Der Modus der Erste Eishockey Liga 2003/04 wurde kürzlich geklärt, Grund genug Vor- und Nachteile des neuen Systems abzuwägen.In einer Zeit, in der Napoleon Wolfgang Schüssel zu jeder Gelegenheit auf den demographischen Zusammenbruch unseres Pensionssystems hinweist (obwohl diese Panikmache mehr als übertrieben ist, wie ich kürzlich in einem Gespräch mit einem österreichischen Umverteilungsexperten erfuhr... aber das ist eine andere Geschichte), trafen sich kürzlich die nun nur mehr 7 aktuell verbliebenen Klub-Repräsentanten der obersten Eishockeyliga zu einer Ligasitzung. Dabei weiß man gar nicht, ob dieses Gespräch an einem runden Tisch statt gefunden hat (runde Tische sind ja momentan soooo modern). Ein neuer Ligamodus, der ja durch den Ausstieg des EHC Lustenau erzwungen wurde, wurde gefunden.
Die 7 verbliebenen Mannschaften werden künftig 4 Hin- und Rückrunden spielen, im Grunddurchgang demnach 8 Mal die Klinge kreuzen. Damit kommt man nach Adam Riese auf 48 Spiele im Grunddurchgang. Pfuuh. Das schwierigste wäre geschafft. Denn die erste Bemühung der Liga ist es immer, auf eine erquickliche Anzahl von Grunddurchgangsspielen zu kommen, um jeden Verein eine angenehme Zahl von Heimspielen zu bringen (und damit den Kassier zu erfreuen). Dass dabei aber 4x in einem Winter der gleiche Gegner in die Eishalle vorbeischaut, ist ein notwendiges Übel, welches sich aus der bescheidenen Anzahl von sieben Teilnehmern ergibt.
Wo bleibt aber da die Spannung? Man könnte durchaus auch von einer Familien-Liga sprechen. Wenn sich gewisse Spieler 8x im Jahr sehen, könnte durchaus familiäre Bande geknüpft werden (vielleicht sieht man ja nicht einmal die Eltern so oft wie manche Gegner ?! ;-). So schön, so gut. 24 Heimspiele für jeden Verein, das klingt nach guten Einnahmen. Doch die Brisanz ist zugegebenermaßen eher mäßig, denn irgendwann spielt sich jedes Erzduell oder Derby müde. Und selbst das Kärntner Derby wird angesichts von 8 Auflagen pro Saison auch seinen Stellenwert verlieren (da kann man auch mal ein Spiel verloren geben, bleiben ja noch 7 Möglichkeiten zur Revanche).
Gut wiederum ist, dass die Qualifikationsrunde, die ja schon im Raume stand, doch nicht eingeführt wurde. Demnach sollte der Tabellenletzte nach einer Hin- und Rückrunde seine Saison beenden, die verbliebenen 6 würden dann um den Play-Off-Einstieg spielen. Mit der neuen, herkömmlichen, 4x Hin- und Her-Regel wird jedem Verein, und sei er noch so schlecht, 24 Heimspiele garantiert. Und somit wird die Saison auch wieder wirtschaftlicher...
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die erste Saison unter dem neuen Namenspatron Erste Bank sicherlich nur eine Überbrückungssaison sein darf, bzw. sein muß. Wie bereits angedeutet, wird die Saison 2004/05 uns endlich wieder eine gesunde Anzahl an teilnehmenden Vereinen (im Gespräch ist eine 10er Liga) bescheren. Die Salzburger haben für diese Saison bereits genannt, auch eine Rückkehr der Zeller Eisbären scheint nicht ausgeschlossen. Und auch in Vorarlberg gibt es Bemühungen, einen zweiten Verein wieder in der Eliteklasse mitspielen zu lassen. Die zweite Leistungsstufe, die Nationalliga, macht mit der heurigen Auflage einen Schritt in die richtige (gesunde) Richtung und wird zunehmends ein vernünftiger Unterbau für die Eliteklasse. Nun muß nur noch die Erste Liga folgen. Erstens mit einer sich hoffentlich bald einpendelnden Zahl von zumindest 8 teilnehmenden Vereinen (wobei natürlich 10 Teilnehmer zu bevorzugen wären), zweitens mit einer mittel- bis langfristig integrierten Auf- und Abstiegslösung, die auch am Tabellenende sportliche Brisanz garantieren würde.
Dass die momentane Entwicklung (jedes Jahr ein Verein weniger) unbedingt gestoppt werden muß, zeigt das Beispiel Italien. Die Liga (und damit die Attraktivität der Liga für die Zuseher) schrumpfte ähnlich wie die unsrige in jedem Jahr und lag im Vorjahr bei nur noch 6 verbliebenen Vereinen. Der italienische Verband machte es ähnlich wie Österreich, und spielte halt ebenfalls 8x gegeneinander, um auf 40 Grunddurchgangsspiele zu kommen.
Betrachten wir die kommende Saison als Übergang in eine neue, bessere und spannendere Zukunft einer guten Idee: Die Erste Eishockey Liga hat endlich wieder einen potenten Sponsor, die meisten Vereine scheinen wirtschaftlich gesund, da läßt sich doch hoffnungsfroh in die nahe Zukunft der österreichischen Eishockey-Bundesliga blicken: Es wird wieder, da bin ich mir sicher. Bleibt nur wieder das Bangen, dass im April 2004 nicht wieder ein Bundesligist aus der höchsten Leistungsstufe aussteigt.... und das in einer Zeit, wo das Bangen angesichts leidiger Diskussionen um zukünftige Pensionsmodelle wohl modern scheint...
Günter Kloibhofer