Nordamerikanische Minor Leagues: Die Meister, die Topscorer, die Krise
-
marksoft -
27. Mai 2001 um 17:26 -
578 Mal gelesen -
0 Kommentare
In den deutschen "Minor Leagues" kriselt es wie in jedem Jahr. Vereine bangen um ihre Lizenz, die Oberliga Nord erklärt sich selbst zur kommenden Saison als nicht existent. Aber sieht es in Nordamerika besser aus - nicht wirklich, doch dort liegen dir Gründe für die Krise in anderen Gebieten. Für die Minor Leagues auf dem nordamerikanischen Kontinent stehen zwei große Veränderungen bevor - das Ende einer großen Liga und die Fusion von zumindest zwei Ligen.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Die große International Hockey League, die 1946 mit dem Detroit Auto Club ihren ersten Meister feierte und sich als einzige der sieben Minor Leagues auf den ganzen Kontinent ausdehnt, ist am Ende. Man kann davon ausgehen, dass die "I", die sich noch zur Mitte der 90er Jahre als billigere Alternative zur NHL verstand, den Spielbetrieb einstellen wird. Die American Hockey League, die andere Minor League, die als einzige neben der IHL auf dem sogenannten "AAA"-Level spielt - also als Topausbildungsliga gilt - hat bereits angekündigt, noch vor der neuen Saison deutlich zu expandieren. Nähere Infos sollen nach Beendigung Calder-Cup-Play-Offs folgen. Eigentlich sollte ja nur die Bridgeport Sound Tigers und die Manchester Monarchs neu dazu kommen. Das heißt wohl, dass die finanzstarken IHL-Teams in die AHL wechseln werden. Dabei versuchte die IHL vor einigen Jahren noch der großen NHL Konkurrenz zu machen. Die Liga expandierte, stieß in NHL-Märkte wie Detroit, Chicago und Los Angeles vor und nahm Teams in Phoenix und Houston auf, die fast provozierend den gleichen Namen trugen, wie ihre Vorgänger in der World Hockey Association. Doch wie die WHA muss nun wohl auch die IHL die Erfahrung machen, dass eine Konkurrenz zur NHL im eigenen Untergang endet. Der erste Vorbote des Endes ist der Rückzug der Cleveland Lumberjacks, der gestern bekannt gegeben wurde.
Was ist der Grund für die Krise der Minor Leagues? Da gibt es wohl verschiedene: Die NHL stieß ihrerseits im Zuge der Expansion auf 30 Teams in Märkte vor, in denen sich bereits Mannschaften in unteren Ligen befanden. Dazu scheinen die Fähigkeiten der General Manager nicht gerade die besten zu sein. Geblendet von Versprechungen angesicht neuer Arenen wurden bereitwillig Teams aufgenommen, in deren Management nicht das nötige Know-how für die Eishockeyszene gegeben war. Jüngstes Beispiel: Die Border City Bordercats in Texarkana, Texas. Erst vor der abgelaufenen Saison in die Central Hockey League aufgenommen, stellten sie bereits nach 51 Spieltagen den Spielbetrieb wieder ein. Überhaupt häufen sich die "Mid-Season-Foldings" in letzter Zeit. So waren in 2000/2001 neben den Bordercats auch die Mohawk Valley Prowlers (United Hockey League) und Central Texas Stampede (Western Professional Hockey League) betroffen. Die Lehigh Valley Xtreme (UHL) und Tucson Scorch (WPHL) als Expansion Teams der letzten Saison stellten ihren Start für zumindest ein Jahr zurück. Ein weiterer Grund der Krise ist, dass sich gerade die fünf Ligen auf dem sogenannten "AA"-Level (East Coast, West Coast, Western Professional, Central, United) untereinander bekriegen und in die Territorien der anderen Ligen vorstoßen. Das soll sich in Zukuft ändern. Die Anfänge wurde bereits zwischen der WCHL und CHL gemacht, die sogenannte "Interleague Games" vereinbarten, die als Meisterschaftsspiele in die Tabelle eingingen. Dabei ist die WCHL die einzige Liga, die derzeit keine territoriale Konkurrnz zu beklagen hat. Derweil geht man davon aus, dass sich die Central Hockey League und die Western Professional Hockey League vor der kommenden Saison zusammenschließen werden. Wenn sich die West Coast Hockey League auch noch anschließt, würde es wohl auch keinen verwundern. Ob nach dem Ende der IHL die American Hockey League die einzige "AAA"-Liga sein wird, bleibt abzuwaren. Die East Coast Hockey League verbesserte ihr Niveau zuletzt immer mehr. Außerdem ist der ECHL auch die Erschließung der amerikanischen Südostens zu verdanken, wo mittlerweile auch die Nachwuchsligen aus dem Boden schießen und so ein neues Reservoir an Nachwuchsspielern entsteht.
Interessant sind die Minors für das österreichische Eishockey ja besonders dadurch, dass sich viele Teams dort mit "ihren" Kanadiern und Amerikanern eindecken. Werfen wir doch einmal einen Blick darauf, welche Teams die Meisterschaften gewannen und wer die Topscorer (Regular Season) der sieben Minor Leagues in der abgelaufenen Saison sind.