Time Out: Mit Lichtgeschwindigkeit gegen eine Mauer
-
marksoft -
31. Januar 2004 um 18:59 -
4.178 Mal gelesen -
0 Kommentare
Ist es Amateurhaftigkeit, Blindheit gegenüber der Realität, oder einfach nur der Zwang zum kurzfristigen Erfolg? Die Erste Bank Eishockey Liga, sportlich ein absolutes Zugpferd in der laufenden Saison, sorgt wieder einmal für viel Diskussionsstoff. Finanzsorgen scheinen bei den Teams an der Tagesordnung zu stehen. Kann man auf diese Art dem österreichischen Eishockey eine Zukunft bieten?
Dieser Artikel ist am 31. Jänner 2004 das erste Mal auf Hockeyfans.at erschienen. Auf Grund zahlreicher Anfragen und der aktuellen Entwicklung wieder erlangten Aktualität haben wir uns entschlossen, den Beitrag noch einmal der Öffentlichkeit zu präsentieren! Es hat fast schon Tradition, dass kurz nach Jahreswechsel die ersten Gerüchte über Finanzprobleme mindestens eines Bundesligisten in die Medien gelangen. Waren es im vergangenen Jahr die Grazer und Lustenauer, sind es heuer Feldkirch und Villach, deren Probleme in die Schlagzeilen der Tagespresse gehievt wurden. Beobachtet man die Liga etwas genauer, beschäftigt sich auch mit den kleinen Randnotizen während des Jahres bemerkt man aber eines: es gibt kein Team der Liga, das wirklich finanziell ohne echten Polster agiert! Was hat man in Österreich gejubelt, als in der Saison 2000/01 ein an sich grossartiges Projekt zum Leben erweckt wurde. Bundesliga und Nationalliga wurden fusioniert und in einer 10er Liga gab es Hoffnung für die Zukunft des rot-weiss-roten Eishockeysports. Durch speziell definierte Ausländerregelungen, reduzierte Legionärszahlen für die Grossen und einen Ligasponsor (UNIQA) wurde eine gute erste Saison garantiert. Der Leistungsabstand der ehemaligen Nationalligisten war zwar noch zu gross und am Ende machten sich KAC und VSV den Titel unter sich aus, doch das Projekt schien auf den richtigen Schienen zu stehen. Schon damals jedoch gab es erste Anzeichen, dass die Eishockeyszene in Österreich für 10 Teams in der ersten Liga zu klein ist. Der DEK Klagenfurt und Zeltweg verabschiedeten sich aus der Bundesliga und die Saison 01/02 ging mit 9 Teams über die Runden, da die Vienna Capitals die Hauptstadt zurück in die erste Liga brachten. Und siehe da - das Konzept schien aufzugehen! Der Abstand zwischen den Teams wurde kleiner, mit den Linzern entstand ein echter Herausforderer für die Kärntner Mannschaften, wenngleich am Ende wieder einer der Grossen das bessere Ende für sich hatte: der VSV. Spätestens nach dieser Saison wurden die Anzeichen unübersehbar: Kapfenberg und Zell/See stiegen aus der Bundesliga aus, da diese für sie nicht mehr finanzierbar war. Auch Graz überlegte kurzzeitig aus der Liga auszusteigen, was jedoch im Nachhinein oft als taktisches Geplänkel im Kampf um Fördergelder angesehen wurden. Die Preisspirale begann sich wieder nach oben zu bewegen, ausgelöst von den Neueinsteigern und plötzlich aufstrebenden ehemaligen Nationalligisten. Dank des Einstiegs der ehemaligen Eishockeyhochburg Feldkirch konnte aber dennoch eine 8er Liga für die Saison 2002/03 an den Start gehen. Sportlich gesehen war die Saison 2002/03 ein echter Beweis, dass das Projekt der Bundesliga neu gegriffen hatte. Die Liga war eng, am Ende siegte mit den Black Wings ein neuer Verein, der es innerhalb von drei Jahren geschafft hatte, vom maximal durchschnittlichen Nationalligisten zur Eishockeyhochburg zu werden. Doch der Preis dafür war hoch: da auch in der Hauptstadt und in Innsbruck Erfolge gesehen werden wollten, wurden die Spieler anderer Teams mit hohen Gagen geködert und die Gehälter der Österreicher wurden schon im