Im Frühjahr 1993 schaffte Lettland als erste der ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken den Aufstieg in die B-Gruppe. Im entscheidenden Spiel der C-Weltmeisterschaft im slowenischen Bled wurde die Ukraine mit 2:0 besiegt. Vier Jahre später waren die Balten erstklassig und sorgten bei ihrem Debüt in der A-Gruppe mit Platz sieben promt für Furore. Auch diesmal könnten Lettland und die Ukraine zu einem entscheidenden Spiel aufeinandertreffen: Und zwar um den dritten Platz in Vorrundengruppe C hinter den favorisierten Schweden und US-Amerikanern, der zum Einzug in die Zwischenrunde berechtigen würde. Am 2. Mai, dem letzten Vorrundespieltag, stehen sich beide Teams in Kölnarena gegenüber.
Oder holen sich die Letten schon vorher die benötigten Punkte? Im vergangenen Jahr in Sankt Petersburg sorgten sie mit einem 3:2-Erfolg über Gastgeber Russland für eine der Sensationen des Turniers. Der Sieg gegen den großen Bruder hatte in dem strukturschwachen Land eine derart historische Bedeutung, dass die Staatsregierung den folgenden Tag spontan zum Feiertag erklärte. Im Endklassement wurden die Letten Achter.
Viel wird diesmal vom rechtzeitigen Eintreffen von NHL-Star Arturs Irbe abhängen. Ein guter Goalie macht 50 Prozent einer Eishockey-Mannschaft aus, besagt eine alte Eishockey-Weisheit. Bei den Letten sind es definitiv mehr. Es sieht jedenfalls gut aus, dass Irbe in Deutschland seine Fangkünste demonstrieren wird: Der 34-Jährige steht in der ersten Play-off mit seinen Carolina Hurricanes gegen Titelverteidiger New Jersey Devils vor dem Aus. Gemeinsam mit dem zweifachen NHL-All-Star könnte der ebenfalls bei Carolina engagierte Verteidiger-Haudegen Sandis Ozolinsh sein Heimatland bei der WM verstärken.
Nationaltrainer Harald Vasiljevs, der in der Schlussphase dieser Saison für einige Spieltage das DEL-Team der Krefeld Pinguine trainierte, muss seine Mannschaft aus aller Herren Länder rekrutieren. In der heimischen Liga spielt kein einiziger Nationalspieler mehr. Aus Deutschland kommen Aleksandr Kercs (Revier Löwen Oberhausen), Leonids Tambijevs (Iserlohn Roosters), Juris Opulskis (EV Füssen) und Rodrigo Lavins (Augsburger Panther). In der finnischen SM-Liiga spielen Aigara Cipruss (Jokerit Helsinki), Vyacheslav Fanduls (Karpät Oulu) und Janis Sprukts (Lukko Rauma), in der schwedischen Elitserien ist Aleksandr Semjonov (Björklöven) tätig, in Russland Aleksandr Nizivijs (Yaroslavl).
Aus Übersee werden noch Verteidiger Karlis Skrastins (Nashville Predators) sowie die Stürmer Sergej Zholtok (Edmonton Oilers) und Igor Bonderev (Huntsvlle Tornado/CHL) erwartet. Nachdem den Letten Ende der Neunziger Jahre eine schwere Zukunft aufgrund einer überalteten Mannschaft vorhergesagt wurde, ist Nationaltrainer Vasiljevs der Umbruch gelungen. Eine neue Generation hat die alten Haudegen um Oleg Zanroks, Sergej Tchoudinov (beide Heilbronn), Igor Pavlovs (Oberhausen) abgelöst. Leistungsträger wie Skrastins, Nizivijs oder Semjonovs sind mit Mitte Zwanzig im besten Eishockey-Alter. Nur auf der Torwart-Position warten die Letten bislang vergeblich auf einen legitimen Nachfolger für Arturs Irbe.
Lettland
1.730 aktive Spieler, 4 Eishallen
Die WM-Platzierungen der letzten zehn Jahre:
1991: -
1992: -
1993: C-WM 1.
1994: B-WM 2.
1995: B-WM 2.
1996: B-WM 1.
1997: A-WM 7.
1998: A-WM 9.
1999: A-WM 11.
2000: A-WM 5.