Geschichte des Spengler Cups: Der Kreis hat sich geschlossen
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marksoft -
28. November 2004 um 16:21 -
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Die Geschichte des Spengler Cups ist ein Spiegelbild der Entwicklung im internationalen Eishockey. Im Jahr 1923 erstmals ausgetragen machte das Turnier alle Schritte mit, die auch Eishockey machte. Sei es die Vormachtstellung der Sputniks, die ersten kanadischen Schritte Anfang der 20er Jahre oder auch die Begeisterung für das Team Canada.Der Spengler Cup Davos ist eine Institution in Davos, welche den Vorteil hat, dass sie nach einer Art «Zauberformel» funktioniert. Dazu braucht es:
Den Kurort und seinen Hockey Club Davos, den Termin zwischen Weihnachten und Silvester, die garantierte TV-Präsenz seit über 40 Jahren, die einmalige Stadion-Konstruktion und die Tradition. Wenn bei einem Turnier bei der 76. Austragung erstmals alle Spiele restlos ausverkauft sind, spricht das für sich.
Der Spengler Cup Davos ist auch berühmt geworden für eine einzigartige Stimmung im und um das Stadion. Wo sonst dürfen sich neben dem HC Davos auch die anderen Teams als Heimmannschaft fühlen? Wo sonst treffen sich an einem kleinen Platz so viele verschiedene Gesellschaftsschichten? Der Run auf Tickets des nächsten Turniers beginnt eigentlich schon mit dem Finale des aktuellen.
Der Spengler Cup hat sportliche Highlights produziert und Superstars präsentiert. Es begann 1923 mit den kanadischen Studenten der englischen Elite-Universität von Oxford. LTC Prag, praktisch identisch mit dem CSSR-Nationalteam, setzte mit seiner Siegesserie vor und nach dem Krieg sportliche Massstäbe. Die Diavoli Rosso Neri aus Mailand wurden durch den Spengler Cup einer grösseren Öffentlichkeit zum Begriff. ACBB Paris begeisterte bei seiner Titel-Triplette von 1959 bis 1961 mit francokanadischem Individualismus.
Die Zeit der unfassbaren Sputniks
Zwischen 1965 und 1983 gewannen nur noch tschechoslowakische und russische Mannschaften in Davos und trugen damit der internationalen Kräfteverteilung Rechnung. Bei Slovan Bratislava stach die Präsenz des Superstars Vaclav Nedomansky heraus. Der Armeeverein von Dukla Jihlava eroberte die Sympathien der Davoser bei seinen Auftritten und fünf Cup-Siegen mit seinen Persönlichkeiten wie Jan Suchy oder den Gebrüdern Holik. Die sowjetischen Sputniks von Leningrad, Moskau und Woskresensk blieben unfassbar und manchmal unfassbar gut.
Erst mit der Integration eines Teams Canada wurde das Ungleichgewicht ausgeglichen. Die Kanadier, meist ein Konglomerat aus Spielern, die in der Schweiz tätig sind, fehlten seither an keinem Turnier und siegten achtmal. Ihr Coach Andy Murray wurde mit sechs Erfolgen in gleich vielen Teilnahmen zum sogenannten Mr. Spengler Cup, bevor er Weltmeister wurde und in die NHL abwanderte.
Die Kanadier und Färjestad mit seinen NHL-Cracks Hakan Loob und Bengt-Ake Gustafsson bildeten das willkommene Gegengewicht zu den Klubs aus dem Ostblock, die in den 90er-Jahren ihre Dominanz wegen der Öffnung der Grenzen zur NHL verloren. Die damals berühmteste Mannschaft der Welt, ZSKA Moskau, zeichnete 1991 mit Trainer Wiktor Tichonow für den bisher letzten russischen Sieg im Spengler Cup verantwortlich.
Forechecking an der Bartheke
War das Turnier in den 80er-Jahren zuweilen fast eine Exhibition, so ist der Wille zum Sieg bei den Teilnehmern seither wieder stärker ausgebildet. Deutliches Zeichen dafür ist der stete Rückgang der Torquote. Geblieben ist die Hassliebe im Stadion zu den deutschen Gästen, deren rustikaler Stil jeweils die einzigen Pfiffe provozierte. Die Kölner Haie hatten 1999 die deutsche Durststrecke beendet, die 1964 nach dem Sieg des legendären EV Füssen in Davos begonnen hatte.
Ein zentraler Faktor ist aber das einheimische Team geblieben. Als es in den 70er-Jahren in der Nationalliga B dümpelte, ersetzte es das Schweizer Nationalteam mehr schlecht als recht und provozierte das intensivste Forechecking an den Bartheken der hohen Promenade.
Bei den drei Turnieren zwischen 1990 und 1992 vertraten Kloten, Lugano und Fribourg den in der heimischen Liga erneut abgestürzten Heimklub mit unterschiedlichem Erfolg. Die Auftritte von Slawa Bykow und Andrei Chomutow sorgten aber so oder so für Spektakel.
Der HC Davos ist Rekord-Turniersieger
Der HCD ist bei 61 Teilnahmen mit 12 Turniersiegen die erfolgreichste Mannschaft des Spengler Cups. Auf den vorletzten Sieg vor zwei Jahren musste er allerdings 42 Jahre warten. 1957 und 1958 hiessen die Protagonisten der Triumphe Werner Bassani (Goalie), Watschga Dürst oder Stu Robertson. Bei den Siegen der letzten zwei Jahre waren es Lars Weibel, Patrick Fischer, Lonny Bohonos oder Reto von Arx.
Die zwei jüngsten Turniersiege des HCD dokumentieren trotz Verstärkungsspielern aber auch die Fortschritte der Schweizer Akteure, die in den 80er-Jahren an einen derartigen Erfolg nicht zu träumen gewagt hätten. Seit dem Wiederaufstieg in die Nationalliga A im Jahr 1993 erreichte der HCD nicht weniger als sechs Mal das Finale. Damit ist der Kreis geschlossen: In ähnlicher Position und Stärke präsentierte sich der junge HCD nur in den ersten Spengler Cups nach 1923.
(Spenglercup.ch)