letzten Jahr im Verhältnis zur tatsächlichen Klasse der Liga zu hoch. Das erkannte Lustenau und stieg noch gerade rechtzeitig aus. Gerade in Vorarlberg gibt es auf kleinstem Raum konzentriert eine in Österreich unvergleichbare Konzentration an Eishockeyteams in den ersten beiden Ligen. Und mit Feldkirch war plötzlich wieder eine Mannschaft in der ersten Liga, die wieder um die Meisterschaft mitspielen wollte. Und wie es so ist in einem Ungleichgewicht an Angebot und Nachfrage: die Gehälter stiegen noch einmal, da einige Mannschaft um jeden Preis ganz vorne mitspielen wollten. Die derzeit laufende Saison 2003/04 ist vermutlich eine der sportlich besten und interessantesten Meisterschaften, die es je in Österreich zu sehen gegeben hat. Damit konnte man vor der Spielzeit nicht rechnen und auf Grund eines für eine 7er Liga trotzdem sehr interessanten Modus müssen am Ende des Grunddurchganges drei Mannschaften vorzeitig die Saison beenden. Und plötzlich fanden sich Teams unter dem Strich, die in den vergangenen Jahren heftig investiert hatten. Plötzlich stimmte das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung nicht mehr zusammen und es kam zu Problemen, die auf Hockeyfans.at in den letzten Wochen eingängig beschrieben wurden. Eine Feststellung: die Liga kann so nicht überleben! So weit zum kurzen Rückblick über die vergangenen Jahre. Als Beobachter bzw. Fan der österreichischen Eishockeyszene muss man sich fragen, ob die Verantwortlichen in den Vereinen aus den vergangenen Jahren und noch wichtiger Jahrzehnten nichts gelernt haben. Es ist ja nichts Neues, dass in Österreich Eishockeyvereine finanziell nicht überleben. Ein Teil der Gründe wurde ja immer wieder auf Hockeyfans.at und in unserem Eishockeyforum diskutiert. Was bislang aber fast nie offen angesprochen wurde: inwieweit sind die Vereine selbst schuld an ihren Problemen? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als dass in der Liga die notwendige Professionalität nicht vorhanden ist. Sowohl auf Seiten der Teams als auch beim ÖEHV gibt es Aktivitäten, die so nicht passieren dürfen. Wobei dem ÖEHV bei den Durchführungsbestimmungen der Liga wenig Vorwurf gemacht werden kann: diese werden von den Teams ja untereinander ausgemacht. Wenn dann jemand im Nachhinein darüber jammert, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Was man dem ÖEHV jedoch vorwerfen kann ist die oftmals nicht konsequente Vorgehensweise gegenüber den Vereinen. Damit ist man aber schon bei einem der grössten Probleme in Österreich: wie soll der Verband gegen Vereine vorgehen? Oft wird eine Lizenzierung vor der Saison gefordert - im Vereinswesen Österreichs nicht durchsetzbar. Eine Lösung hat hier die mittlerweile erfolgreiche DEL vorgeführt. Auch in Deutschland herrschte in den 80er und 90er Jahren eine ähnliche Situation wie derzeit in Österreich. Als sich die DEL praktisch vom Deutschen Eishockey Verband lossagte und eine eigene Gesellschaft gründete, begann auch der Erfolgszug der Profiliga. Zwar ist auch in Deutschland nicht alles gold was da im TV so prächtig glänzt, doch ohne Zweifel sind die Rahmenbedingungen professionellere als in Österreich. Mittlerweile wird auch die Lizenzierung in der DEL ernster genommen. Das kann man in Österreich sicher nicht von heute auf morgen schaffen, doch langsam aber sicher muss der erste und zweite Schritt gemacht werden. Eine Grundvoraussetzung dazu: ALLE Vereine müssen einverstanden sein - und Einigkeit scheint sehr schwierig zu sein in Österreichs Eishockeyszene. Einigkeit ist aber das einzige, was dieses grundsätzlich völlig richtige Projekt "Bundesliga" retten kann! Noch einmal unsere oben