DEL: Vorschau auf heute beginnende Saison 2005/6
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marksoft -
8. September 2005 um 06:10 -
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Wenn der 36-jährige Sonnyboy Roland Aumüller aus dem oberbayerischen Ottobrunn am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr in der brandneuen Mannheimer SAP-Arena die Scheibe auf den Mittelpunkt fallen lässt, ist die zwölfte DEL-Saison eröffnet. Die heimischen Adler stehen den DEG Metro Stars gegenüber und man sieht gleich einen Top Favoriten auf den Titel!Apropos Schiedsrichter...Im Regelwerk hat sich, verglichen mit der Vorsaison, so gut wie nichts geändert. Das gilt jedoch nicht für die Spielstärke der Teams, zumindest für jene auf dem Papier. Denn die NHL wird ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, und die Stars, die bei uns für blankes Erstaunen, aber auch für ernüchternde Enttäuschung gesorgt haben, sind wieder dort, wohin sie eigentlich gehören. Ob wir darüber wirklich traurig sein sollten...?
Bei dieser Gelegenheit fällt einem automatisch die Aussage eines Kollegen bei der Tour de France ein. Er sagte sinngemäß: “Es würde kein einziger Zuschauer merken, wenn die Fahrer ein paar Stundenkilometer langsamer wären, sich aber aller möglichen Mittelchen zur Formsteigerung enthalten würden.” Wenn es bei der Planung bleibt, ist die kommende Spielzeit die letzte, in der ein Absteiger (und ein Aufsteiger aus der zweiten Liga) ermittelt wird. Hauen und Stechen darf daher jetzt schon auch für den unteren Bereich prophezeit werden. Doch vielleicht besinnt man sich ja noch, kehrt zum guten, alten europäischen System zurück und lässt weiterhin Aufstiegsfreude und Abstiegsschmerz zu. Eine Voraussage für den “Einlauf” nach 52 Punktspielen zu treffen, ist mindestens so schwer wie in der Vorsaison. Viele Teams ergänzten ihre Kader erst in den letzten Tagen, einige warten immer noch ab. Wir wagen trotzdem einen Tipp und hoffen, dass wir nicht ganz falsch liegen.
Adler Mannheim:
Mit dem 37-jährigen Oldie Freddy Chabot zwischen den Pfosten hoffen die Badener, den richtigen Mann für den wichtigsten Job gefunden zu haben. Viele Fantränen werden der Mehrzahl jener Cracks nicht nachgeweint, die wieder ihre Hamburger und Hot Dogs in der NHL verdienen. Jetzt hoffen die Quadratestädter, dass mit der neuen Heimstatt auch ein neuer, frischer Wind an der Neckarmündung weht. In der Vorbereitung rissen die Schützlinge von Trainer Stéphane Richer noch keine Bäume aus. Wer die Mannheimer jedoch deswegen schon abschreibt, hat selber schuld.
Kölner Haie:
Nach zwei Viertelfinalpleiten in Folge müssen die Domstädter, nach wie vor der Zuschauerkrösus der Liga, etwas tun, um nicht das dankbarste DEL-Publikum vor den Kopf zu stoßen. Zuzutrauen ist Hans Zach und seiner Truppe sogar der Titelgewinn. Immerhin wartet der ehemalige Alpenvulkan seit zwölf Jahren auf einen Meistertitel. Wie Nürnberg haben die Cracks um den 38-jährigen Oldie Dave McLlwain ihren Kader schon früh beisammen gehabt. Die Ergebnisse der Testspiele zeigen, dass es mit den Haien stetig bergauf geht. Die große Frage: Hält Torwart Jonas dem Druck stand?
Eisbären Berlin:
Ein Kuriosum: Der Titelverteidiger hat noch keinen neuen “erwachsenen” Spieler unter Vertrag genommen. Dazu haben einige Hochkaräter den Wellblechpalast und die Haupstadt verlassen. Ob tatsächlich mit zwei 19-jährigen Goalies die Saison beendet wird, ist jedoch mehr als zweifelhaft. Dem Gespann Peter John Lee/Pierre Pagé ist durchaus zuzutrauen, dass sie genau wissen, was sie tun. Einen Platz unter den ersten Acht ist den Arktisbewohnern auch mit der vorhandenen “Rumpftruppe” zuzutrauen. Fünf Kontingentstellen harren noch ihrer (richtigen) Besetzung.
