Das Ende vor dem Anfang - Chancen der WHA stark gesunken
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marksoft -
31. August 2004 um 05:17 -
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Das dürfte ein Rekord sein. Vom 10. bis zum 19. Juni konnte man in Jacksonville und Orlando davon ausgehen, dass es dort ein Team in der neuen World Hockey Association (WHA) geben wird. Neun Tage. So schnell hat sich wohl bislang noch nie ein Eishockey-Team erledigt. Ähnlich schnell könnte sich das Schicksal der neuen WHA erfüllenDie Chancen, jemals ein Bully zweier Teams dieser Liga zu sehen, sind mittlerweile mächtig gesunken. Nur wenige Tage nachdem Super-Talent Sidney Crosby ein Angebot der WHA endgültig abgelehnt hatte, musste sich die WHA, die sich als Neugründung der ursprünglichen Liga sieht, die von 1972 bis 1979 existierte, einem Gerücht entgegenstellen. "Die Gründer der World Hockey Association haben Medienberichte dementiert, dass die WHA Gespräche mit Bill Daly, Vizepräsident der National Hockey League, oder mit Gary Bettman, Commissioner der National Hockey League, bezüglich eines möglichen Verkaufs der WHA an die NHL geführt habe", erklärt die WHA auf ihrer Website. "Derzeit hat die WHA keine Beziehung zur NHL", heißt es weiter. Derzeit? Ist da ein Pressesprecher bald seinen Job los, oder steckt mehr hinter der Formulierung "at present"?
Schon die ursprüngliche WHA in den 70er Jahren war nicht gerade auf Rosen gebettet. Alles andere als das. Teams verabschiedeten sich mitten in der Saison, weil Rechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten. Dennoch war die alte WHA kein Schuss in den Ofen. 1979 wechselten die Edmonton Oilers, Winnipeg Jets, New England (Hartford) Whalers und Quebec Nordiques basierend auf einem Fusionsabkommen der Ligen in die NHL, das den Spielern künftig größere Freiheiten gab. Außerdem fassten viele europäische Spieler mittels der WHA Fuß in Nordamerika. Der Süden der USA wurde dem Profi-Eishockey erschlossen, internationale Vergleiche fanden statt. Die alte WHA hatte das Eishockey verändert. Nicht nur, weil Wayne Gretzky seine Profikarriere in der WHA begann. Die neue WHA hat mit ihrem Namensvetter aber wohl nur das finanzielle Desaster gemein.
Erst vor kurzem musste die WHA, sprich die Neuauflage dieser Liga, das geplante Team der Quebec Nordiks aufgrund fehlender finanzieller Mittel ausschließen. Steigert das die Bereitschaft von Hallenbesitzern, mögliche Pleiteteams in ihre Arenen zu lassen? Steigert das die Bereitschaft der Städte, diese Mannschaften zu unterstützen? Die Fernsehverträge der NHL sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit, dass sich TV-Sender um eine WHA reißen, die auf wackligen Füßen steht? Das Hauptargument jedoch, das gegen die WHA spricht, ist folgendes: Die WHA will als zweite Major League der NHL dadurch Konkurrenz machen, indem sie familiäre Eintrittspreise verlangt. Um das zu ermöglichen, soll den WHA-Teams von Anfang an ein Salary-Cap, also eine Gehaltsobergrenze, auferlegt werden. Und was bekämpft die NHLPA, die Spielergewerkschaft der NHL, im aktuellen Tarifstreit am vehementesten? Richtig. Die geplante Einführung eines Salary-Cap in der NHL.
Unterzeichnet also irgendein NHL-Star bei einem WHA-Team, votiert er gleichzeitig für den Salary-Cap. Und Konkurrenz kann man selbst einer streikenden NHL nicht machen, wenn lediglich durchschnittliche Minor-League-Spieler bereit sind, ein WHA-Trikot überzustreifen. Glaubt man den Pressemitteilungen der "Original Stars Hockey League" (OSHL) haben ohnehin schon etliche Spieler bei dieser "Spaß-Liga" unterschrieben, die mit kuriosen Regelabweichungen eben nur genau so lange für Unterhaltung will, wie der Streik der NHL andauert.
Als vor über einem Jahr die Pläne zur WHA-Neugründung reiften, verfolgte die Liga noch große Ziele. Die eigene Minor League und eine eigene Juniorenliga sollten gleich in einem Schwung gegründet werden. Tatsächlich hat die WHA2, also die Minor League, bereits eine Saison hinter sich gebracht - nur um sich so schnell wie möglich von der WHA-Organisation zu trennen und in anderen Minor Leagues aufzugehen. "Die Chancen auf eine Partnerschaft mit einer WHA Major League sind gleich null", erklärten die Club-Besitzer der WHA2 vor wenigen Wochen. Und von der "WHA Jr." hat niemand mehr etwas gehört.
Die Quoten stehen also nicht schlecht, dass der Versuch der Neugründung der WHA nur eine Anekdote einer Liga sein wird, die bereits vor 25 Jahren gestorben ist.
(Hockeyweb.de)