genannte Feststellung: Eine Feststellung: die Liga kann so nicht überleben! Warum? Ganz einfach: die Preisspirale dreht sich auch für die kommende Saison! Auch wenn man Zahlenangaben in den Medien nur bedingt glauben soll, Gehälter, die in letzter Zeit in diversen Berichten herumschwirrten entbehren jeglicher rationaler Grundlage! Laut Aussagen im Kurier verdienen die Top-Österreicher in der Erste Bank Eishockey Liga bereits mehr als sie im Ausland verdienen! Kein Wunder, dass DEL Legionäre wie Hohenberger oder Unterluggauer wieder zurückkehren. Zuletzt wurde diese Situation als fahrlässig bezeichnet, eine Beschreibung, die vermutlich wirklich sehr nahe kommt. Nicht nur, dass auf diese Art und Weise die Bundesliga auf keinen Fall die nächsten Jahre überleben wird! Letzten Endes wird auch der Nachwuchs, das Nationalteam und somit das über die letzten Jahre so langsam und mühsam aufgebaute Ansehen vollkommen zerstört. Man könnte an dieser Stelle jetzt die Karte des Schwarzen Peter einigen Teams zuschieben, die sich für die kommende Saison ganz besonders als Preistreiber hervortun, doch letzten Endes sind die Ausführenden egal. Verantwortlich ist die gesamte Liga für die Entwicklungen. Man befindet sich derzeit praktisch mit Lichtgeschwindigkeit auf einer Reise, die mit einem Frontalcrash an einer Hausmauer enden wird. Nun kann man einwerfen, dass seien alles interessante Thesen, die man nicht belegen kann. Ein paar Beispiele:in Österreich spielen alternde Stars um mehr als 110.000 Euro
ehemalige Auslandsösterreicher verdienen in Österreich um 35 Prozent mehr als im Ausland
eine durchschnittliche Bundesligamannschaft wird pro Jahr um 25% teurer
Es gibt in der österreichischen Bundesliga KEINE Mannschaft, die in dieser Saison ein finanzielles Polster einkalkuliert hat
Das wird hier an dieser Stelle in den Raum gestellt, die Entwicklungen der letzten Wochen haben das eindrucksvoll bewiesen. Die Vereine der Liga budgetieren viel zu knapp, haben in ihren Annahmen kaum Polster einberechnet und sind demnach vom absolut nicht zu prognostizierenden sportlichen Erfolg abhängig.
So wie es derzeit aussieht, wird der EC Feldkirch mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in der Erste Bank Eishockey Liga 2004/05 spielen. Die Red Bulls Salzburg, ein von allen herbeigesehnter neuer Teilnehmer an der Bundesliga, soll sich derzeit bereits überlegen, ob man tatsächlich in diese Liga aufsteigen will. In der Nationalliga sind die Gehälter überschaubar, die Partien ebenso interessant und durch Regionalderbys en masse auch der Zuschauerzuspruch gesichert. Hier wird auch nicht in den Kadern der anderen derart ungeniert gewildert, wie in der Bundesliga.
Wie kann die Bundesliga gerettet werden?
Hier ist klar eine Gegenfrage an den Beginn zu stellen: will sie überhaupt gerettet werden? In unserer von Egoismen beherrschten Zeit wird es sehr schwierig sein, die Interessen des Vereins nur an zweite Stelle zu stellen. Letzten Endes ist es aber eigentlich das primäre Interesse der Bundesligisten, dass diese Liga überlebt. Ansonsten war die Arbeit der letzten Jahre umsonst, die Liga kollabiert irgendwann in absehbarer Zeit und das österreichische Eishockey steht wieder vor einem Scherbenhaufen.
Die möglichen Auswege sind mit Sicherheit vorhanden und wurden in den diversen Foren bereits ausschweifend diskutiert. Von einer Wiederauflage der Alpenliga, die bereits im letzten Jahr kurzzeitig im Gespräch war, bis zum Zusammenlegen der beiden ersten Ligen Österreichs gibt es viele Denkansätze, die jedoch eines völlig ausser Acht lassen: wie wäre es, wenn man die Liga, so wie sie ist einem Lifting unterzieht?
