Japan: Der Außenseiter hat es schwer
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marksoft -
27. April 2001 um 15:54 -
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Japan qualifizierte sich Anfang September 200 als 16. und letztes Team für die Welt-Titelkämpfe. Beim Fernost-Qualifikationsturnier belegten die Puckjäger Nippons den ersten Platz. An der Qualifikation der Japaner hatte es aber ohnehin kaum einen Zweifel gegeben: Zum einen wurde das Turnier im eigenen Land, in Sapporo, ausgetragen. Zum anderen genießen sie in Fernost eine Ausnahmestellung: Auch im Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1972 ließen sie nichts anbrennen.
Nach einem 8:0 über Südkorea feierten sie einen 5:3-Erfolg über China. Das knappe Ergebnis täuscht über den wahren Spielverlauf hinweg. Nach der überraschenden 1:0-Führung der Chinesen sorgten die Japaner mit fünf Treffern in Folge schnell für klare Verhältnisse, ehe sie in den Schlussminuten den Schlendrian einkehren ließen und dem Außenseiter noch zwei Treffer gestatteten.
So sehr sie im asiatischen Eishockey überlegen sind, so schwer tun sich die Japaner bei der Etablierung in der Weltspitze. Vor drei Jahren wurden sie durch die Aufstockung der A-Gruppe von zwölf auf 16 Mannschaften als Fernost-Vertreter in die Bel Etage gehievt - und das als Vierter der C-WM (!). Die Hoffnungen des Weltverbandes IIHF, die Japaner könnten über kurz oder lang eine konkurrenzfähige Mannschaft aufbieten, erfüllten sich jedoch bislang nicht.
Im Gegenteil: Anfangs konnten sie, von der Euphorie der Olympischen Winterspiele im heimischen Nagano getragen, noch einigermaßen mithalten. Eine Vielzahl älterer, eingebürgerter Kanadier (wie dem einstmals beim Schwenninger ERC tätigen Matthew Kabayama) bildeten den Stamm des Teams, an der Bande sorgten ausländische Berater wie der ehemalige NHL- und "Team Canada"-Coach Dave King für die nötige Unterstützung.
Zuletzt zeigte ihr Leistungsvermögen zuletzt deutlich nach unten. Null Punkte und 8:37 Tore lautete zuletzt in Sankt Petersburg die Bilanz der völlig überforderten Truppe von Nationaltrainer Steve Tsujiura, die nur aufgrund ihrer Sonderstellung als Fernost-Vertreter in der A-Gruppe blieb. Die Franzosen (vier Punkte, 19:21 Tore) mussten hingegen den Weg in die Division 1 (vormals B-Weltmeisterschat antreten, obwohl sie Japan mit 7:2 aus der Halle schossen. Einzig Chris Yule und Takahito Suzuki, zwei 25 Jahre alte Stürmer von Landesmeister Kokudo Yokohama, erfüllen derzeit höhere Ansprüche.
Der Grund für den Sonderstatus, der erst kürzlich bis auf weiteres verlängert wurde, ist klar: Der Weltverband erhoffte sich durch das Mitwirken der Wirtschaftsnation den Einstieg potenter WM-Sponsoren. Eine an und für sich lobenswerte Idee. Allerdings erfüllte sich dieser Wunsch bislang ebenso wenig wie die Hoffnung, die Puckjäger aus Fernost könnten in absehbarer Zeit ein WM-taugliches Team stellen.
Um dem Eishockey im Land der aufgehenden Sonne den nötigen Schub nach vorne zu verleihen, trägt sich der japanische Verband mit dem gedanken, sich um die Ausrichtung der Weltmeisterschaft im Jahr 2006 zu bewerben.
Japan
26.340 aktive Spieler, 85 Eishallen
Die WM-Platzierungen der letzten zehn Jahre:
1991: B-WM 8.
1992: B-WM 3.
1993: B-WM 5.
1994: B-WM 4.
1995: B-WM 6.
1996: B-WM 8. (Abstieg)
1997: C-WM 4.
1998: A-WM 14. (autom. qual.)
1999: A-WM 16. (autom. qual.)
2000: A-WM 16. (autom. qual.)