DEG Metro Stars:
Lance Nethery (Frankfurt) und Don Jackson (als Spieler und Trainer sogar in der NHL tätig) sollen als völlig neue sportliche Leitung für frischen Wind sorgen. Die DEG gehört zu den wenigen Teams, die sich (zumindest auf dem Papier) tatsächlich verstärkten und nicht nur den Kader ergänzten. Craig Johnson als auch Chris Schmidt zeigten schon in der Vorbereitung, dass sie zu den Topspielern der Liga gehören werden. Mit dem routinierten Andrej Trefilow und dem ehrgeizigen Alexander Jung verfügen die Rheinländer eventuell über das beste Torhüterpaar der DEL; was ganz wichtig ist.
Nürnberg Ice Tigers:
Der neue Trainer Benoit Laporte muss sich umstellen. Zuvor beim Außenseiter Augsburg an der Bande, ist in der Noris nicht nur das Erreichen der Play-offs das Ziel. Allzuoft wurden die Fans von ihrem Team nach passablen Punktrunden enttäuscht. Fünfmal in Reihenfolge schieden die fränkischen Fabeltiere bereits in den Viertelfinals aus. Auffällig ist, dass Manager Otto Sykora bereits sehr früh den Großteil seines Kaders zusammenstellte. Eine Hausmacht brachte der Coach aus der Fuggerstadt mit, denn Goalie Labbé, Verteidiger Brennan und Stürmer Methot schulterten ebenfalls ihre Bündel.
Frankfurt Lions:
Die Mainstädter haben eine Reihe guter Akteure wie zum Beispiel Marc Beaucage (nach Hamburg), Peter Ratchuk (Mannheim) oder Doug Weight (St. Louis) abgegeben, dürften aber nach wie vor zu den Besseren der Liga gehören. Zumindest sollten sie ohne Probleme unter die ersten Acht kommen. Zwei Kontingentstellen sind noch frei, die der neue Manager Charlie Fliegauf besetzen kann. Viel erwarten die Verantwortlichen von Daniel Corso, der bei den Kassel Huskies mit 44 Punkten die Scorerliste anführte. Pat Lebeau ist nach wie vor in “Mainhattan”, das ist fast eine Erfolgsgarantie.
Hamburg Freezers:
Die Hanseaten präsentieren sich angesichts eines personell dünnen Kaders momentan noch als Sphinx. Die Defensive mit vier Kanadiern, Routinier Heiko Smazal und zwei talentierten jungen Deutschen scheint stabil, während zwischen den Pfosten Boris Rousson immer noch zu den besten seines Fachs gehört. Der Verein mit dem nach Mannheim (8 Mio Euro) mit 7,1 Mio Euro zweithöchsten Etat vertraut nach wie vor auf seine Fans. Trainer Mike Schmidt, der als Assistent in der Vorsaison zum Chef aufstieg, hat nun das Sagen von Anfang an. Vielleicht ist das ein Plus.
Hannover Scorpions:
Ähnlich wie Düsseldorf haben sich die Niedersachsen im Vergleich zu anderen Teams qualtitativ verstärkt. Durchaus möglich, dass die Schützlinge von “Evergreen” Kevin Gaudet im “Jahre eins nach Lenny Soccio” in die Play-offs vorstoßen, an denen sie zum letzten Male vor vier Jahren teilnahmen. Die Defensive scheint mit dem neuen Trio, Torwart Trevor Kidd sowie den Verteidigern Sascha Goc und Shawn Heins, stark verbessert. Die gesamte Liga ist auf das Comeback von Marty Murray (zuletzt inaktiv) gespannt, der seinerzeit in Köln einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
ERC Ingolstadt:
Trotz des Weggangs eines kompletten Quartetts in die NHL (Ward/Carolina, Sturm/San José, McDonald/Anaheim, Langenbrunner/New Jersey) sind die Oberbayern mit dem hervorragenden Goalie Jimmy Waite glänzend in die neue Saison gestartet. Ob die erfolgreiche “Generalprobe” jedoch auch eine ebenso gute “Premiere” nach sich zieht, ist die große Frage. Das Erreichen der Play-offs müsste schon als Erfolg gefeiert werden. Drei Kontingentstellen kann die sportliche Leitung, bestehend aus Manager Stefan Wagner und Cheftrainer Ron Kennedy noch besetzen.
