Die München Barons sind auf Titelkurs, aber keiner geht hin. Gerade einmal 3000 Zuschauer verloren sich am Dienstagabend im Rund der Olympia-Eissporthalle, um den 3:2-Sieg der «Eisbarone» über die Kassel Huskies zu feiern. Nach dem ersten Playoff Halbfinalspiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), das im «Best of Five»-Modus ausgespielt wird, sparte Kassels Trainer Hans Zach nicht mit Spott für den von den Fans im Stich gelassenen Meister. «Ich habe Metzger gelernt. Eine Kuh kann ich aufs Pfund genau schätzen. Hätte ich heute die Zuschauer schätzen sollen, hätte ich 1320 gesagt», äußerte der Bundestrainer seine Zweifel an der offiziell verkündeten Besucherzahl von 2500.Während der Titelverteidiger beim Halbfinal-Start große Mühe hatte, fertigten die Adler Mannheim am Dienstag vor immerhin 6500 die Hannover Scorpions mit 7:2 ab und bestätigten ihre Rolle als Meisterschafts-Anwärter Nummer eins. Was der Kantersieg wert ist, wird sich im zweiten Spiel am Freitag zeigen, wenn die Kurpfälzer in der Preussag-Arena in Hannover antreten müssen.
>br>Die Barons, die schon in der Vorrunde nicht mit großem Zuschauer-Interesse verwöhnt wurden und im Schnitt nur 2649 Besucher anlockten, gewannen den ausgeglichenen Schlagabtausch mit Kassel dank ihrer Abschlussstärke und Shane Peacock, der in der 50. Minute den ersten Saisonerfolg der Münchner gegen die Huskies perfekt machte. «Wir sind besser aufgetreten als letztes Jahr im Halbfinale», lobte Zach seine Mannschaft, die in der vergangenen Saison im Halbfinale mit 0:3- Niederlagen gegen den späteren Meister ausgeschieden waren. Eine «spannende Serie» erwartet Barons-Coach Sean Simpson. Die Defensivkräfte der Huskies seien auch nach vorn sehr gefährlich, mahnte der Kanadier zur Vorsicht beim Rückspiel am Freitag in Hessen.
Die Mannheimer Adler müssen nach Hannover in die Weltmeisterschafts-Halle von 2001. Auch für die Scorpions ist die Preussag-Arena «Neuland». Ohne die enge Atmosphäre des altgedienten «Icehouse» in der Wedemark könnte den Scorpions womöglich der Schub fehlen, munkelten die Fans. Hannovers Trainer Olle Öst winkte aber ab: «Wir haben unter meiner Regie drei Mal in der großen KölnArena gespielt und drei Mal gewonnen.»
Im Mannheimer Friedrichspark allerdings endete die überragende Serie der Scorpions, die die Kölner Haie mit 3:0 aus dem Viertelfinale gekegelt hatten. «Seht ihr Haie, so wird das gemacht», sangen die Adler-Fans, als ihr Team die Scorpions im Schlussdrittel in Grund und Boden spielte. «Das Spiel war lange Zeit enger als das Ergebnis vermuten lässt», versuchte Mannheims Coach Bill Stewart, die Euphorie im Zaum zu halten, «in Hannover wartet auf uns ein hungriges Team. Da müssen wir 20 Prozent besser spielen, um erfolgreich zu sein.»
«Um gegen die beste Mannschaft der Liga zu gewinnen, muss man 100 Prozent seiner Chancen nutzen. Meine Mannschaft hat dagegen im letzten Drittel einige Eigentore geschossen», rügte Öst sein Team, das im Schlussdurchgang vier Gegentreffer einsteckte. Der schwedische Coach, der die Hannoveraner seit seiner Vertragsunterzeichnung Mitte Januar in die Playoffs geführt hatte, scheint indes mit einem Berufswechsel zu liebäugeln. Die Berlin Capitals wollen Öst als Manager an die Spree holen.