Weißrussland: Die Unberechenbarkeit als Stärke
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marksoft -
27. April 2001 um 15:59 -
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Im Eiltempo marschierte die ehemalige Sowjet-Teilrepublik Weißrussland aus dem Nichts in die Weltspitze. Nach dem Zerfall der UdSSR mussten neu entstandene Staaten wie die Ukraine, Kasachstan, Lettland oder eben Weißrussland in den Niederungen der Drittklassigkeit einen Neuanfang starten. 1994, bei ihrer ersten Teilnahme an einer C-WM musste Weißrussland noch den Slowaken den Vortritt lassen, doch schon im nächsten Jahr gelang der Aufstieg in die B-Gruppe. Wiederum nur 2 Jahre später, bei der B-WM 1997, erreichten die Weißrussen dann ihr Ziel, den Aufstieg in die A-Gruppe.
Mittlerweile ist das "Team Belarus" fester Bestandteil der Eishockey-Weltelite geworden. Bereits zum vierten Mal wird die Mannschaft in diesem Jahr versuchen, dem einen oder anderen Favoriten ein Bein zu stellen. Bei der WM im letzten Jahr machte Russland die leidvolle Erfahrung, dass die einstige Ausnahmestellung Geschichte ist und selbst kleine Nationen wie Weißrussland zu ernsthaften Gegenern geworden sind. 1:0 triumphierte der vermeintliche Underdog am Ende in St.Petersburg und feierte damit einen historischen Sieg.
Eishockey ist Sportart Nummer eins in Weißrussland, bei Spielen der Nationalmannschaft zittert die ganze Nation mit. Selbst Staatspräsident Lukaschenko ist bekennender Eishockey-Fan. Siege, wie der gegen den großen Bruder Russland, machen die Spieler zu Helden. Dementsprechend gross ist daher die Motivation der Spieler ihr Land bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen zu vertreten.
Ein Erfolgsrezept der Weißrussen ist sicherlich die Fähigkeit, nicht stur auf ein Spielsystem festgelegt zu sein. Überdies können sich die Spieler auf den jeweiligen Gegner und dessen System relativ schnell einstellen. Internationale Erfahrung kam schnell hinzu: Viele Spieler wagten den Schritt in westliche Ligen, einige schafften sogar den Sprung nach Amerika. Verteidiger Ruslan Salei in Anaheim und Stürmer Vladimir Tsyplakov von den Buffalo Sabres haben sich mit körperbetontem Spiel in der NHL etabliert.
Auch der DEL-erfahrene Torhüter Andrej Mezin spielte vor seinem Engagement bei den Nürnberg Ice Tigers bei verschiedenen Minor-League Teams, der Sprung in die NHL gelang ihm dabei jedoch nicht.
Auffallend viele Profis haben ihr sportliches Zuhause in der DEL gefunden. Neben Mezin, mittlerweile bei den Berlin Capitals im Tor, waren es in der gerade abgelaufenen Saison noch die Revierlöwen Andrej Kovalev, Alexander Andrievski, Alexander Makritsky und Igor Matushkin. Bei den Augsburger Panthern verteidigt Sergei Stas und stürmt Vasily Pankov, bei den Nürnberg Ice Tigers spielte Dimitri Dudik.
Darüberhinaus jagen Andrej Mikhalev (Regensburg) und Viktor Karatschun (Wilhemshaven) auf deutschem Eis dem Puck hinterher. Doch auch das berühmte spielerische Element kommt bei den Weißrussen nicht zu kurz. Verteidiger Oleg Romanov schaffte in der starken finnischen SM-Liiga mit Aufsteiger Karpät Oulu den Sprung in die Play-Offs. Nach wie vor spielen auch etliche Akteure in der russischen Liga, die Stürmer Dimitri Starostenko, Vadim Bekhbulatov und Andrei Skabelka sind wichtige Stützen im Team von Staatstrainer Anatoli Varivontschik.
Das Ziel der Mannschaft ist es, wie in den vergangenen Jahren auch, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Zum Erreichen der Zwischenrunde ist wenigstens ein Sieg in der Vorrunde nötig. Die Gegner der Weißrussen sind dabei Weltmeister Tschechien, die Schweiz und Gastgeber Deutschland. Wie so oft ist die Mannschaft in keiner dieser Partien klarer Favorit oder krasser Außenseiter. Doch damit ist Weißrussland in seiner noch recht jungen Geschichte bisher ganz gut zurecht gekommen.
Weißrussland
>br>820 aktive Spieler, 6 Eishallen
Die WM-Platzierungen der letzten zehn Jahre:
1991: -
1992: -
1993: -
1994: C-WM 2.
1995: C-WM 1. (Aufstieg)
1996: B-WM 3.
1997: B-WM 1. (Aufstieg)
1998: A-WM 8.
1999: A-WM 9.
2000: A-WM 9.