Sein erstes Spiel im Nationaldress liegt lange zurück. In den Tagen der politischen Veränderungen in Osteuropa streifte Robert Reichel zum ersten Mal das Trikot der Nationalmannschaft über. Es war das Spiel der Supermächte im Eishockey, CSSR gegen die Sowjetunion. Viel geändert hat sich seitdem auch im Eishockey, aber Robert Reichel wurde zum festen Bestandteil der Nationalmannschaft des heutigen Tschechiens. Bei insgesamt sieben Weltmeisterschaften stand Reichel im Kader, absolvierte dabei 61 Spiele und erzielte 15 Tore. Seine Wichtigkeit für das Team lässt sich aber nicht nur durch zuverlässiges scoren belegen. Nach den Spielen ist er der Erste, der das Eis verlässt, aber der Letzte, der in die Kabine geht. Im Kabinengang wartet er und beglückwünscht jeden Spieler zu seiner Leistung. Im letzten Jahr half er mit, den 1999 errungenen Titel des Weltmeisters erfolgreich zu verteidigen.
„Wann immer es meine Zeit und meine Verpflichtungen im Verein erlauben, spiele ich mit Stolz für mein Land. Das ist bei uns Tschechen so.“
Mittlerweile hat Reichel auch wieder mehr Zeit dafür.Sein Nordamerika-Gastspiel in der NHL scheint beendet. Nach über 600 Spielen für Calgary, New York und Phoenix ist der bodenständige Böhme in seine Heimat zurückgekehrt. Reichel ist enttäuscht, dass der neue Teambesitzer der Phoenix Coyotes, Wayne Gretzky, nicht auf seine finanziellen Vorstellungen eingehen wollte. „Im Grunde ist es mir egal. Vom sportlichen gesehen, ist die NHL natürlich die grösste Herausforderung. Solange ich mithalten kann, würde ich gerne spielen. Für welches Team ist offen, ich werde wohl getradet werden, zu welchem Team weiss ich nicht. Und wenn es nicht mehr klappt, bleibe ich eben in der Heimat.“ Die letzten beiden Jahre verbrachte er bei HC Litvinov in der tschechischen Extraliga.
Eine Armverletzung hinderte ihn zuletzt daran, sein volles Leistungsvermögen abzurufen. Eine Operation ist seit langem unumgänglich, aber, und da kommt wieder der Ehrgeiz in ihm durch, bei der WM will er sein Team nicht im Stich lassen. „Wir wissen, dass wir stark genug sind, zum dritten Mal in Folge Weltmeister zu werden. Das ist der grosse Traum von uns allen.Wir müssen einfach nur unser Spiel spielen, denn wir haben eine tolle Mannschaft. Jeder ist gerne hier und ist hungrig nach weiteren Erfolgen.“ Wenn Robert Reichel von seiner Mannschaft spricht, merkt man, dass er stolz ist, ihr Kapitän sein zu dürfen. Auch seine Teamkameraden sind froh, dass Reichel dabei ist. Sein Assistant Captain Martin Rucinsky von den Montreal Canadians sagt über ihn, die Mannschaft sei „einfach noch eine Stufe stärker, wenn der Kapitän an Bord ist“.
Nach dem Sieg im ersten Spiel hat sich Tschechien mit einer beeindruckenden Leistung sofort wieder in den Kreis der Titelanwärter gespielt. Auf dem Weg zum Titel ist heute um 20.00Uhr in Köln Deutschland der nächste Gegner.
„Der Sieg gegen die Schweiz hat uns alle überrascht. Damit hatten wir zwar nicht gerechnet, aber es ändert nichts an unserer Situation. Wir müssen vor 18.000 Fans gegen eine gute Mannschaft bestehen. Wenn uns das gelingt, sind wir auf dem richtigen Weg“, sprachs und verschwand in die Kabine um lobende Worte an seine Mannschaft zu richten.