Hockeyfans.at Interview mit Philipp Pinter
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marksoft -
5. Dezember 2004 um 01:48 -
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Der 19-jährige U20 Nationalstürmer und gebürtige Villacher hat im Sommer dem VSV leise ade gesagt um sich in den USA nach eigenen Worten „ins Rampenlicht zu spielen“. Bei Des Moines (USHL) hat Pinter turbulente Wochen hinter sich und daher einen Schlussstrich gezogen aber mit den Valley Junior Warriors in der EJHL schnell die ideale Mannschaft gefunden um sich mit seinen Leistungen für die besten Hockey-Colleges empfehlen zu können. Philipp vorab zur aktuellen Situation, warum hast Du dich entschieden Des Moines den Rücken zu kehren?
Es lief von Beginn an nicht perfekt. Zu Saisonbeginn, bei der traditionellen Buc Bowl, konnte ich wegen einer Erkrankung nicht dabei sein. Hinzu kam, dass ich nach einigen Runden wegen eines slowakischen Spielers der getestet werden sollte für 9 Tage für mich unverständlicherweise aus dem Kader genommen wurde. [image]10386#left[/image] Daher musste ich mehr oder weniger wieder von vorne beginnen. Nach und nach ist es dann aufwärts gegangen, ich habe gut gespielt und meine Punkte gemacht. Die Trainer waren mit meiner Leistung sehr zufrieden. Wir haben als Mannschaft zwar alles andere als schlecht gespielt hatten aber oft einfach Pech bzw. zu viele Spiele gingen knapp mit einem Tor verloren. Nach dem jetzt auch noch Coach Bob Ferguson (Anmerkung: Hält mit über 500 Siegen den Rekord in der USHL) entlassen wurde habe ich den Club gebeten mich frei zu stellen um mir einen neuen Verein suchen zu können. Der Clubeigentümer übt auf den neuen Trainerstab einen gewaltigen Druck aus, er will Erfolge sehen. Es werden neue Ausländer getestet und generell geschaut welche Spieler dem Verein in der momentanen Situation weiterhelfen können. Die Tatsache das ich Mitte Dezember für Österreich in Sheffield bei der U20 WM spielen werde ist den Verantwortlichen - vor allem dem Cheftrainer - in Des Moines daher sozusagen ein Dorn im Auge. Coach Ferguson hat mir folglich geraten den Verein zu wechseln.
Welche Vereine und Ligen standen zur Auswahl?
Prinzipiell wollte ich natürlich in der USHL bleiben. Doch aufgrund der Ausländerbeschränkung von zwei Spielern pro Team und da die Saison bereits im vollen Gange ist war bei den anderen Teams zwar großes Interesse an meiner Person vorhanden aber leider kein (Ausländer-)Platz mehr frei. Ich hatte von vielen Teams aus den anderen Top-Juniorenligen Angebote. Am besten und interessantesten erschien mir das Angebot der in der EJHL (Eastern Junior Hockey League) tätigen Valley Junior Warriors (Anmerkung: Ex-Team von Franz Wilfan Jr.; Pinter hatte u.a. auch ein Angebot vom Lange-Club aus New York vorliegen). Die EJHL steht der USHL in punkto Qualität um nicht viel nach und stellt für meine Zukunft - da sie von vielen (College-)Scouts beobachtet wird - eine optimale Lösung dar. Die Warriors gehören in der aktuellen Spielzeit zu den drei führenden Teams der Liga und außerdem kann ich dann die gute Bilanz von Goalie Matthias Lange (New York Apple Core) etwas verschlechtern …
Hast Du dich in deiner neuen und jetzt alten Heimat trotzdem wohl gefühlt?
Es hat mir sehr gut gefallen. Das Rundherum passte eigentlich optimal. Des Moines hat in der USHL die besten Fans und als einer der letzten Clubs noch eine alte Eishalle. In der Halle ist es deswegen immer irrsinnig laut, es herrscht bei einem Schnitt von 2500 Zuschauern eine unglaubliche Atmosphäre. Des Moines gibt es seit 25 Jahren und ist der Traditionsclub in der USHL. Natürlich ist es Schade das es bei den Bucs für mich sportlich nicht optimal gelaufen ist. Der Rausschmiss von Coach Ferguson war letztendlich der entscheidende Grund für meinen Weggang. Schließlich hat mich er nach Des Moines geholt.
Was waren deine Beweggründe für den Wechsel in die USA und warum viel die Entscheidung auf Des Moines?
