Neue E Mail aus New York oder Mark Messiers lausiges Geschenk
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marksoft -
5. November 2001 um 20:39 -
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Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere Leser an die Geschichte von Rangers - Fan Andrea, die per Mail ihre persönlichen Eindrücke der Katastrophe vom 11. September in New York schilderte. Die darauf folgenden freundlichen Leserbriefe leitete ich jedenfalls weiter, ohne zunächst eine Reaktion zu erhalten. Tatsächlich hörte ich lange nichts mehr, anscheinend hatte der Alltag im Big Apple die New Yorker wieder in seinen Bann gezogen und wie ich nun bestätigt bekam, war dies tatsächlich der Fall. Oberflächlich betrachtet.
"Status Quo, nichts hat sich geändert", schreibt Andrea nun. "Man steht müde auf, weil man spät Abends noch Letterman geschaut hat, geht zur Arbeit, beschimpft die Autofahrer, die bei Rot abbiegen und um ein Haar die Leute platt fahren, schaut in der ersten Zigarettenpause nach News über die Rangers und macht sich dann Gedanken, was man wohl zum Lunch essen könnte." Eine nicht zu unterschätzende Konstante bieten die Rangers in jedem Fall. "Seit sechs Jahren sind die Nachrichten mehr oder weniger schlecht. Mark Messier hat gesagt, man wolle diese Saison den New Yorkern schenken. Ziemlich lausiges Geschenk bisher, Gott sei Dank haben wir die Yankees!"
Life is the same, except..... ja, etwas hat sich doch geändert, und zwar in den Menschen, ganz tief drinnen. "Wenn ich morgens Central Park West zur Arbeit hinab laufe, steigt in der Ferne wieder diese graue Rauchwolke vor meinem geistigen Auge auf", erklärt Andrea. "Wenn ich dann an der Baustelle zum neuen AOLTimeWarner Hauptquartier vorbei gehe, erinnere ich mich, wie die Stahlarbeiter damals die Arbeit niederlegten, um bei der Rettung downtown helfen zu können. Ich bin morgens noch nicht einmal eine Stunde wach und schon erlebe ich jenen Morgen wieder. Es ist mir peinlich zuzugeben, dass nicht einmal der Tod meines Vaters mich so lange beschäftigt hat, die Bilder sind immer noch bewahrt und ziehen immer wieder ihre Kreise."Auch der Klang der Stadt hat sich verändert. Wer schon einmal in New York war, wird das Heulen der Feuerwehr- und Polizeisirenen als permanente, charakteristische Geräuschkulisse wahrgenommen haben. Andrea bestätigt: "Ich sehe immer wieder zum Himmel, nach den Flugzeugen. Nicht wegen weiterer Anschläge, sondern weil immer wieder Militärmaschinen über der Stadt sind, ihr Geräusch passt nicht hierher. Das Militär gehört nicht zu New Yorks Kultur. Nichts gegen die Jungs, aber sie waren nie Teil unseres Lebens. Jetzt sieht man Männer in Tarnanzügen am Bahnhof Penn Station. Ah, well....."
Nun kommen auch noch die Milzbrand - Anschläge hinzu. Die New Yorker nehmen das mit ihrem typischen Woody-Allen- Humor. "Während die Rangers mal wieder am verlieren waren, machte ich für meine Schwester eine Liste mit Namen, Adressen und Telefonnummern meine Freunde", erzählt Andrea. "Für alle Fälle. Vielleicht wird es nicht Anthrax sein, aber was ist mit Pocken? Ich würde es hassen, wenn meine Beerdigung spärlich besucht wäre! Mir kann ja auch so einiges passieren, als rauchende Großstädterin, die morgens schon Autos anbrüllt, bevor sie überhaupt ihre erste Tasse Kaffee hatte."New York zu verlassen käme Andrea nie in den Sinn: "Mein Land hat mich nie um etwas gebeten, es war so verdammt gut zu mir, dass die Anschläge gegen meine Stadt und meine Leute ein Anomalie sein MÜSSEN und nicht wieder geschehen können. Und wenn doch, hake ich das als Risiko ab, welches ich eingehen muß, um an dem einzigen Ort leben zu können, an dem ich je sein wollte."
Hey Mark Messier, sollte man sich für diese New Yorker nicht ein wenig mehr anstrengen? Quelle:Hockeyweb.de