Kein Unternehmer der Welt wird eine Firma gründen und diese dann für den Rest seines Lebens blind fortführen. Die Geschäftswelt ist ein ständiges Anpassen an die Rahmenbedingungen, ein mittelfristiges Planen, Bilanzieren und Adaptieren. In der Sportwelt ist das nicht anders und nach bald vier Spielzeiten in der nunmehr Erste Bank Eishockey Liga ist es an der Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was man besser machen könnte.
Salary Cap, Lizenzierung
Schlagwörter, die standing herumgeistern, aber wohl in Österreich nicht umsetzbar sind. Ein Salary Cap ist sicherlich eine sinnvolle Sache, wird aber eher dazu führen, dass die Teams unglaubliche Fertigkeiten entwickeln werden, um ihn zu umgehen. Die Lizenzierung zu einer Saison kann der ÖEHV nicht machen. Dazu müsste eine Betreibergesellschaft für die Bundesliga gegründet werden.
Das heisst aber nicht, dass man die Kosten nicht senken kann. Der erste Schritt muss darin bestehen, dass sich die Teams an der eigenen Nase nehmen. In Linz scheint man für die kommende Saison einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu machen. Das Budget bleibt zwar gleich, der Profikader wird aber reduziert, die Investitionen in die Bundesliga zurückgeschraubt und dafür in ein Farm Team gesteckt, das günstigere Spieler produzieren soll.
Ein sicherlich interessantes Projekt, das aber nicht für jedes Team der Liga anwendbar ist. Ein erster Schritt könnte zum Beispiel das Offenlegen der Spielergehälter zwischen den Vereinen sein. Somit kann es nicht vorkommen, dass ein und derselbe Spieler beim Verein A um das dreifache spielt, als er im Vorjahr beim Verein B verdient hat (ein tatsächlicher Fall aus der Bundesliga!).
Legionäre, U21 Ausländer
Ein immer wiederkehrendes Argument, wie man die Preisspirale in Österreich anhalten könnte, ist das Erhöhen der Ausländerquote. Derzeit sind die Legionäre teilweise schon günstiger zu haben als die Top Spieler aus Österreich. Mit der U21 Regelung in dieser Saison wurde ja bereits ein erster Schritt in diese Richtung getan, der aber nur bedingt Wirkung zeigte. Mit den erzeitigen 4 + 2 Ausländern pro Mannschaft ganz klar das Auslangen gefunden werden.
Eine Erhöhung der Ausländerquote würde letzten Endes nur dazu führen, dass man dem österreichischen Nachwuchs den Weg in die ersten Mannschaften verbaut. Seitdem man in Österreich den Weg der Bundesliga Neu eingeschlagen hat, ging es auch mit den Leistungen des österreichischen Nachwuchses stetig bergauf. Das sollte man nicht aufs Spiel setzen.
Dennoch bleibt der Markt an inländischen Spielern in Österreich sehr begrenzt. Es gibt einfach nicht die Masse an Eishockeycracks, die eine 10er Liga benötigen würde. Derzeit kann man aber ohnehin froh sein, wenn man eine funktionierende Liga mit acht Vereinen zustande bringen könnte. Grundsätzlich ist die derzeitige Regelung vermutlich das Beste, was man in Österreich in der aktuellen Situation machen kann.
Eigenverantwortung, Professionalität
Letzten Endes wird man immer wieder zu dem Ende kommen, dass es an den Teams selbst liegt, ob diese Liga überleben wird. Nur, wenn man in Zukunft nicht mehr so riskant budgetiert, die Gehälter nicht so unverhältnismässig in die Höhe schraubt wie derzeit und man trotz aller sportlichen Rivalitäten untereinander auf übergeordneter Ebene ziel- und zukunftsorientiert arbeitet, kann es auch eine Zukunft, die länger als ein paar Jahre dauert, für diese Liga geben.
