Die ersten Tests der Vienna Capitals für die neue Saison sind geschlagen, einige Icefireianer machten den Trip in den hohen Norden Deutschlands mit.Eishockey hat uns wieder, die lange Zeit des Wartens hat sich aber mehr als gelohnt: Bremerhaven, wir kommen! Saisonauftakt in Norddeutschland. Der hochkarätig besetze swb-Energie-Cup 2003 lockte die Caps, und die Wiener Armada mit "besonderer Unterstützung (...) durch den Fanclub ICEFIRE, (der) als hyperaktiv gilt" (offizieller Pressetext des Turniers) folgte der Einladung.
Nach einer kurzweiligen Anreise (Flug nach Hamburg, per Bus nach Bremerhaven) gepaart mit Vorfreude auf das erste Eishockeyspiel der neuen Saison machten wir uns bald nach Ankunft in unserem sehr komfortablen Hotel auf den Weg auf die andere Straßenseite: Ja, wir wohnten gegenüber der Eishalle. Nicht gerade unangenehm. Die Eishalle am Wilhelm-Kaisen-Platz ist zwar keineswegs in gutem Zustand, aber der Fanclub Icefire fand bald "seine" Fankurve, platzierte die obligaten Transparente und begab sich in Wartestellung. Noch vor der Caps-Premiere fand das erste Halbfinalspiel des Turniers zwischen den DEL-Klubs Hannover und Hamburg statt. Ein sehr schnelles Spiel, Hamburg hatte den längeren Atem und feierte den Finaleinzug.
Jetzt geht's los!
Doch dann: 22. August 2003, 20 Uhr: Die Vienna Capitals 2003/04 spielten ihr erstes Spiel. Wenn auch mit etwas Verspätung. Vorerst gab es in der maroden Bremerhavener Eishalle noch im wahrsten Sinne des Wortes "Fire on Ice". Das Caps-Motto realisierte sich in der Form eines brennenden Scheinwerfers. Zwecks Mannschaftspräsentation der Fishtown Pinguins verdunkelten die Gastgeber die Halle, doch die Rückkehr des Lichts ließ dann auf sich warten. Mehrere Minuten Verspätung und der oben erwähnte brennende Scheinwerfer (der sich dann aber von selbst wieder beruhigte, und dann wieder Licht abgab (!) waren die Folge. Aber kein Hindernis. Die Capitals sind wieder da! Der Fanclub Icefire peitschte die Harand-Truppe mit altbewährten Gesängen und einer tollen Choreo zum ersten Sturmlauf, bald konnten die Arme das erste Mal empor gestreckt werden: Die Caps gingen in Führung. Was folgte, war ein ruppiger erster Test, eine Matchstrafe von Patrick Harand nach ungefähr 9 Minuten Spielzeit, ein paar Auseinandersetzungen und Nicklichkeiten, eine kleine Meinungsverschiedenheit von Andre Lakos mit einem Norddeutschen, etc. Die Caps verloren zwar auch Andre Lakos durch Disziplinarstrafe, ließen sich auch durch eine einseitige Regelauslegung des deutschen Schiedsrichters nicht beirren (immerhin spielten die Wiener praktisch das gesamte Mitteldrittel in Unterzahl), mussten 13 Unterzahlsituationen über sich ergehen lassen, und kamen trotzdem nie in Bedrängnis.
Ganz im Gegenteil: Die Caps dominierten das Match. Nie kam einem das Gefühl, an diesem Abend die Saisonpremiere zu vergeigen. Das 3:1 wurde hinten geschickt gehalten, vorne hatte man die eine oder andere tolle Gelegenheit zum 4:1 auf der Schaufel. Eine davon wurde im letzten Spielabschnitt genutzt: Der 4:1-Endstand war hergestellt. Die Bremerhavener konnten nicht kontern, die Caps kämpften, rackerten und faszinierten die anwesenden Icefireianer. Nach 2 Wochen hartem Training war von der Müdigkeit auf dem Eis nichts zu sehen (nach dem Match waren aber einige Caps-Spieler nach eigenen Angaben stehend k.o.). Vielmehr sah man eine verschworene Einheit, die wieder zu harmonieren scheint.
So ein Tag, so wunderschön wie heute. Die Icefireianer konnten mit ihren Cracks jubeln, ein toller Spieltag wurde im Festzelt bei dem einen oder anderen Bierchen resümiert. Neben der Eishalle gab es an diesem Wochenende einen Praterrummel, auch keine schlechte Gelegenheit, einen Eishockey-Tag abzuschließen. Die einen oder anderen begaben sich mit den anwesenden Fans der anderen Vereine noch in deren Zeltlager oder besuchten das eine oder andere Innenstadt-Lokal. Gefeiert wurde überall, freilich friedlich nach dem Motto "Wir sind alle Eishockey-Fans."
