Matchball für Mannheim, aber die Adler wollen erst auf eigenem Eis Meister werden. Dem vierfachen Champion aus der Kurpfalz fehlt nach dem 2:1-Sieg über Titelverteidiger München Barons im dritten Playoff-Finale der «Best of Five»-Serie nur noch ein Sieg zum Gewinn der deutschen Eishockey-Meisterschaft. Doch die Mannschaft von Trainer Bill Stewart will nicht an diesem Freitag (20.00 Uhr/Premiere World live), sondern erst am Sonntag im heimischen Friedrichspark den Titel holen. «Ich glaube an fünf Spiele. Dann hätten wir zu Hause den Vorteil und wüssten, wofür wir 60 Vorrunden-Spiele lang gekämpft haben», begründete Manager Marcus Kuhl den ungewöhnlichen, aber auch gefährlichen Wunsch der Kurpfälzer.
Die Aussicht, vor den eigenen Fans Rekordmeister der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu werden, ist verlockend für den dreifachen DEL-Champion (1997, 1998, 1999). Trainer Stewart wollte nach dem Duell der besten DEL-Teams nicht recht an den Titelgewinn nach nur vier Partien glauben. «München war ein echter Härtetest für uns, in einem vorentscheidenden Spiel. Um den Champion zu besiegen, müssen wir an unsere Grenzen gehen», forderte der Kanadier sein Team erneut zu Höchstleistungen auf. Für ihn ist der fünfte Titel in der Vereins- Geschichte nach der ersten Meisterschaft 1980 noch lange nicht unter Dach und Fach. «Wer Meister ist, gibt nicht gerne her, was er besitzt», erklärte er kurz, warum es in München schwer wird.
Die Barons haben nicht vor, den Mannheimern den Titel kampflos zu überlassen. Immerhin taten sich die Adler am Mittwoch zunächst schwer und konnten sich gegen das kompakte Team von Coach Sean Simpson erst spät im ersten Durchgang in Szene setzen. Mannheims Führungstor durch Francois Jomphe (31.) egalisierte Shane Peacock (45.). Devin Edgerton machte den Sieg neun Minuten vor der Schluss-Sirene bei Mannheimer 5:3-Überzahl-Situation perfekt. «Heute wurde ab dem zweiten Drittel richtig Eishockey gespielt. Das Abtasten hatte ein Ende», lobte Kuhl beide Teams.
«Wir konzentrieren uns nun voll auf das Freitagsspiel. Das müssen wir gewinnen», forderte Coach Simpson von seiner Mannschaft. Der Meister hofft beim vierten Finale vor allem auf die Unterstützung der Fans - die Olympia-Eissporthalle ist mit 6256 Zuschauern ausverkauft - und eine Top-Leistung von Schiedsrichter Gerhard Müller (Schierke).
Nach der Niederlage im Mannheimer Friedrichspark übten beide Parteien herbe Kritik an dem Referee. «Die DEL-Schiedsrichter konnten mit der sportlichen Entwicklung der letzten Jahre einfach nicht Schritt halten. Da pfeifen Amateure Profis», ließen die Münchner über ihren Sprecher Joachim Mentel verlauten. Müller habe durch eine Unmenge an Zwei-Minuten-Strafen die äußerst faire Partie in ihrem Spielfluss gehemmt. «Es ist grundsätzlich so, dass die Spieler und nicht die Schiedsrichter nach 260 Tagen in der Saison das Spiel entscheiden sollten», bemängelte auch Adler-Coach Stewart.