Kaderbewertung: Bundesliga startet mit dem Underdog aus Graz
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marksoft -
5. September 2005 um 08:00 -
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Mit der alljährlichen Kaderbewertung der Bundesliga- sowie Nationalliga Teams von Hockeyfans.at, rückt der Saisonbeginn in greifbare Nähe. Um die Vorfreude auf den Saisonstart weiter anzukurbeln und natürlich um die elendslange Wettkampfpause in ihrer Schlussphase zu verkürzen werden die 7 Bundesliga – Teams auf Herz und Nieren geprüft. Den Anfang machen die Underdogs, die Graz 99ers. Die Play-off Teilnahme 2003/04 bezeichneten viele Experten als Eintagsfliege, mit einer möglichen Wiederholung dieses Kunststückes in der letzten Saison rechnete, wiedereinmal, niemand. Ausgesprochen bitter, dass die abermalige Play-off Teilnahme am letzten Spieltag zuhause gegen den KAC, noch dazu im Penaltyschießen, vergeben wurde. Aber aller Kritiken zum Trotz schafften es die 99ers, den Kampf um einen Top 4 – Platz bis zum ultimativen Ende des Grunddurchgangs aufrecht zu erhalten. Dass es letzten Endes nicht reichte, „verdankten“ die 99ers der Unform zum Jahrewechsel: Vom 21.12.04 bis zum 9.1.05 gab es 8 Niederlagen en suite, erst am 27.1.(nach einer zweiwöchigen Ligapause) konnte man gegen den HCI diese Serie beenden. Der Schlussspurt in den letzten Spielen blieb unbelohnt, dennoch konnten die 99ers auch in letzten Saison beweisen, dass mehr in ihnen steckt, als den Bundesliga - Punktelieferanten zu spielen.
Ein Play-off Platz ist das erklärte Ziel für die neue Saison. Dies zu erreichen, wird die 99ers auf ihre alten Tugenden zurückführen: 60 Minuten, oder auch mehr, totaler Kampf, 110% Einsatz, und, für Coach Zettel nach wie vor das Um und Auf: als Team auftreten. Der Kern der Mannschaft konnte gehalten werden, trotzdem gab es 9 Zugänge (sofern Kales, er befindet sich noch im Try-Out, vom KAC verpflichtet wird) und 10 Abgänge.
Hockeyfans.at Prognose:
Die Stärke der 99ers steht und fällt ohne Zweifel mit den Legionären des Teams. Sollten Norris & Co. nicht die Leistungen der vergangen Spielzeiten abrufen können, dürfte der Traum vom Play-off Platz sehr schnell geplatzt sein. Aus den Staaten kam Goalie Scott Fankhouser an die Mur. Er soll die Abgänge von Machreich und Bartholomäus vergessen lassen. In der Verteidigung gehen die Grazer mit Rebek (Einbürgerung hin oder her, er besitzt AUT-Status) und Mattie in die 3. Saison, neu im Team sind Robert Steinwender (VSV), Christoph Quantschnig und Stefan Kales (beide KAC). Im Angriff ist und bleibt Warren Norris das Herzstück der 99ers, auch er geht bereits in sein drittes Jahr in Graz. Ebenfalls aus den USA kommt Stürmer John Christopher Ruid, ein 193 cm großes und 102 kg schweres „Bröckerl“. Fünfter und letzter Legionär bleibt wie in der letzten Saison Sean Selmser. Aus österreichischer Sicht verpflichteten die 99ers Daniel Schildorfer (VSV), die Grazer – Zwillinge Dominik und Kevin Kraxner (Starbulls Rosenheim) und Peter Kniebügel (Linz).
Die Zugänge der 99ers kompensieren mit Sicherheit die Abgänge, doch vor allem der extreme Qualitätssprung der anderen Vereine lässt die Frage offen, wie sehr sich die Grazer weiterentwickeln konnten. Von den einheimischen Spielern ist man in der Liga am schlechtesten besetzt. Ob ein Platz unter den Top 4 möglich ist, entscheidet sich bei der Form von Göttfried, Schurian & Co. Dass Warren Norris Spiele im Alleingang entscheiden kann, ist mittlerweile ligaweit bekannt. Hier gilt es zu arbeiten und die Legionäre so gut wie möglich zu entlasten und auch selbst im richtigen Moment dort zu sein, wo es weh tut.
