Kaderbewertung: Wohin führt der Weg der neuen Linzer?

Titelaspirant, Play Off Kandidat, Außenseiter – wenn man über den LIWEST Black Wings Linz und die kommende Saison spricht, kann man alles an Antworten haben. Die Oberösterreicher selbst wollen in die Play Offs, sprechen intern aber auch schon mal vom Finale. In einer Meisterschaft, die enger denn je erwartet wird, ein hochgestecktes Ziel. Ob es realistisch ist, überprüft Hockeyfans.at in der heutigen Kaderbewertung.Was war das für ein Sommer für die Eishockeyfans in Linz. Bereits im Laufe der vergangenen Saison war immer deutlicher geworden, dass die Oberösterreicher ihre finanziellen Probleme nicht überwinden würden können. Zudem schlitterte man auch sportlich in eine Krise. Bedingt durch die finanziellen Unsicherheiten und eine Verletzungsserie vieler Leistungsträger mussten sich die erfolgsverwöhnten Black Wings nach einer durchwachsenen Saison am Ende mit Rang 6 zufrieden geben. Dies war seit der Bundesligazugehörigkeit die schlechteste Platzierung der Stahlstädter. Zu allem Unglück stellte sich nach der verpassten Play Off Teilnahme auch noch das endgültige Finanzielle Aus. Für kurze Zeit sah es so aus, als ob Eishockey in Linz der Vergangenheit angehören würde, doch dann scharte sich um den jetzigen Präsidenten Willi Wetzl eine Gruppe von Investoren, die zur Freude der Eishockeyfans einen neuen Verein gründete. Der EHC LIWEST Black Wings Linz tritt somit die Nachfolge in der Bundesliga an. Und die Oberösterreicher konnten am Transfermarkt teilweise spektakulär zuschlagen. Der Kern der letztjährigen Mannschaft wurde gehalten und einige hochkarätige Verstärkungen geholt. Insgesamt erwartet man in Linz eine Play Off Teilnahme – von Seiten der Fans wie auch vom Vorstand. Hockeyfans.at Prognose Auch wenn der EHC LIWEST Black Wings Linz am Papier eine neue Mannschaft ist, die Akteure am Eis haben sich nicht wirklich geändert. Ein Teamkern ist den Linzern treu geblieben und steht Trainer Harand auch für die kommende Saison zur Verfügung. Im Tor kann man weiterhin auf das gewohnte Gespann bauen, während es in den anderen Mannschaftsteilen doch erhebliche Änderungen gab. Gespannt darf man sein, ob die Oberösterreicher ihre Torgefährlichkeit zurückgewinnen. Sie galten vor wenigen Jahren noch als die Torfabrik der Liga, in der letzten Saison schossen sie die wenigsten Tore aller 7 Bundesligisten! Auch die einst so gefürchtete Heimstärke ist nur noch ein laues Lüftchen, belegte man in der vergangenen Saison in der Heimtabelle doch nur noch Rang 6. Lediglich Salzburg war noch schwächer vor eigenem Publikum. Damit nicht genug holte man aber auch auswärts zu wenig Punkte. In der vergangenen Saison war die Defensive die bestbesetzte Position im Linzer Kader. Durch die Verletzungsserie spielte man zwar lange nicht in Bestbesetzung, dennoch erwies man sich in einigen Bereichen durchaus Spitze. So zum Beispiel im Penalty Killing, das man als bestes Team der Liga abschloss. Auch im Power Play war man vorne dabei. Zudem stellte man das fairste Team der Liga, was sich aber nach ersten Eindrücken in dieser Saison erheblich ändern könnte. Auch wenn man in Linz froh ist, dass es weiterhin Bundesligaeishockey gibt, die Toleranzgrenze bei den Fans dürfte nicht mehr sehr hoch liegen. Das sieht man bereits am Aboverkauf vor der Saison, der gegenüber den Vorjahren zurückliegt und man darf auch davon