Suomi 2003 oder: Auf der Suche nach der Sonne
-
marksoft -
7. Mai 2003 um 15:54 -
672 Mal gelesen -
0 Kommentare
Der Fanclub Icefire war ja bei der Eishockey-WM in Finnland live dabei. Hier haben alle Daheimgebliebenen noch einmal die Möglichkeit, in unserem kleinen Reisebericht die Highlights nachzulesen.Welcome in Helsinki... jetzt geht's los... willkommen bei der Eishockey-WM. Mit Spannung und Vorfreude landeten 6 Icefireianer in der finnischen Hauptstadt um das Team Austria bei seinem Saisonhöhepunkt, nämlich eben dieser WM, zu unterstützen.
Doch dieser Willkommens-Gruß von Suomi war gar nicht mal so gastfreundlich: Dunkle Regenwolken, neblig, feucht, Schneereste an den Straßen und, zum Erschrecken meinerseits, nicht ein grünes Blatt in den Wäldern rund um Helsinki. Also begrüßt durch typisch skandinavisches Wetter ging es mit dem Taxi in unser Hotel, wo wir uns natürlich, so wie es sich für Eishockey-Fans gehört, gleich einmal nach dem Weg zur Eishalle erkundigten.
Gemacht, getan. Nachdem wir unsere Koffer in irgendeine Ecke unseres Zimmers geschmissen hatten, hieß es gleich: Ab zur Hartwall Areena (Arena schreibt man in Finnland wirklich mit zwei "e"). Zwar beim ersten Mal noch etwas umständlich gefahren, erreichten wir trotzdem unser Ziel.... eine wunderschöne Eishalle. Gleich noch schnell Tickets für das Match Tschechien gegen Österreich besorgt und dann begann schon das Umschauen im WM-Dorf.
Hm, hm..... was ist das für ein Schild? Um Gottes Willen: Hier steht doch glatt 'No Alcohol' beim Eingang zum WM-Dorf. Nicht, dass wir nur unbedingt auf Alkohol aus waren, aber dies war doch ernüchternd. Aber dann: Aufatmen! Ah doch, hab ich's mir doch gleich gedacht! Da gibt es so ein kleines, aber feines Pre-Game-Zelt mit Eintritt erst ab 18 Jahren. Nun, das war für uns 6 Finnland-Legionäre kein Problem, also sahen wir uns das sagenumwobene Zelt mit massig Securities an allen Eingängen auch von innen an. Aha! Hier gibt es ihn, den Alkohol. Manche von uns wischten sich schon die Schweißperlen von der Stirn und genehmigten sich ihr erstes finnisches Bier. Bei den Preisen kamen einem jedoch wieder die besagten Perlen, denn bei Preisen von 4,50 für ein Krügerl (welches aber laut Aussagen unserer Bier-Experten eher nach Leicht-Bier schmeckte) und 5,10 für ein Stamperl vom feinsten finnischen Wodka waren doch, nun ja, wie sagt man in Wien (?), gesalzen.
Aber was solls: Man ist ja nur einmal da und so schloß man bereits die ersten Bekanntschaften und traf alte Freunde aus der Albert Schultz-Halle. Ich entschied mich für den Wodka, immerhin das 'typisch finnische' Getränk. Und dann ging es hinein: Hinein in die Hartwall Areena. Diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Hinein in die blau beleuchte Arena, sie hat den Titel Eispalast wohl wahrlich verdient. Während des Matches war es sehr schwer, sich auf das Spiel selbst zu konzentrieren, zu vielfältig waren die Ablenkungsmöglichkeiten anhand von 17 Restaurants + Snackbuden in der Halle, hübschen Cheerleader in den Gängen (die waren wirklich fesch!!!) und einem überdimensionalen Videowürfel. Und da war ja noch das Maskottchen der WM, Finkey. Er wurde zum Liebling von uns und kann als absolut gelungenes Maskottchen bezeichnet werden.