Ich war bereits im letzten Februar eine Woche in Des Moines und in Sioux Falls auf Probetraining. Beide Teams boten mir für die kommende Saison einen Platz an. Es war eine schwierige Entscheidung, ich habe mich aber vor allem aufgrund des renommierteren Trainers für Des Moines entschieden. Im nach hinein wäre wohl Sioux Falls die bessere Wahl gewesen.
Hast Du dir beim VSV keine Perspektiven gesehen?
Auch beim VSV waren die Perspektiven vorhanden, bereits mit 16 habe ich unter Kennedy 20 Spiele bestritten. Der Verein wollte mich auch halten. Aber die Ausbildung ist mit Sicherheit in den USA besser und die Möglichkeit sich ins Rampenlicht zu spielen erst recht.
Wie schneidet die USHL vom Niveau her deiner Meinung nach ab? Wo gibt es bei dir noch Verbesserungspotential?
Die USHL ist eine super Liga, es wird brutal schnell und extrem hart gespielt und das auf der kleinen Eisfläche. Für mich ist sie die „Nachwuchs-NHL Amerikas“, es wimmelt nur so von talentierten Spielern, die Dichte ist unglaublich. Für einen Europäer braucht es einige Zeit um sich an den Amerikanischen Spielstil mit dem forcierten Köperspiel zu gewöhnen. Ich habe mich jetzt schon sehr gut darauf eingestellt. Verbessern möchte ich mich vorrangig im physischen Bereich. Aber mein größtes Ziel ist die Perfektionierung meines Defensivspiels.
Wie lautet den Resümee nach elf Spielen und fünf Punkten für Des Moines?
Wie gesagt, es lief einfach nicht für mich. Ich hätte dem Team mit Sicherheit in der Zukunft helfen können aber der neue Coach ist mit der Tatsache nicht zufrieden, dass ich zur WM gehe. Daher habe ich mich am 30.11. releasen lassen um so noch vor der WM ein Team zu finden.
Welche Nahziele hast Du dir für die verbleibende Saison in der EJHL gesteckt?
Ich möchte mich als Spieler stetig Weiterentwickeln und damit die Scouts auf mich aufmerksam machen.
Wie schauen deinen nächsten sportlichen Ziele aus, College?
Das College ist eine super Sache. Die Liga ist auf einem extrem hohen Niveau, es wird sehr gutes Eishockey gespielt. Das College ist die perfekte Vorbereitung für den Traum NHL. [image]10387#left[/image] Es haben schon einige Österreicher vorgemacht wie es geht. Wir sind in den Staaten keine Unbekannten mehr. Ich könnte theoretisch noch zwei Jahre in der EJHL spielen wobei bei einem entsprechendem Angebot eines guten Colleges auch bereits im kommenden Jahr der Wechsel auf die Uni möglich wäre, das hängt aber wie gesagt von den Angeboten ab. Für mich ist jetzt wichtig, dass ich bei den Warriors eine gute Saison spiele und zeige was ich kann.
Stehst du in regelmäßigen Kontakt zu einigen deiner Landsmänner?
Mit Matthias Lange telefoniere ich wöchentlich. Weiters stehe ich mit Thomas Vanek, Bernd Brückler, natürlich Andi Nödl und meinem ehemaligen Clubkollegen Michael Grabner in Kontakt. Es wird untereinander vieles abgesprochen.
Im Dezember findet in Sheffield die von dir bereits erwähnte U20 WM der I Division statt. Was ist mit der Mannschaft möglich?
Ich bin überzeugt, dass wir dieses Jahr wieder um den Aufstieg mitspielen. Wir haben ein super Kollektiv mit sehr guten Einzelspielern - defensiv wie auch offensiv. Schade nur, dass Johannes Kirisits für diese WM ausfällt. Er wäre sicher wieder einer der Leistungsträger im
Team gewesen der uns in der Abwehr extrem fehlen wird. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir mit der Herausforderung wachsen und dieses Jahr eine super WM abliefern werden.
Ist der Aufstieg ein realistisches Ziel?
Der Aufstieg ist klarerweise ein Thema denn das Potential dazu haben wir. Wenn wir konsequent und zielorientiert an die Sache herangehen, ist auf jeden Fall alles möglich. Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren und das Offensiv-Spiel forcieren. Wichtig wird sein, dass wir selbstsicher auftreten und jeder einzelne im Team von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt ist. Unser Ziel dieses Jahr muss es sein, rauszugehen um "Spaß" zu haben. Der Rest ergibt sich dann von selbst!
Das Gespräch für Hockeyfans.at führte Christian W. Flotzinger (c.flotzinger@hockeyfans.at).