ausgehen, dass die Fans auch auf die Leistungen des Teams stärker reagieren werden. Eine schlechte Saison kann man sich wohl nicht leisten in Linz – finanziell wie auch imagemäßig. Daher will man auch mehr bieten, härter und kanadischer spielen und so die Zuschauer zufrieden stellen. Das Ziel der Linzer muss wie auch für den Rest der Liga „Play Offs“ lauten. Im Vergleich zur Konkurrenz stehen hinter einigen Mannschaftsteilen aber doch Fragezeichen. Auch wenn man von einigen zu Mitfavoriten auf den Titel gemacht wird, realistisch gesehen befindet man sich vom 22. September weg im Play Off Kampf. Der Kader der Oberösterreicher ist zwar gut, aber gegenüber den Top Teams der Liga nicht tief genug besetzt. Ausfälle kann man sich kaum leisten und des weiteren steht die Frage der Scorer im Raum – ein Chyzowski alleine wird die Torflaute kaum beenden können. Weiters muss man abwarten, wie sich die Stahlstädter körperlich präsentieren, ob man erneut so verletzungsanfällig wie die letzte Saison ist und ob man zur Konstanz zurückfinden kann. Immer auf Pech ausreden wird irgendwann nicht mehr reichen. Ein großes Plus haben die Oberösterreicher aber: ihre Fans. Egal ob zu Hause oder auswärts, sie werden immer unterstützt und das alleine kann schon den einen oder anderen Prozentpunkt an zusätzlicher Leistung freimachen. Ob das ausreicht, um ganz nach vorne reinschnuppern zu können, wird die Saison weisen. Realistischer ist jedoch, dass man sich um Rang 4 bemühen wird. Hockeyfans.at Prognose: Rang 4 – 7 Kaderbewertung Black Wings Linz Torhüter: Eine bekannte Konstante findet man bei den Linzern im Tor vor. Die Oberösterreicher vertrauen noch immer auf ihr Torhüterduo Nestak/Mayer, wobei die Rollenverteilung ganz klar festgeschrieben ist. Der Tscheche Pavel Nestak ist die klare Nummer 1 und spielt bereits das fünfte Jahr in Linz. Es gab nicht wenige Experten, die vor dieser Saison meinten, dass man im Tor bei den Black Wings frische Kräfte benötigen würde. Nestak ist zwar weiterhin ein guter Bundesliga-Goalie, kann Spiele auch im Alleingang entscheiden, aber die herausragende Rolle früherer Jahre kann er nicht mehr spielen. Dies zeigt auch ein Blick auf die Statistiken, in denen der Tscheche seit er in Linz ist immer abgebaut hat. Licht und Schatten können bei Publikumsliebling Nestak nur Sekunden auseinander liegen. Man wird aber trotzdem hoffen, dass sich der Tscheche nicht verletzt. Sein Backup, Michael Mayer, spielt den Part des zweiten Goalies in Linz nun schon das dritte Jahr und kam bislang nur zu wenigen Bundesligaeinsätzen. Der gebürtige Villacher war den Großteil der letzten Saison auch im Farm Team der Linzer als Nummer 1 eingesetzt und zeigte dort teilweise große Schwächen. Fangquoten von knapp 87 Prozent sprechen eine deutliche Sprache. Insgesamt sind die Linzer im Vergleich zur Konkurrenz zwar ähnlich besetzt, zu den Top Goaliegespannen der Liga ist aber noch ein kleiner Unterschied, der aber letzten Endes nicht unwesentlich sein könnte. Wertung: 4,0 von 5 Punkten Verteidigung: Das Prunkstück der Linzer aus der vergangenen Saison wurde um einige ihrer Glanzlichter reduziert. Einer der besten Verteidiger der Liga, Mickey Elick, wechselte zur Konkurrenz nach Villach, der solide Reid Simonton aus privaten Gründen zurück nach Kanada. Lediglich der Lette Viktors Ignatjevs blieb aus dem Team der letzten Saison als Legionär in der