Mit der Ukraine war es Anfang der Neunziger Jahre so wie mit einer Ketchup-Flasche: Erst kam gar nichts, dann alles auf einmal. Von 1993 tümpelte die Mannschaft in der C-Gruppe umher, musste Nationen wie Lettland (1993), der Slowakei (1994), Weißrussland (1995) und Kasachstan (1996) beim Aufstieg den Vortritt überlassen. Dafür startete man dann 1997, als der Weg frei war, richtig durch: Innerhalb von 13 Monaten schaffte das Team den Durchmarsch von der C- in die A-Gruppe. Seitdem gelten die Ukrainer als "graue Maus" in der Weltelite. Bei den letzten beiden WM-Turnieren belegte die Truppe von Staatstrainer Anatoli Bogdanov jeweils Platz 14.
Da die eigene Liga von den wirtschaftlichen und finanziellen Problemen des Landes nicht verschont bleibt, spielen des Stars des Nationalteams längst im Ausland. Die meisten von ihnen in der höchsten russischen Liga, wie Kapitän Vitali Litvinenko (Torpedo Yaroslavl) oder die drei aufstrebenden Jung-Stars Alexander Matviychuk (SKA Sankt Petersburg), Sergej Klymentiev und Igor Karpenko vom zweifachen EHL-Champion Metallurg Magnitogorsk. Goalie Karpenko gilt als "Mezin der Ukraine" und kann ebenso wie Verteidiger Klymentiev und eine Reihe weitere Spieler Erfahrung aus den nordamerikansichen Minor Leagues aufweisen. 1995 wurde der heute 25-Jährige von den Anaheim Mighty Ducks gedraftet, danach spielte er unter anderem für die Saint John Flames (AHL), Johnston Chiefs (ECHL) oder Port Huron (UHL).
Klymentiev, ebenfalls 25 Jahre alt, war bereits für die Philadelphia Phantoms und Rochester Americans in der AHL aktiv. Die Kombination aus osteuropäischer Disziplin, russischer Spielkunst und kanadischer Härte macht auch die Stärke des Teams aus. In Übersee etabliert haben sich der 25 Jahre alte Verteidiger Oleg Tverdovski von den Anaheim Mighty Ducks und der 31 Jahre alte Stürmer Dimitri Khristich von den Washington Capitals.
Da sich Tverdovski mit Anaheim nicht für die Play-offs qualifizieren konnte und Khristich mit Washington in der ersten Runde gegen die Pittsburgh Penguins nur die Außenseiterrolle einnimmt, werden beide Spieler zur WM erwartet. Aufgrund der prominenten Verstärkungen gibt Bogdanov den Einzug in die Zwischenrunde als Zielsetzung aus. Als entscheidendes Spiel betrachtet er das Aufeinadentreffen mit Lettland am letzten Vorrundenspieltag, dem 2.Mai, in der Kölnarena.
Die Abwehr der Ukrainer wird zusammengehalten vom mittlerweile 37-jährigen Valeriy Schirjajev. Der Oldie vom Schweizer Nationalligisten La Chaux-de-Fonds hat internationale Eishockey-Geschichte geschrieben: 1989 wurde er an der Seite seines Verteidiger-Kollegen Vjatcheslav Fetisov Weltmeister mit der Sowjetunion, wählte nach deren politischen Zerfall jedoch die ukrainischen Staatsbürgerschaft. Einziger Deutschland-Legionär im Aufgebot ist Verteidiger Alexander Savitsky vom ES Weißwasser. Keine Berücksichtigung findet der bei Bogdanov in Ungnade gefallene Neu-Frankfurter und ex Wiener Vadim Slivchenko, der in der vergangenen Saison bei den Schwenninger Wild Wings einer der besten Stürmer in der DEL war.
Bekannt aus deutscher Sicht sind ansonsten noch der Ex-Bayreuther Oleg Synkov vom ukrainischen Landesmeister Berkut Kiew, der auch das Gros des Teams stellen wird, sowie der mittlerweile bei Avangard Omsk in Russland spielende Ex-Nürnberger Vadim Shakraitchuk. Der 26 Jahre alte Mittelstürmer will die WM in Deutschland nutzen, um sich wieder für ein Engagement bei einem DEL-Club zu empfehlen.
Ukraine
800 aktive Spieler, 4 Eishallen
Die WM-Platzierungen der letzten zehn Jahre:
1991: -
1992: -
1993: C-WM 2.
1994: C-WM 3.
1995: C-WM 3.
1996: C-WM 2.
1997: C-WM 1.
1998: B-WM 1.
1999: A-WM 14.
2000: A-WM 14.