Ein Eishockeymatch dauert exakt 60 Minuten
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marksoft -
9. Oktober 2001 um 21:39 -
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OWN - Diese Tatsache hatten zumindest einige Fans der Vienna Capitals beim Sonntagsspiel gegen die Innsbrucker Haie völlig vergessen. Als knapp sechs Minuten vor Spielende die Wiener den fünften Gegentreffer kassierten verließen viele schon die Halle, bitter enttäuscht von ihrer Mannschaft. Denen die ihr Team jedoch weiterhin unterstützten wurde noch eine hervorragende Show geliefert.
Zugegeben, es war nicht unbedingt ein schönes Spiel. Die Vienna Capitals konnten es in keiner Phase kontrollieren und das lag keineswegs nur am sehr kleinlichen Referee Winter, oder am stets aufkommenden Nebel in der Halle, den diese beiden Faktoren irritierten beide Mannschaften gleichermaßen.
Fakt ist, dass die Spieler der Capitals nie ein Rezept gegen den Innsbrucker Abwehrriegel fanden. Die meisten Schüsse konnten schon vor Teamkeeper Claus Dalpiaz abgefangen werden und stellten somit keine Gefahr dar. Beängstigend wirkte auch das Zweikampfverhalten der Wiener. Innsbruck spielte mit mehr Biss und Durchsetzungsvermögen, die Gastgeber hielten sich in weiterer Folge ziemlich zurück, vielleicht auch ein bisschen aus Respekt vor dem Referee. Ein weiterer Negativpunkt bei den Capitals waren die Bullys. Man hatte das Gefühl, dass die Innsbrucker wirklich jedes Bully gewannen, egal ob Pilloni oder Lius antraten, und wenn einmal eines verloren wurde konnte der Puck schnell erkämpft werden. Ebenfalls erschreckend war das Kombinationsspiel. Jede zweite Aktion endete in einem Fehlpass und auch die sonst recht effektiven Alleingänge von Yuri Tsurenkov konnten die Innsbrucker Verteidigungslinie nicht aufreißen.
Da es den ersten beiden Linien nicht möglich war ihr Potential auszuspielen setzte man die Hoffnungen auf die jungen Wilden, wie Latusa oder Harand, aber auch diese Spieler hatten am Sonntag einen Aussetzer. Auch der sonst so sichere Goalie Christian Cseh hatte während der regulären Spielzeit einen rabenschwarzen Tag. Alle fünf Treffer der Innsbrucker waren nicht gerade von der zwingenden Sorte.
Dennoch gab es in diesem eigentlich schwachen Spiel der Vienna Capitals auch eine Lichtblicke. Die Mannschaft war mit Herz bei der Sache und ließ sich auch durch Rückschläge nicht vom Ziel abbringen. Am Ende teilten sich die Teams gerecht einen Punkt, für Innsbruck ein verlorener, für die Wiener ein gewonnener, aber das sahen leider nicht mehr alle 2700 Besucher, denn viele wollten das Trauerspiel nicht zu Ende sehen, waren von Kampfgeist und Können ihrer Mannschaft nicht überzeugt. Taktikgenie Kurt Harand nahm knapp 180 Sekunden vor Spielende Christian Cseh vom Eis und sein Team machte das Unmögliche möglich. Innerhalb von 22 Sekunden trafen die Vienna Capitals zwei mal gegen ein Innsbrucker Team das sich die letzten Minuten im eigenen Drittel regelrecht verschanzte. Einmal mehr bewiesen die beiden Ex-KAC Spieler Pilloni und König ihre Qualitäten als Scorer, erzielten zwei Treffer zum Ausgleich. Exakt zwanzig Minuten war den Wienern beim Stand vom 1:3 ein ähnlicher Geniestreich gelungen, doch da hieß der Goldtorschütze Kevin Wortman der vier Sekunden vor Ende des zweiten Drittels im Powerplay einen Gewaltschuss von der blauen Linie zum Ausgleich in den Innsbrucker Kasten setzte. In der letzten Spielminute, es stand zu diesem Zeitpunkt schon 5:5, erzielte Tsuernkov sogar fast noch den Siegestreffer, aber der selten geprüfte Claus Dapiaz bewies in dieser Situation seine Klasse und rettete wenige Sekunden vor Spielende diesen wichtigen Punkt.
Center Lius war im Penaltyschießen, mit zwei vergebenen Penaltys, der große Pechvogel, spiegelte jedoch die abgegebene Leistung der gesamten Mannschaft wieder, die sich trotz allem durch ihren Willen und Einsatz einen umjubelten Abgang verdient hätte, aber wieder kam es anders. Als die Gäste aus Innsbruck ihren Sieg auf dem Eis feierten leerten sich die Ränge auf der Nord- und Südtribüne. Fans mit enttäuschten Gesichtern schlurften während der Verabschiedung der Capitals in Richtung Ausgang ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Sicherlich haben das die Spieler bemerkt und der eine oder andere wird sich auf dem Weg in die Kabine so seine Gedanken über die Fans gemacht haben.
Man sollte auf keinen Fall vergessen, dass sich die Wiener in der Liga bislang recht gut verkauft haben, teilweise sogar über ihr Potential hinauswuchsen und es ist sehr schade, dass viele Zuschauer schon nach dem ersten Rückschlag den Kopf in den Sand stecken. Innsbruck ging als Favorit in das Spiel und die Capitals erkämpften einen wichtigen Punkt. Eigentlich ein Grund zum Feiern, aber wie man sieht nicht für alle...
meint Ihr
ShAgGy2dOpE
Donaustadt Warriors
(OWN – One Warrior Nation: Die wöchentliche Kolumne der Donaustadt Warriors)