwei Spielern verstärkt. Für den offensiveren Part wurde Kevin Mitchell aus Iserlohn geholt. Der kleine, aber sehr schussstarke und robuste US - Amerikaner zeigte schon in den Testspielen seine Stärken und wird als Blueliner bei den gegnerischen Torhütern seine Visitenkarte abgeben. Der 23-jährige Gerd Gruber spielt ebenfalls erstmals in Wien und wurde aus Graz geholt. Hierbei erwartet man sich einen eher defensiveren Verteidiger, der mit seinem robusten Körper den Platz vor dem Gehäuse freihalten soll. Bei dem jungen Talent besteht zurecht Hoffnung auf eine deutliche Steigerung und man darf gespannt sein, wohin diese führen wird.
Die „alten“ Kräfte der Meistersaison sind hierzulande bestens bekannt und haben sich den verdienten Respekt hart erarbeitet. Der Kanadier Darcy Werenka war letztes Jahr punktbester Verteidiger ist zum neuen Kapitän der Capitals ernannt worden. Rund um diese Leitfigur werden auch Philippe Lakos und Peter Kasper versuchen, ihren Goalie zu schützen und ebenso nach vorne Akzente zu setzen. Dies ist jederzeit machbar und zeigten sie letztes Jahr schon des öfteren. In seine erste komplette Spielzeit wird Mario Altmann starten. Der Youngster konnte letztes Jahr schon einige Male sein Talent präsentieren und wird sich heuer um einiges mehr entwickeln, da er auch mehr Verantwortung übernehmen muss.
Das große Problem besteht aber in der fehlenden Spieleranzahl in der Defensive, was diesen Mannschaftsteil auch als die große Schwäche beim Meister erscheinen lässt. Von den Namen her ist die Defense sicherlich gut besetzt, nur hat man zum Saisonstart lediglich 6 Verteidiger im Kader. Verletzungen dürfen da nicht passieren, längere Ausfälle wären eine Katastrophe. Drei Linien bringt man bei den Caps gerade mal zusammen. Im Hinblick auf die lange und zu erwartende ausgeglichene Saison können da nicht einmal eventuelle Einsätze von Stürmern in der Verteidigung beruhigen.
Punkte: 3,5 von 5
Angriff:
Hier möchte man in Wien die abgewanderten Stars vergessen lassen und mit einem guten Mix wieder die gegnerischen Reihen durcheinander wirbeln. Mit Mike Craig und Bob Wren hat man das dynamische Duo halten können und die beiden Lichtgestalten werden weiter für Furore sorgen. Craig der Knipser und Wren der Vorbereiter sind sicher auch heuer oben in den Punktelisten zu finden. Ihnen zur Seite wurde mit Christian Ban ein junger und ambitionierter Kärntner gestellt der von den beiden sehr viel lernen kann und für den Wien der erste Verein außerhalb Kärntens ist! Mit Gregor Baumgartner und Manuel Latusa konnte zwei junge und hungrige Spieler mit einem großen Potential in der Hauptstadt gehalten werden und sollte die Saison halbwegs verletzungsfrei absolviert werden, können diese beiden die Aufsteiger heuer werden.
Als Center haben die beiden sehr prominente Verstärkung bekommen. Oliver Setzinger wechselt zurück in seine Heimat und kehrt nach 6 Jahren Finnland ins wärmere Gefilde retour. Dies war sicherlich der Transfercoup der Caps in der Off - Season und macht den Abgang von Dieter Kalt mehr als wett. Schon in den Testspielen scorte Setzinger am laufenden Band und wird den Wiener Fans viel Freude bereiten. Ebenfalls sehr viel Aufregung gab es um den Transfer von Gerald Ressmann nach Wien. Das „Feindbild“ Nummer 1 wechselte vom KAC zum Meister und das nach 8 Jahren bei den Rotjacken. Er möchte es einfach noch einmal wissen und ein Tapetenwechsel sollte für den 2. Frühling sorgen. Mit seiner Übersicht und seiner Routine kann er und wird er dem Team helfen. Ihm zur Seite auch ein neues Gesicht, Thomas Eichberger kam von den Black Wings aus Linz und dank einer guten Vorbereitung darf man einiges von ihm erwarten – sofern er von Verletzungen verschont bleibt. Mit Jari Suorsa wird er in der Checking – Line der Capitals arbeiten und den einen oder anderen Punkt scoren. Dahinter hat man mit Yuri Tsurenkov, Andre Niec, Christian Dolezal, Sandro Winkler und Paul Roch eine Anzahl an Spielern die um einen Platz in der vierten Linie kämpfen werden und mit Tsurenkov einen erfahrenen Mann der diese Linie führen soll. Dennoch ist die Kluft zwischen den „gesetzten“ Spielern und den nachrückenden sehr groß und man darf gespannt sein wie sich dies weiterentwickeln wird.
Punkte: 4 von 5
Trainer:
Er machte Wien nach 43 Jahren wieder zum Meister. Viele wollen ihm ein Denkmal setzen und er hätte es auch verdient: der Italo-Kanadier Jim Boni kam, sah und siegte. Er übernahm die Capitals vor 1 ½ Jahren in einer Art Himmelfahrtskommando und stampfte mit der Unterstützung des Managments eine tolle Truppe aus dem Boden und liegt taktisch auch fast immer richtig. Der gelernte Verteidiger kann sich von Gegner zu Gegner neu einstellen und sein Leben dreht sich nur um Eishockey! Er arbeitet jede Minute seiner Freizeit für diesen Sport und sein Ziel Erfolg zu haben, bleibt aber dabei immer zuvorkommend und vor allem Mensch. Die Erwartungen sind auch heuer sehr hoch in Wien und dennoch bleibt er am Boden der Tatsachen und hofft auf einen Play - Off Platz. Zuletzt gab es scheinbar ein paar Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstand der Caps nachdem Boni angeblich nicht seinen „Wunschspieler“ aus dem Try –Out bekommen hat.
Punkte: 4,5 von 5
Gesamtwertung:
Bisherige Wertungen:
1. Red Bulls Salzburg 18 Punkte
2. VSV 17,5 Punkte
3. HC Innsbruck 16 Punkte
3. Vienna Capitals 16 Punkte
5. KAC 15,5 Punkte
6. Black Wings Linz 15 Punkte
7. Graz 99ers 14,5 Punkte
Die Kaderbewertung wird von Fans erstellt und spiegelt nicht die Meinung von Hockeyfans.at wieder!