Toll präsentierten sich die Grazer letzte Saison im Power Play bzw. Penalty Killing. 44 Powerplay-Tore aus 191 Powerplay Situationen ergaben einen sehr guten Schnitt von 23,03%. Einzig die Meistermannschaft der Capitals konnte diese Quote übertreffen. Vor allem mit Sean Selmser stieg die Gefährlichkeit im Power Play. Nicht sehr verwunderlich, dass Selmser 12 (3. Rang bei den PP-Torjägern) seiner 26 Saisontore in numerischer Überlegenheit erzielte und somit bester PP-Knipser der 99ers war. Im Penalty Killing belegten die 99ers Rang 3 mit 81,77% hinter den Black Wings Linz und den Vienna Capitals. Die Über/Unterzahl - Situationen gilt es auch in der neuen Saison wiederzugeben, will man die Zielsetzung für die neue Saison erreichen.
Die Euphorie in Graz rund um die 99ers wird auch in dieser Saison keine Grenzen kennen, der Bunker zum Auftakt am 23.9. gegen den VSV bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Diese Stimmung gilt es für das Team auszunützen, und gute Leistungen zu zeigen, denn dann steht einem sensationellen Zuseherschnitt und grenzenloser Unterstützung nichts mehr im Wege. Besiegen können die 99ers jeden, mit welcher Konstanz sie die Saison über Auftreten können, wird sich weißen. Ganz, ganz schwierig wird’s nur, wenn die Legionäre auslassen...
Hockeyfans.at Prognose: Platz 5 - 7
Die Kaderbewertung EC Graz 99ers (Autor: Philipp Grill)
Torhüter:
Nachdem die 99ers in der letzten Saison auf ein österreichisches Goalie - Gespann setzten, steht ab September wieder ein Legionär zwischen den Pfosten. Nach den Abgängen von Machreich und Bartholomäus waren die 99ers mehr oder weniger gezwungen einen Legionärsposten für den Torhüter zu „opfern“. Der neue Mann heißt Scott Fankhouser und kommt aus den USA. Der 30-Jährige kommt aus der ECHL von Toledo Storm und galt als sicherer Rückhalt. Fankhouser absolvierte in seiner Karriere auch 23 NHL - Spiele für die Atlanta Thrashers, zuletzt in der Saison 2001/02. Auch in Europa war Fankhouser bereits für eine Saison tätig. 2003/04 spielte er für Bietigheim-Bissingen in der 2.Bundesliga in Deutschland. Schwierig wird es, sollte Fankhouser für zwei, drei Spiele außer Gefecht gesetzt sein, denn mit Martin Iberer und Fabian Weinhandl steht das letzt jährige Torhüterduo der 99ers U20 als Back-Ups bereit. Bei einer längerandauernden Verletzung Fankhouser´s wäre dann wohl die einzige Lösung die Verpflichtung eines neuen Legionärs, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Punkte: 3,5 von 5 Punkten
Abwehr:
Stark umgekrempelt wurde die Defensive der 99ers. Mit Florian Iberer und Gerd Gruber verließen die zwei letzten 99ers der ersten Stunde Graz. Beide waren bereits in der ersten Saison, als man den Nationalligatitel holte, mit von der Partie und hielten dem Verein 6 Jahre lang die Treue. Ebenfalls nicht mehr im Roster der 99ers sind Chris Bartolone und Martin Krainz. Neu an Board sind Christoph Quantschnig und Stefan Kales, zwei Talente vom KAC, die bereits ein paar Bundesliga-Einsätze hinter sich haben - und Robert Steinwender vom VSV. Steinwender verbrachte 5 Jahre in Villach, in denen er auf stolze 223 Bundesligaeinsätze kam.
Weiterhin in Graz zu sehen sind Jeremy Rebek, Jamie Mattie, Jiri Hala und Mark Brunnegger. Vor allem in Hala werden große Erwartungen gesetzt. Der Austro-Tscheche entwickelte sich in der letzten Saison zum echten Führungsspieler in der 99ers Hintermannschaft. Mit 8 Saisontoren war er auch der gefährlichste 99ers – Defender. Die Assistswertung der Hintermänner führte Rebek mit 28 Torvorlagen an, 6 mal gelang es ihm selbst zu netzen. Pech hatte Mattie, der es nur auf 22 Partien brachte und mehr als die Hälfte der Spiele versäumte. Sehr gut entwickelt hat sich Brunnegger. Der 19-Jährige kam vergangene Saison zu regelmäßiger Eiszeit und bedankte sich dafür mit starken Leistungen, heuer gilt es dies zu bestätigen. Aus der 99ers Jugend rückt noch Marko Ritzmaier in den Bundesligaader. Ganz wichtig wird es sein wie gut Hala, Rebek und Mattie die Jungen führen können, denn die insgesamt gesehene mangelnde Bundesligaerfahrung kann in so mancher Situation spielentscheidend sein. Also, die ältere Garde wird hin und wieder mal auch ein Auge auf den Mitspieler werfen müssen.