In der Nationalliga gibt es keine Frage, dass diese auch in den kommenden Jahren in ähnlicher Art und Weise so funktionieren wird. Warum schafft man das auf der zweiten Ebene und auf der ersten nicht? Österreich ist und bleibt im Eishockey eine Nation, in der zum grössten Teil Amateure aktiv sind. In der Nationalliga ist der Druck nicht ganz so gross, gelten noch andere Prämissen als in der Bundesliga, in der es für alle Teams nur darum geht, den Titel zu holen oder wie heuer die Play Offs zu schaffen, oder ein finanzielles Debakel zu erleben.
Auch wenn in Österreich viele Amateure im Eishockey aktiv sind - das heisst noch lange nicht, dass nicht das Umfeld professionell gestaltet werden kann. Die Erste Bank Eishockey Liga wurde in den letzten Jahren oft im Sinne der Reduktion der Ausländer und des Ergebnisses, des verbesserten inländischen Nachwuchses, als Vorbild genommen. Selbst grosse Nationen wie Deutschland oder die Schweiz blickten interessiert in die Alpenrepublik. Es wäre eine Schande, wenn man das aufs Spiel setzen würde.
So wie die Bundesligisten derzeit unterwegs sind, steuert die Liga wieder auf eine Reduktion auf maximal vier Mannschaften zu. Somit wird Eishockey in Österreich nicht nur unattraktiv sondern vor allem uninteressant. Am Ende sind es die Fans, die hier ganz einfach die Rechnung präsentieren werden: man stelle sich vor, ein zigstes Kärntner Derby in der Saison und kein Mensch geht hin. Alles schon da gewesen - wollen sie das wirklich noch einmal, meine Herren?
Hockeyfans.at "Time Out" ist eine Kolumne von Fans für Fans und muss nicht die Meinung von Hockeyfans.at weitergeben
Wer selbst Interesse daran hat, auf Hockeyfans.at seine Meinung in einer regelmässigen oder auch einmaligen Kolumne kund zu tun, der meldet sich bitte unter: kontakt@hockeyfans.at
Dieser Artikel ist am 31. Jänner 2004 das erste Mal auf Hockeyfans.at erschienen. Auf Grund zahlreicher Anfragen und der aktuellen Entwicklung wieder erlangten Aktualität haben wir uns entschlossen, den Beitrag noch einmal der Öffentlichkeit zu präsentieren! Es hat fast schon Tradition, dass kurz nach Jahreswechsel die ersten Gerüchte über Finanzprobleme mindestens eines Bundesligisten in die Medien gelangen. Waren es im vergangenen Jahr die Grazer und Lustenauer, sind es heuer Feldkirch und Villach, deren Probleme in die Schlagzeilen der Tagespresse gehievt wurden. Beobachtet man die Liga etwas genauer, beschäftigt sich auch mit den kleinen Randnotizen während des Jahres bemerkt man aber eines: es gibt kein Team der Liga, das wirklich finanziell ohne echten Polster agiert! Was hat man in Österreich gejubelt, als in der Saison 2000/01 ein an sich grossartiges Projekt zum Leben erweckt wurde. Bundesliga und Nationalliga wurden fusioniert und in einer 10er Liga gab es Hoffnung für die Zukunft des rot-weiss-roten Eishockeysports. Durch speziell definierte Ausländerregelungen, reduzierte Legionärszahlen für die Grossen und einen Ligasponsor (UNIQA) wurde eine gute erste Saison garantiert. Der Leistungsabstand der ehemaligen Nationalligisten war zwar noch zu gross und am Ende machten sich KAC und VSV den Titel unter sich aus, doch das Projekt schien auf den richtigen Schienen zu stehen. Schon damals jedoch gab es erste Anzeichen, dass die Eishockeyszene in Österreich für 10 Teams in der ersten Liga zu klein ist. Der DEK Klagenfurt und Zeltweg verabschiedeten sich aus der Bundesliga und die Saison 01/02 ging mit 9 Teams über die Runden, da die Vienna Capitals die Hauptstadt zurück in die erste Liga brachten. Und siehe da - das Konzept schien aufzugehen! Der Abstand zwischen den Teams wurde kleiner, mit den Linzern entstand ein echter Herausforderer