Norwegen: Neuer Schwung an der Bande
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marksoft -
27. April 2001 um 15:35 -
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Als Norwegen beim Olympia-Qualifikationsturnier im Februar vor eigenem Anhang in Oslo einmal mehr am ausgegebenen Ziel scheiterte, war der Schuldige schnell gefunden: Headcoach Leif Boork musste seinen Platz an der Bande räumen. Der knorrige Schwede, dem die Spieler so manches Mal den Gehorsam verweigerten, wurde auf den flugs geschaffenen Posten des Sportdirektors weggelobt. Er beobachtet die Spiele seitdem von einem Platz auf der Tribüne aus. Seinen Platz als Headcoach an der Bande nahm Ex-Nationalspieler Petter Thoresen, zuletzt erfolgreicher Trainer von Landesmeister Storhamar IL, ein.
Boork brauchte sich über seine Demissionierung nicht wundern, hatte er den Wikingern bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren doch eine Medaille bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City versprochen. Ein irreales Ziel. Abgesehen davon, dass die Mannschaft nicht einmal die Olympia-Qualifikation schaffte: Auch so ist Norwegen meilenweit von der Weltspitze entfernt. Nur einmal unter Boorks Ägide wurde das angepeilte Ziel erreicht: Bei der WM im Vorjahr in Sankt Petersburg, die man auf dem zehnten Platz beendete.
Boork hatte sich mit dem besten Spielern des Landes, dem in der NHL bei den Columbus Blue Jackets spielenden Espen "Shampoo" Knutsen, AHL-Legionär Anders Myrvold (Springfield Falcons) und dem in der DEL bei der Augsburger Panther tätigen Tommy Jakobsen überworfen. Ohne dieses Trio ist die Spielerdecke einfach zu dünn, um in der Weltspitze zu reüssieren.
Eishockey besitzt im Land der Wikinger bei weitem nicht den Stellenwert wie bei den skandinavischen Nachbarn Schweden und Finnland, sondern steht ganz klar im Schatten des nordischen Skisports. Ihre Zugehörigkeit zur A-Gruppe verdanken die Norweger einzig und allein den Titelkämpfen 1999 im eigenen Land, für die sie als Ausrichter automatisch qualifiziert waren - trotz eines enttäuschenden fünften Platzes bei der B-WM im Jahr zuvor.
Die neben Knutsen, Myrvold und Jokobsen besten Cracks des Landes suchen ihr Glück längst in der schwedischen Elitserien: Der 1997 von den St. Louis Blues gedraftete Tore Vikingstadt ist ebenso bei Leksands IF tätig wie Pal Johnsen. Kapitän Trond Magnussen sowie die Brüder Mats und Marius Trygg sind bei Färjestads BK Karlstad unter Vertrag. Ansonsten besteht das Team aus Feierabend-Profis.
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Der neue Nationalcoach Petter Thoresen setzt die von Boork eingeleitete Verjüngung des Kaders fort und schickt eine mit einem Durchschnittsalter von knapp 25 Jahren extrem junge Mannschaft ins Rennen. Der ehemalige Mannheimer Ole Dahlström (ebenso wie Thoresen bei Storhamar tätig) ist mit seinen 31 Jahren schon der Nestor des Teams.
Thoresen ist nicht so großenwahnsinnig wie sein Vorgänger und hat als Zielsetzung einzig und allein den Klassenverbleib ausgegeben. Als Schlüsselspiel betrachtet er die letzte Partie der Vorrunde gegen Italien. Aber wer weiß: Vielleicht gelingt den Wikingern ja eine ähnliche Sensation wie im Vorjahr in Sankt Petersburg, als sie die favorisierten Kanadier mit 4:3 bezwangen. Beide Teams stehen sich gleich am ersten Turniertag in Hannover gegenüber.
Norwegen
6.373 aktive Spieler, 31 Eishallen
Die WM-Platzierungen der letzten zehn Jahre:
1991: B-WM 2. (Aufstieg)
1992: A-WM 10.
1993: A-WM 11.
1994: A-WM 11.
1995: A-WM 10.
1996: A-WM 9.
1997: A-WM 12. (Abstieg)
1998: B-WM 5.
1999: A-WM 12. (Gastgeber)
2000: A-WM 10.