Verteidigung erhalten. Er gilt ebenfalls als einer der besten Defender der Erste Bank Eishockey Liga, ist torgefährlich und zudem sehr ruhig und hat viel Übersicht. Gemeinsam mit dem Oldie der Liga, Robin Doyle, soll er die jungen Spieler führen. Doyle hat zwar ebenfalls seine positiven Attribute, gilt aber als strafenanfällig und zudem muss abgewartet werden, wie er seine vermutlich letzte Saison konditionell überstehen wird. Als weiterer Legionär wurde der Kanadier Mike Wilson an die Donau geholt. Er kommt aus Norwegen und überzeugt vor allem durch seine Physis: knappe 2 Meter groß und 116 kg schwer ist der Verteidiger! Wilson offenbarte aber in den ersten Tests vor allem eines: übertriebene Härte und er leistete sich zu viele Strafen, was in der Liga durch sein stark körperlich eingestelltes Spiel sogar noch stärker zum Tragen kommen dürfte. Mit Georg Privoznik und Leopold Wieselthaler hat man zwei österreichische Verteidiger, die zwar keine herausragende, dafür aber konstante Rolle spielen können. Auch Eigenbauspieler Michael Mayr sollte zu mehr Einsatzzeit kommen, denn er hat sich in den letzten Jahren konstant verbessert und hat allemal das Zeug, sich in den hinteren Reihen durchsetzen zu können. Ein eigenes Kapitel ist Robert Lukas, wohl einer der offensivsten Verteidiger der Liga. Der Liebling der Fans in der Stahlstadt ist zwar ein Garant für Scorerpunkte, nach hinten offenbarte er in den letzten Jahren aber immer wieder Schwächen. Insgesamt ist die Linzer Verteidigung zwar gut aufgestellt, es fehlt ihr aber vor allem an Tiefe. Die Verantwortung ist auf wenige Spieler verteilt und man darf gespannt sein, wie sich so mancher Akteur auch disziplinär verhält. Auf der Strafbank wird man keine Spiele gewinnen können. Wertung: 4 von 5 Punkten Angriff: Die einstige Tormaschine der Liga ist eingerostet. In der letzten Saison haben die Oberösterreicher sogar die wenigsten Treffer der gesamten Bundesliga erzielt. Der Grund war nach Ansicht der neuen Clubführung ganz klar das Fehlen eines „Knipsers“. Also holten die Black Wings mit Dave Chyzowski aus Wien einen der zuverlässigsten Scorer der letzten Jahre. Der Kanadier gilt zwar nicht als spektakulär, macht aber konstant seine Treffer und oftmals sind diese auch die wichtigen Tore. Chyzwoski alleine wird es aber nicht richten können, doch ein Blick auf die Kaderliste der Linzer würde einiges erwarten lassen. So holten die Oberösterreicher mit Rob Shearer einen frisch gebackenen DEL – Champion an die Donau, dessen Stärken aber eher im Bereich der Torvorbereitung liegen dürften. Von dieser Spielertype haben die Linzer ohnehin schon einige: Kent Salfi und Mark Szücs zeigen seit Jahren schöne Spielzüge und Kombinationen, effizient waren sie aber zuletzt nicht. Ebenso wenig wie Christian Perthaler. Der Kapitän der Linzer überzeugt mit seinem Einsatz und Kampfgeist, Scorerqualitäten sucht man aber vergeblich. Zug zum Tor hätte hingegen Philipp Lukas, doch dieser ist seit Anfang des Jahres verletzt und man muss erst einmal abwarten, wann sich der Stürmer wieder fit zurückmelden wird und wie lange er benötigt, um zur Form zu finden. Technisch beschlagen ist auch Chris Harand, Sohn des Linzer Trainers. Er ist ein konstanter Bundesligaspieler, der aber kaum Führungsqualitäten übernehmen wird und eher ebenfalls in die Kategorie „Kämpfer“ fällt. Mit Bernd Jäger kommt ein Meister aus Wien, der seinen