Kaum ein Mensch hätte vor der Saison auch nur einen Pfifferling auf ein gutes Abschneiden der Berlin Capitals gesetzt: Kein Geld, Lizenzerteilung kurz vor Saisonbeginn, kein Trainingslager, 6 Punkte Abzug und Last-Minute-Einkäufe. Aber es kam dann alles ganz anders, es kam zum Wunder von der Spree...Zunächst jedoch lief alles ganz wie erwartet, die Caps verloren ein Spiel nach dem anderen, standen mit –6 Punkten abgeschlagen am Tabellenende. Doch so langsam steigerte sich das Team, dass sich quasi am Bullykreis kennenlernen musste, unter der Anleitung des Trainers der Saison 2000/2001, Gunnar Leidborg, die Spiele wurden besser, so manches unverhoffte Talent verbarg sich unter den Einkäufen aus aller Herren Länder.So kam es dann schon am 21.9.2001 zu einem legendären Spiel gegen den heutigen Tabellenführer Krefeld, die schon mit 3:1 in Führung lagen, dann aber mit 7:4 besiegt wurden. Seit diesem Spiel gewinnen die Caps zwar nicht jedes Spiel, punkten aber mit einer unheimlichen Regelmäßigkeit, die kurz vor Weihnachten in eine Serie von 12 Spielen gipfelte, in denen zumindest immer ein Punkt an die Caps ging. Für die Fans ging damit ein Traum in Erfüllung: 9. Tabellenplatz trotz des Punktabzuges und zu diesem Zeitpunkt sogar einen Platz vor dem Lokalrivalen Eisbären Berlin, die als Play-Off-Favorit gelten.Lässt man einmal die 6 abgezogenen Punkte außer Acht, stünden die Caps (aktueller Tabellenplatz: 11) punktgleich mit dem Tabellenachten auf Tuchfühlung mit den Play-Offs!Ein Umstand der mindestens acht Teammanagern die Schweißperlen auf die Stirn treiben sollte, hatten sie doch bei vollem Etat einen ganzen Sommer Zeit sich in Ruhe ihr Team zusammenzustellen. Schließlich stehen weit hinter den Caps mit Hannover und Frankfurt zumindest zwei Teams, die vor der Saison als heiße Anwärter auf einen Play-Off-Platz galten.Ein Umstand, der immerhin beweist, dass es in der DEL weiterhin Teams gibt, die ihre Teams eher nach statistischen Gesichtspunkten zusammenstellen, die Wahl eines guten Trainers oder die Auswahl von Spielern nach mannschaftlichen Gesichtspunkten vernachlässigen.Ein Hauptpfeiler des Erfolges der Caps ist es, das es Trainer Gunnar Leidborg völlig fremd zu sein scheint, wie seine Kollegen Verletzungssorgen und ähnliche Phrasen als mildernde Umstände für Niederlagen anzuführen. Der Kasseler Trainer Hans Zach sagte so z.B. nach der Heimniederlage seines Teams gegen die Caps, er habe das erste Mal in seinem Leben den Sieg einer Mannschaft ohne jegliche Torchance gesehen. Leidborg antwortete darauf, dass er, solange er gewinne, auch keine Torchancen brauche...Ohne von ihrem Trainer unter unnötigen Druck gesetzt zu werden, hat sich aus der Mannschaft eine verschworene Gemeinschaft gebildet, die zwar spielerisch häufig deutliche Schwächen aufweist, aber mit ihrem Talent fleißig dagegen anarbeitet.So gewinnen die Caps am Ende wohl nicht die Meisterschaft, aber haben die Herzen der Caps-Fans längst für sich erobert.Eishockey ohne großen Etat, aber mit viel Herz. Ein Weg, den vielleicht auch andere Teams beschreiten sollten, allerdings ohne die Umstände, die die Caps dazu zwangen. Auf diesem Weg könnte man vielleicht auch wieder mehr Fans in die Hallen locken, denn nicht die 60 Spieltage der Vorrunde sind das Problem, sondern Fans, die von ihren Starensembles erwarten „die gewinnen heute auch ohne mich...“.Das ist dann auch mein Wunsch für das neue Jahr: Etwas weniger reiner Kommerz und wieder mehr Herz und Sport![split]Das Wunder von der Spree zeigt uns, dass das funktioniert...