Red Wings holen zum zehnten Mal den Stanley Cup
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marksoft -
15. Juni 2002 um 06:31 -
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Nach dem wohl vorentscheidenden Spiel 3, das die Red Wings in Raleigh in der dritten Overtime für sich entscheiden konnten, schien der Bann gebrochen. Bis dahin bissen sich die Stars aus Detroit die Zähne aus, an der beeindruckenden und disziplinierten Defensivtaktik der Carolina Hurricanes und die Fans aus Hockeytown waren sich in Sachen Stanley-Cup Sieg längst nichtg mehr so sicher, wie vor Beginn der Finalserie. Der Widerstand schien gebrochen, als die Red Wings dann auch Spiel 4 auswärts mit 3:0 für sich entscheiden konnten. Brett Hull erzielte mit seinem 10.Play-off Treffer nach Vorarbeit des glänzenden Boyd Devereaux die Führung in der 27.Minute und avancierte damit zum erfolgreichsten Red Wings-Torschützen der Endrunde. Im letzten Drittel war es erneut Igor Larionov, der in der entscheidenden Phase der Finalserie zum wichtigsten Faktor wurde und auf 2:0 erhöhte sowie Brendan Shanahan, der nach Vorlage des erneut sehr starken Sergej Fedorov den 3:0 Endstand herstellte.
Irgendwie hatte man nach dem verdienten und am Ende relativ klaren Sieg den Eindruck, dass in Sachen Titel bereits die Entscheidung gefallen war, obwohl natürlich noch ein Sieg fehlte. Aber die Red Wings liessen sich die Gelegenheit nicht entgehen, diesen Triumph in der eigenen Joe Louis Arena zu feiern. Nach torlosem ersten Abschnitt waren er erneut Larionov und Fedorov, die in der 25. und 35.Minute die 2:0 Führung durch Tomas Holmström und Brendan Shanahan vorbereiteten, bevor Jeff O'Neill noch im Mittelabschnitt verkürzte. Als die Hurricanes in der Schlußminute alles auf eine Karte setzten, erkämpfte sich Kapitän Steve Yzerman den Puck im eigenen Drittel und ausgerechnet Shanahan, der zuletzt lange mit einer Durststrecke zu kämpfen hatte, schlenzte 45 Sekunden vor Schluß den Puck ins leere Tor der Gäste.
Apropos Steve Yzerman: Der Kapitän, unumstritten der Leader des Starensembles kämpfte in den vergangenen Wochen und besonders nach seinem Olympiasieg mit einer Knieverletzung, die zwischen den Spielen ein normales Gehen für ihn fast unmöglich machte. Aber der Rekord-Kapitän der NHL biss die Zähne zusammen und wurde mit 23 Punkten sogar bester Play-off Scorer der Champions. Beim Jubel zum entscheidenden 3:1, als er sich vor Freude auf Shanahan warf, holte er sich zudem eine blutige Nase, aber was bedeutet das alles, wenn man in den letzten 6 Jahren zum dritten Mal den Stanley Cup als Kapitän hoch halten darf.
Lange behielt er den jedoch nicht in Händen, denn er gab die wohl berühmteste Tophäe der Welt sofort weiter an Trainer Legende Scotty Bowman, der zunächst Fans und Spieler überraschte, als er kurz nach Abpfiff auf Schlittschuhen das Eis betrat und wenige Minuten danach seinen Rücktritt erklärte. Der 68-jährige geht als erfolgreichster Trainer und seinem 9.Titel endgültig in die NHL-Geschichte ein und verschaffte sich damit einen standesgemäßen Abgang.
Besonders glücklich waren indes Luc Robitaille und Dominik Hasek, die als potentielle "Hall of famer" endlich ihren ersten Stanley-Cup Sieg feiern durften. Ob auch der tschechische Super-Goalie der NHL den Rücken kehrt bleibt unklar, der sich der "Dominator" erst während seines Urlaub in seiner Heimat definitiv entscheiden will. Während auch Uwe Krupp, zuletzt nur noch Tribünengast im Red Wings Trikot mitfeiern durfte, wurde mit Verteidiger Nicklas Lidström der erste Europäer der NHL-Geschichte als MVP der Play-offs mit der Conn Smythe Trophy ausgezeichnet. Damit krönte der Schwede seine konstant überragende Performance und wurde nicht nur für seine spielerische Klasse, sondern auch dafür belohnt der wohl konditionsstärkste Spieler der NHL zu sein. Seine durchschnittlich 35 bis 40 Minuten effektiver "Eiszeit" und sein Pensum von fast 60 Minuten in Spiel 3 sind sicher einzigartig, zumal der 32-jährige selbst nach solchen Sonderschichten ausschaut, als käme er soeben von einer Wellness-Farm.
Die haben sich nun sicher die meisten Red Wings Akteure verdient, die noch vor der Saison von Spöttern als "Alt-Herren" Truppe angesehen wurde. Aber insbesondere im Halbfinale gegen Colorado und in Spiel 3 der Finalserie, das wie gesagt den Wendepunkt darstellte, zeigten die älteren Herren, von denen allein neun älter als Hurricanes Coach Paul Maurice sind, wie man neben spielerischer Klasse auch den sogenannten "Schweinehund" überwinden kann. Dass der Titelgewinn aus diesem Grund und aufgrund der regular season absolut verdient ist, bezweifelt selbst außerhalb von Hockeytown vermutlich keiner. Wie die in den letzten Jahren kaum veränderte Truppe im nächsten Jahr aussehen wird, weiss niemend so richtig, da sicherlich einige vom Alter her und angesichts eines grandiosen Abschieds daran denken werden, die Schlittschuhe gerade jetzt an den Nagel zu hängen.
Aber neben den Etablierten Treuen, wie z.B. Darren McCarty, Kirk Maltby und Kris Draper, die als 4.Reihe absolut überlebenswichtig waren, hat man mit Jiri Fischer, Pavel Datsyuk oder Boyd Devereaux auch einige junge Hoffnungsträger in eigenen Reihen.