Part in der dritten Angriffslinie erfüllen kann. Er ist ebenfalls kampfstark und einsatzbereit, soll seine Mitspieler, die zum Großteil aus jungen Nachwuchsspielern bestehen werden, mitreißen. Der Rest des Kaders wird mit jungen, hungrigen Spielern ergänzt. So kamen Rac und Wiedmeier aus Villach und wollen sich erstmals auch in der Fremde beweisen. Philipp Winzig stieß von den Red Bulls zu den Black Wings und zeigte sich bereits in den ersten Tests sehr ambitioniert. Last but not least bleiben noch die Nachwuchsspieler der Oberösterreicher selbst. Alexander Holzleitner durfte bereits einige Einsätze in der Bundesliga zeigen und auch Georg Obermayr wird wohl seine Chance bekommen. Zusätzlich kann man noch auf den Fundus der U20 zurückgreifen, der sich in der vergangenen Nationalligasaison erstmals in das Rampenlicht spielen konnte. Insgesamt haben die Oberösterreicher im Sturm von der Papierform her wohl kaum einen Gegner zu fürchten. Das große Fragezeichen steht jedoch weiterhin in der Effizienz. Können die Angreifer das Ziel, nämlich das Tor, wieder treffen, würde das den Black Wings einen enormen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz geben. Bleibt man jedoch weiterhin ähnlich mäßig in der Torausbeute wie in der vergangenen Saison kann man die Play Offs wohl kaum erreichen. Wertung: 4 von 5 Punkten Trainer: Auch das Trainerduo in Linz hat sich nicht geändert. Kurt Harand und sein Co. Rick Nasheim bleiben die Herren hinter der Bande in der Stahlstadt. Beide sind sie lebend Eishockeylegenden, die jedoch in ihrer Trainerlaufbahn bislang entweder zu wenig Erfahrung haben oder aber kaum Erfolge feiern konnten. Trainer Harand muss zudem mit den Vorgaben der Vereinsführung leben können, das Team härter und attraktiver spielen zu lassen und gleichzeitig erfolgreich zu sein. Im Team der Oberösterreicher sind einige Heißsporne zu finden, die es für das Trainerduo heißt, einzubremsen. Harand selbst hatte bislang als Coach nur bedingt Erfolg. Er begleitete die Vienna Capitals bei ihren ersten Bundesligagehversuchen, doch erst als er als Trainer von Jim Boni abgelöst worden war, stellte sich bei den Hauptstädtern auch der Erfolg ein. In Linz wird man gespannt sein, ob es die Wiener Eishockeyikone schafft, der Mannschaft eine gewisse Linie zu geben und damit auch erfolgreich zu sein. Ebenfalls wichtig wird die Fitness des Teams sein, denn nicht zuletzt die letzte Saison hat gezeigt, wie schwer man Ausfälle verdauen kann. Insgesamt ist aber zu erwarten, dass Harand bei Misserfolg relativ schnell unter Druck geraten wird, denn schlechte Stimmung will man sich in Oberösterreich nicht leisten. Wertung: 3 von 5 Punkten Gesamtwertung: 14,5 Punkte Bisherige Wertungen: 1. Black Wings Linz 15 Punkte 2. Graz 99ers 14,5 Punkte (Die Kaderbewertung wird von Fans erstellt und spiegelt nicht die Meinung von Hockeyfans.at wieder. Wer ebenfalls eine Bewertung über einen Verein schreiben will, schickt diese bitte an kontakt@hockeyfans.at! ACHTUNG!!! Wir suchen noch Bewerter für die Bundesliga! Wie jedes Jahr wird es auch für die Erste Bank Eishockey Liga eine Kaderbewertung geben! Im Forum von Hockeyfans.at gab es hier bereits vor einigen Tagen einen Aufruf zur Mitarbeit. Wer sich an der Bewertung beteiligen will, kann sich über die Möglichkeiten im Forum von Hockeyfans.at informieren: https://www.eishockeyforum.com/thread.php?threadid=12693