Der Alptraum von Walter Neubrand, Begleiter und Beschützer der begehrtesten Eishockey-Trophäe der Welt, dem Stanley Cup, ist gestern wahr geworden. Neubrand war auf dem Weg zu Jake Goertzen, dem Chefscout von Stanley-Cup Sieger Tampa Bay, als zumindest für einige Stunden der Pokal verschwunden war. Nach altem NHL-Brauch wird jedem Mitglied des Stanley-Cup Siegers der Pokal für einen Tag nach Hause gebracht.
Neubrand war demnach am Sonntag auf dem Weg von Vancouver nach Fort St. John. Als er am dortigen Flughafen, gemeinsam mit Goertzen, an der Gepäckausgabe wartete, kamen zwar viele Koffer, aber kein Cup. Schnell bemerkten die zwei, dass irgendetwas nicht stimmte. "Wir warteten und warteten, alle Taschen waren schon weg, aber vom Stanley Cup keine Spur. Das war wie ein fürchterlicher Alptraum", so Goertzen hinterher. Auch Neubrand wurde von Minute zu Minute nervöser und erkundigte sich beim Bodenpersonal der Fluggesellschaft Air Canada nach dem Verbleib.
Sofort wurde das Flugzeug durchsucht, aber weiterhin gab es kein Zeichen vom Cup oder seines speziellen Reisecontainers. Erst ein Telefonanruf in Vancouver brachte Erleichterung: Der knapp 15 Kilogramm schwere Pokal stand noch immer in Vancouver und wurde aufgrund seines "Übergewichts" nicht in der Maschine nach Fort St. John transportiert. Davon wurde vorher allerdings niemand informiert. Zwar versicherte eine Airline-Sprecherin, dass der Cup über Nacht sicher aufbewahrt werde und am nächsten Tag nach Fort St. John geflogen wird, aber der Schock bei Goertzen und Neubrand saß tief.
"Der Cup ist ein heiliger Gral und das wahrscheinlich wichtigste nicht-religiöse Relikt in Kanada. Damit kann man nicht einfach so umgehen, wie mit einem normalen Koffer", so ein Eishockeyfan, der eigentlich schon am Sonntag den Cup in Fort St. John besichtigen wollte. Bei Air Canada wurde eine Untersuchung eingeleitet, wie dieser Faux-pas passieren konnte. Jedenfalls können alle Eishockeyfans wieder aufatmen, der Stanley Cup ist wieder aufgetaucht und kann, sollte nichts außergewöhnliches dazwischen kommen, auch im Jahr 2005 an den NHL-Champion überreicht werden.
(Hockeyweb.de)