Krefeld Pinguine:
Auch die Krefelder absolvierten erfolgreich ihre Testspiele und unterlagen im Vergleich mit der Ligakonkurrenz nur dem ERC Ingolstadt. 15 Weggängen stehen 14 Neuverpflichtungen gegenüber. Wieder einmal wird in der Seidenstadt die Truppe kräftig umgekrempelt. Teal Fowler steht zum ersten Mal verantwortlich an der Bande. Während die Abwehr (auch durch den Ex-Augsburger Mike Pudlick) gefestigt erscheint, muss die vierte Reihe sogar mit DNL-Akteuren ergänzt werden. Ein Lichtblick ist der erste Sturm mit Kapitän Chris Herperger, Herberts Vasiljevs und Robert Guillet.
Iserlohn Roosters:
Viele Experten sind die Meinung, dass die Sauerländer zu den wenigen Teams gehören, die sich verstärkt haben. Tatsächlich sind unter den Neuverpflichtungen eine Reihe klangvoller Namen wie Brad Purdie, der jetzt wieder unter seinem alten Trainer Doug Mason spielt, oder auch Mark Greig. Dazu kommt noch mit Michael Wolf ein ganz interessanter Mann. Der 24-jährige Allgäuer versetzt die Fachwelt gerade in den letzten Wochen in Erstaunen. Ob die Roosters wirklich zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in die Play-offs vorstoßen, muss trotzdem stark bezweifelt werden.
Füchse Duisburg:
Bäume wird der selbstbewusste Neuling sicherlich nicht ausreißen, aber den sogenannten Großen hin und wieder ein Bein stellen, das wird ihm ohne Zweifel gelingen. Das mit halber Kraft gegen die Füchse nicht gewonnen werden kann, musste auch schon die DEG schmerzlich erfahren. Trotz der kurzfristigen Verpflichtung des ehemaligen NHL-Cracks Jean-Luc Grand-Pierre und der momentan guten Form des 22-jährigen Christian Rohde scheint die Abteilung Defensive wackelig. “Vorn” wird es sicherlich besser laufen, wofür Steve Brulé, Shawn McNeil und Hugo Boisvert sorgen werden.
Augsburger Panther:
Hinter diesem Vereinsnamen stehen die meisten Fragezeichen. Wird Trainer Randy Edmonds sich schnell in der neuen Umgebung zurechtfinden? Wird Max Fedra, der bisher stets aus dem Vollen schöpfen konnte, auch bei einem relativ “armen” Verein erfolgreich sein? Wird das Fehlen von Charly Fliegauf nicht eine zu große Lücke hinterlassen? Wird der 33-jährige schwedische Torwart Rolf Vanhainen, der zum ersten Mal im Ausland arbeitet, sich gut einleben? In der letzten Saison waren die Panther für eine positive Überraschung gut. Wird jetzt das Gegenteil der Fall sein?
Kassel Huskies:
Sie sind gerade noch dem (DEL-)Tod von der Schüppe gesprungen. Ob sie jedoch diese Saison sportlich überleben werden, ist mehr als fraglich. Es sieht nicht gut aus für die Nordhessen, die vor acht Jahren sogar einmal in den Finalspielen um die Deutsche Meisterschaft standen. Damals versah Gerhard Brunner den Job an der Bande, und Uli Egen leitete als Manager die sportlichen Geschicke. Jetzt hat mit Bernhard Englbrecht (Trainer) und Jürgen Rumrich (Manager) wieder ein deutsches Duo das Sagen, doch sind die Voraussetzungen längst nicht mehr so nachahmenswert wie früher.
(Hockeyweb.de)