Punkte: 3,0 von 5 Punkten
Angriff:
Sollten die 99ers jemals eine Hall of Fame – Ernennung aussprechen, wäre Warren Norris Ansprechpartner Nummer 1. Seine Weiterverpflichtung kann man wahrlich als den größten Erfolg des 99ers-Managment in der Sommerpause bezeichnen. 67 Punkte aus 44 Spielen, mit 40 Toren Goalgetter No.1 nach dem Grunddurchgang - kaum vorzustellen wo die 99ers ohne ihn gelandet wären. Die Linie Tropper – Selmser – Norris, die erst in den letzten Runden zusammengewürfelt wurde, entpuppte sich als Scorerlinie par excellence.
Selmsers Rebound-Tore sind ohnehin bekannt, und auch Tropper, der anfänglich Scorerqualitäten vermissen ließ, konnte seine Torausbeute deutlich verbessern. Mit J.C. Ruid verpflichtet man einen weiteren spielstarken Center, dessen Statur nicht zu unterschätzen sein sollte. Eine sehr starke Saison 04/05 bot der nahezu 100% Penalty - Verwerter Gerhard Göttfried. Nach einer schwachen Saison 03/04 zeigte er welches Potential in ihm steckt und platzierte sich mit 16 Saisontoren hinter Norris und Selmser auf Platz 3 der internen Schützenliste.
Lange und Publikumsliebling Schurian werden wieder alles Menschenmögliche versuchen, dem Team durch vorbildlichen Einsatz zu helfen. Neuzugang Kniebügel ist mit Sicherheit eine Verstärkung für die 99ers Offensive. 9 Tore und ebenso viele Assists waren die Ausbeute des 25-Jährigen letzte Saison in Linz. Weiterhin im Kader befinden sich Kühn, Pollross, Privoznik und Matthias Iberer. Abgerundet werden die Stürmerlinien durch die Kraxner Zwillinge, die zuletzt 3 Jahre in Rosenheim verbrachten, Neuzugang Schildorfer aus Villach und Daniel Oberkofler aus der 99ers Jugend. Die Offensive der 99ers dürfte stärker einzuschätzen sein als die Defensive, vor allem stimmt auch die Kadertiefe im Angriff. Wie Trainer Zettel die Angriffslinien zusammenstellen wird, ist noch offen. Wichtig wird es sein, am 23. September die richtige Mischung gefunden zu haben.
Punkte: 4,0 von 5 Punkten
Trainer:
Bereits in seine dritte Spielzeit geht Mike Zettel als Trainer der Graz 99ers. Wie in den Jahren davor ist die Play-off Teilnahme das erklärte Ziel. Um und Auf in Zettels Vorstellungen ist, dass im Team Jeder für Jeden kämpft. Und Zettels Einstellung gibt ihm Recht. Wollten die 99ers in den vergangenen beiden Jahren nicht als Team auftreten, war die Niederlage bereits vorprogrammiert. Im richtigen Moment die Mannschaft zur Besinnung zu bringen ist eine weitere Stärke des Kanadiers. Sein ruhiges, entschlossenes Auftreten machen ihn auch außerhalb der Spielerbank zu einem sehr charismatischen Zeitgenossen, der sich auch für einen Tratsch mit den Fans nicht zu schade ist.
Die Wahl der Legionäre zählt auf alle Fälle zu den Stärken Zettels. Gerade deswegen kann man gespannt auf Fankhouser und Ruid blicken, wie sie sich in der Bundesliga zurecht finden werden. Einziger negativer Aspekt sind Gerüchte, dass sowohl manche Spieler mit Zettel, als auch umgekehrt, nicht miteinander klarkommen. Vor allem die angebliche Bevorzugung der Kanadier im Team gilt als Streitpunkt. Sollte Zettel und das Team die Leistungen der letzten beiden Jahre zeigen, werden diese Gerüchte jedoch sehr schnell wieder verflogen sein.
Punkte: 4,0 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 14,5 von 20 Punkten
(Die Kaderbewertung wird von Fans erstellt und spiegelt nicht die Meinung von Hockeyfans.at wieder. Wer ebenfalls eine Bewertung über einen Verein schreiben will, schickt diese bitte an kontakt@hockeyfans.at!
ACHTUNG!!! Wir suchen noch Bewerter für die Bundesliga!
Wie jedes Jahr wird es auch für die Erste Bank Eishockey Liga eine Kaderbewertung geben! Im Forum von Hockeyfans.at gab es hier bereits vor einigen Tagen einen Aufruf zur Mitarbeit. Wer sich an der Bewertung beteiligen will, kann sich über die Möglichkeiten im Forum von Hockeyfans.at informieren:
https://www.eishockeyforum.com/thread.php?threadid=12693