Zurück zu den oben angesprochenen Schweißperlen: Die konnte man angesichts des Wetters in dieser Woche keinesfalls bekommen. Während uns Wettermeldungen aus Österreich mit Spitzenwerten von dreißig Grad erreichten, wußten wir im hohen Norden nicht, was wir uns noch alles anziehen sollten, anhand der Temperaturen. Im Hafen trieben Eisschollen umher, und der kalte Wind ließ die gefühlte Temperatur fast unter den Gefrierpunkt sinken. Doch das machte uns alles nichts. Angesichts der fantastischen Sehenswürdigkeiten (mit einem gewissen Rußland-Einschlag, den man einfach nicht wegdiskutieren kann) wurde einem einfach innerlich etwas wärmer. Da ist noch der Grand Market beim Haupthafen zu nennen, der mit allerlei Fischspezialitäten (wer's mag) locken konnte. Verrückt sind sie schon, die Finnen.... essen bei diesen Temperaturen gemütlich draußen beim Wasser! Ja, ihr habt richtig gelesen! Für die Suomis waren die Temperaturen anscheinend schon so angenehm, dass man sein Mittagessen draussen mit Blick auf die Ostsee geniessen konnte. Nun ja, wir habens auch gemacht... und freuten uns danach schon auf eine heiße Dusche.
Höhepunkt der Woche war sicherlich das Spiel zwischen Österreich und Slowenien. Erstens weil es wichtig für unser Team war zu gewinnen, um einem Abstieg zu entgehen, zum anderen, weil Team Austria die beste WM-Leistung ablieferte. Nach dem Spiel wurde im Pre-Game-Zelt (ja, es heißt auch nach dem Spiel noch immer Pre-Game-Zelt) mit den zahlreich angereisten Slowenen gefeiert. So sind eben Eishockeyfans...
Der letzte April-Tag ist in Finnland etwas ganz Besonderes. Nicht, weil da die Ukraine im letzten Gruppenspiel Japan besiegte, nein, am 30. April ist traditionell der Arbeiter- und Studentenkarneval. An diesem Tag darf in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken werden, und man sieht sehr viele blaue Finnen (ich hoffe, ihr wißt, wie ich das meine) auf den Straßen zu sehen. Gefeiert wird bis zum Nachmittag des 1. Mai. Feiern können sie auch, die Suomis.
Apropos Feiern: Der Fanclub Icefire hatte seine große Party für Samstag abend geplant. Da war ja das Spiel zwischen Deutschland und Österreich. Endlich ein Sieg über den großen Bruder, nach der guten Leistung gegen Slowenien hielten wir das nicht für unmöglich. Schwierig: ja... aber nicht unmöglich. Doch nach 12 Minuten war unser Bann gebrochen: Ein vom Teamchef Pöck schlecht eingestelltes Team (und noch dazu ein paar Bierchen zu viel) war nach einem Sechstel der Spielzeit 0:2 hinten. Mit aggressiven Fore-Checking bereits im Mitteldrittel erkämpften sich die Deutschen eine Feldüberlegenheit, und unser österreichisches Angriff-Lüfterl war zu nicht mehr als dem 1 Tor fähig.
Aber was solls. Deutschland haben wir zwar wieder nicht geschlagen, dafür umso mehr erlebt. Es war eine wunderschöne Woche in einer begeisternden Stadt. Nette Finnen und Fans aus anderen Nationen machten die Eishockey-WM zu einem wirklichen Fest, keine Gehässigkeiten und Stänkereien... auch so können Sport-Großveranstaltungen ablaufen. Viel zu schnell verging unserer Meinung nach diese Woche, ich selbst wurde zu einem großen Finnland-Fan (einige tauften mich dann doch glatt von Kloibi auf Kloibinen um, eine kleine Anspielung auf die typischen Nachnamen der Finnen). Wäre da nicht das Wetter (und das leidige Essens-Problem: nur Fisch oder Mc Donalds), Finnland wäre eine Traum-Destination.
Ich kann jedenfalls nur im Namen aller sechs anwesenden Icefireianer sprechen: Wir hatten eine schöne Zeit und halten es ganz einfach so wie unser Kaiser Franz Joseph: "Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut."
Günter Kloibhofer