DEB Teamchef Poss: Dämpfer zur rechten Zeit
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marksoft -
23. April 2005 um 07:17 -
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Hochmut kommt vor dem Fall, heißt es im Sprichwort, und genau diesen Hochmut hat die deutsche Nationalmannschaft in Kaufbeuren gegen Lettland an den Tag gelegt. „Bereits beim Einspielen habe ich eine gewisse Lässigkeit bei unseren Spielern festgestellt“, meinte Bundestrainer Poss nach der Partie, die 2:4 verloren ging. Eine Unkonzentriertheit, die sich ein deutsches Team einfach nicht leisten kann, auch nicht gegen einen vermeintlich weniger starken Gegner wie Lettland. Noch dazu, wenn etliche Leistungsträger verletzungsbedingt (Sturm, Ustorf, Kölzig) oder wegen ihrer Regeneration nach den DEL-Play-off fehlen.
Anders als in der nationalen Meisterschaft werden Fehler bei internationalen Begegnungen gnadenlos bestraft. Zwei individuelle Kurzschlüsse in der deutschen Verteidigung luden die Gäste aus dem Baltikum geradezu zu ihren Toren ein. Und die ließen sich nicht zweimal bitten und verwandelten eiskalt, ohne Torwart Müller eine Chance zu lassen. „Unkonzentriertheiten in der Defensive und Offensive waren Schuld an unserer Niederlage“, formulierte Greg Poss kurz und treffend. Zwar konnte der beste deutsche Spieler Sebastian („Basti fantasti“) Furchner, der selbst aus Kaufbeuren stammt, unter dem Jubel der Allgäuer Fans das 1:2 erzielen, aber nur Sekunden später kippte das Spiel endgültig. Ein erneuter Schnitzer in der deutschen Abwehr ermöglichte den Gästen das vorentscheidende 3:1. Alex Jung, der nach 30 Minuten Robert Müller im Tor abgelöst hatte, war ohne Chance.
Nach dem neuerlichen Anschluss durch Felix Petermann keimte unter den 3000 Zuschauern wieder Hoffnung auf, die jedoch mit dem vierten lettischen Treffer zunichte gemacht wurde.
Die Gründe für die Niederlage sind, neben Schwächen in der Defensive, vor allem in der mangelnden Chancenauswertung zu finden. International erhält man erfahrungsgemäß nur wenige Tormöglichkeiten, und die müssen hundertprozentig genutzt werden. Die deutschen Stürmer liefen mehrmals alleine auf den lettischen Goalie zu und scheiterten kläglich. Diese Defizite müssen spätestens bis zur WM ausgemerzt werden, sonst findet man sich ganz schnell in der Abstiegsrunde wieder. Schließlich steigt bereits zu Beginn der Weltmeisterschaft das entscheidende Spiel gegen Kasachstan, und die sind ein ähnliches Kaliber wie Lettland.
Greg Poss hat der nach den guten Leistungen gegen Schweden und Weißrussland nicht erwarteten Niederlage auch eine positive Seite abgewonnen: „Eine Niederlage im Testspiel ist kein Beinbruch. Vielleicht ist sie sogar ein Dämpfer zur rechten Zeit. So sehen die Spieler, dass sie keinen Gegner unterschätzen dürfen.“
Bei seiner Einzelkritik lobte der Bundestrainer neben der Kölner Reihe (Lewandowski, Boos, Furchner) besonders den Fast-Neuling Collin Danielsmeier aus Iserlohn, der erst sein fünftes Länderspiel bestritt: „Er hat sehr gut gespielt“, was wohl soviel heißt wie einst bei Helmut Schön: „Er darf wiederkommen.“ In der Negativbeurteilung hielt sich Poss natürlich bedeckt. Die Zuschauer jedoch waren besonders von Routiniers wie Kreutzer (131 Länderspiele) oder Kathan (136mal in der Nationalmannschaft) schwer enttäuscht. Da müsste bis zur WM eine deutliche Steigerung drin sein!
Bereits am Samstagnachmittag hat das deutsche Team Gelegenheit, die Scharte auszuwetzen. In Ravensburg geht es erneut gegen Lettland. Dabei wird Dimitri Pätzold das Tor der Nationalmannschaft hüten. Weitere Änderungen im Kader sind nicht zu erwarten. Ab kommender Woche wird dann das Team mit den restlichen Spielern aus Übersee sowie den Mannheimern und den Berlinern ergänzt. Erfreulich für den Bundestrainer: Jochen Hecht wird am Montag trotz seiner Armverletzung zur Mannschaft stoßen, und man ist in der Mannschaftsleitung zuversichtlich, dass er bei der WM auch spielen kann.
„Wir werden 25 Spieler mit nach Wien nehmen. Das sind nicht immer die besten Einzelspieler, sondern die beste Mischung“, sagt Poss. Nach den beiden Begegnungen gegen die USA in der kommenden Woche, wird die endgültige Auswahl getroffen werden. Und dann kann man nur noch Daumen drücken.
(Hockeyweb.de)