Die Caps auf der Titelseite
Der Tag danach: Einige von uns sichtlich gerädert, die anderen schon auf Kultur-Trip im deutschen Schifffahrtsmuseum, andere im U-Boot oder auf Einkaufstour in der Fussgängerzone. Jeder machte sich ein Bild von Bremerhaven abseits des Eishockeys. Eine Stadt, die wirklich einen Besuch wert war. Und dann noch ein kleiner Blick auf die Presse des heutigen Tages: Und siehe da: In der Nordsee-Zeitung, der Tageszeitung für Nordwestdeutschland, waren die Caps auf der Titelseite zu sehen! Schnell noch ein Exemplar von dieser Titelseite erstanden, machten wir uns erwartungsfroh auf den Weg Richtung Eishalle. Vielleicht gelingt ja doch die Überraschung... Noch vor dem Beginn des zweiten Spieltages traf sich die Icefire-Gemeinde dann im "Augustiner" im Praterrummel wieder, so etwas wie das Fanclublokal der Icefireianer an diesem Wochenende. Finale! Finale!
Die Hamburg Freezers überrollten die Caps zu Beginn des Spiels mit ihrem hohen Tempo, schnürten die Wiener in ihrem eigenen Drittel fest und setzten die Akzente. Nur eine Frage der Zeit, bis der DEL-Verein über den Führungsteffer jubeln konnte. Nach dem Rückstand legten die Caps ihre Scheu vor dem großen Namen ab und spielten beherzt mit. Eishockey mit Herz. Das können wir heuer sicherlich von unserem Team erwarten. Bei 0:2 nutzen die Vienna Capitals eine 2-Mann-Überlegenheit zum Treffer gegen das DEL-Team. Praktisch im Gegenzug wurde aber der alte Vorsprung von Seiten der Freezers wiederhergestellt. Kein Grund, die Köpfe einzuziehen: In einem furiosen Schlussabschnitt machten es die Wiener noch einmal spannend. Angetrieben von den anwesenden Icefireianern, die die letzten Reste aus ihren angeschlagenen Stimmbändern peitschten, kamen die Vienna Capitals von 1:4 noch einmal auf 3:4 heran. Plötzlich kamen die Hamburg Freezers mit allen ihren Topstars wie Brad Purdie, Shane Peacock oder Boris Rousson gehörig ins Schwitzen und waren schlussendlich froh, nicht doch noch den Ausgleich hinnehmen zu müssen.
"Ihr habt wirklich ein tolles Team. Gratulation!" hörte ich nach dem Match von Bremerhavener Fans. Wir waren stolz! Stolz auf unsere Caps, die bei diesem hochkarätig besetzen Turnier eine mehr als gute Figur machten und zeigten, dass heuer wieder Eishockey mit Herz zu sehen sein wird. Ein Team, welches durch sehr ausgeglichene Linien zu glänzen vermag, gestützt auf einen sehr sicheren Rückhalt Marco Leinonen, der von den Icefireianern frenetisch bejubelt wurde. Und natürlich abgesichert durch einen hervorstechenden Darcy Werenka, der der Mann des Turniers bei den Caps war. Er machte alles richtig und war ein Bollwerk in der Defensive der Wiener. Sicherlich einer der Topstars der heimischen Bundesliga.
Ende des Turniers, Zeit noch einmal richtig zu feiern. Mit allen Fans, aus allen Ecken Deutschlands, sogar aus Dänemark. Zu norddeutschen Schlagern, zu Party-Klassikern a la "Hölle, Hölle, Hölle" oder dem umfunktionierten Charts-Hit von Buddy + DJ The Wave "Ab in den Norden". Wir sind alle Eishockeyfans. Es war wieder wunderschön anzusehen, wie friedlich Eishockey-Fans abseits von Vereinsfarben miteinander feiern konnten. In der Nacht von Samstag auf Sonntag mussten wir uns von den Fans verabschieden. Keiner von uns bereute es, den 1000-km-Trip mitgemacht zu haben. Ganz im Gegenteil: Die Caps-Spieler waren sichtlich erfreut über die Unterstützung im hohen Norden, der Fanclub Icefire entrollte zum Abschluss: "Für euch ist uns kein Weg zu weit!". Wirklich nicht. Eishockey mit Herz, eine Leistung, die sich sehen lassen kann. Und ein toll organisiertes Turnier. Eishockey hat uns wieder. Bremerhaven 2003... wir waren dabei!!!
Günter Kloibhofer
PS: Icefire geht schon bald wieder "on tour". Bei der Icefire Hockey Night am 3.9. gibt es für alle Icefire-Mitglieder bereits die nächste Möglichkeit, sich zur Fanfahrt anzumelden. Nähere Infos auch auf unserer Homepage www.icefire.at