für die Kärntner Mannschaften, wenngleich am Ende wieder einer der Grossen das bessere Ende für sich hatte: der VSV. Spätestens nach dieser Saison wurden die Anzeichen unübersehbar: Kapfenberg und Zell/See stiegen aus der Bundesliga aus, da diese für sie nicht mehr finanzierbar war. Auch Graz überlegte kurzzeitig aus der Liga auszusteigen, was jedoch im Nachhinein oft als taktisches Geplänkel im Kampf um Fördergelder angesehen wurden. Die Preisspirale begann sich wieder nach oben zu bewegen, ausgelöst von den Neueinsteigern und plötzlich aufstrebenden ehemaligen Nationalligisten. Dank des Einstiegs der ehemaligen Eishockeyhochburg Feldkirch konnte aber dennoch eine 8er Liga für die Saison 2002/03 an den Start gehen. Sportlich gesehen war die Saison 2002/03 ein echter Beweis, dass das Projekt der Bundesliga neu gegriffen hatte. Die Liga war eng, am Ende siegte mit den Black Wings ein neuer Verein, der es innerhalb von drei Jahren geschafft hatte, vom maximal durchschnittlichen Nationalligisten zur Eishockeyhochburg zu werden. Doch der Preis dafür war hoch: da auch in der Hauptstadt und in Innsbruck Erfolge gesehen werden wollten, wurden die Spieler anderer Teams mit hohen Gagen geködert und die Gehälter der Österreicher wurden schon im letzten Jahr im Verhältnis zur tatsächlichen Klasse der Liga zu hoch. Das erkannte Lustenau und stieg noch gerade rechtzeitig aus. Gerade in Vorarlberg gibt es auf kleinstem Raum konzentriert eine in Österreich unvergleichbare Konzentration an Eishockeyteams in den ersten beiden Ligen. Und mit Feldkirch war plötzlich wieder eine Mannschaft in der ersten Liga, die wieder um die Meisterschaft mitspielen wollte. Und wie es so ist in einem Ungleichgewicht an Angebot und Nachfrage: die Gehälter stiegen noch einmal, da einige Mannschaft um jeden Preis ganz vorne mitspielen wollten. Die derzeit laufende Saison 2003/04 ist vermutlich eine der sportlich besten und interessantesten Meisterschaften, die es je in Österreich zu sehen gegeben hat. Damit konnte man vor der Spielzeit nicht rechnen und auf Grund eines für eine 7er Liga trotzdem sehr interessanten Modus müssen am Ende des Grunddurchganges drei Mannschaften vorzeitig die Saison beenden. Und plötzlich fanden sich Teams unter dem Strich, die in den vergangenen Jahren heftig investiert hatten. Plötzlich stimmte das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung nicht mehr zusammen und es kam zu Problemen, die auf Hockeyfans.at in den letzten Wochen eingängig beschrieben wurden. Eine Feststellung: die Liga kann so nicht überleben! So weit zum kurzen Rückblick über die vergangenen Jahre. Als Beobachter bzw. Fan der österreichischen Eishockeyszene muss man sich fragen, ob die Verantwortlichen in den Vereinen aus den vergangenen Jahren und noch wichtiger Jahrzehnten nichts gelernt haben. Es ist ja nichts Neues, dass in Österreich Eishockeyvereine finanziell nicht überleben. Ein Teil der Gründe wurde ja immer wieder auf Hockeyfans.at und in unserem Eishockeyforum diskutiert. Was bislang aber fast nie offen angesprochen wurde: inwieweit sind die Vereine selbst schuld an ihren Problemen? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als dass in der Liga die notwendige Professionalität nicht vorhanden ist. Sowohl auf Seiten der Teams als auch beim ÖEHV gibt es Aktivitäten, die so nicht passieren dürfen. Wobei dem ÖEHV bei den Durchführungsbestimmungen der Liga wenig Vorwurf gemacht werden kann: diese werden von den Teams ja untereinander ausgemacht. Wenn dann jemand im Nachhinein darüber jammert, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Was man dem ÖEHV jedoch vorwerfen kann ist die oftmals nicht konsequente Vorgehensweise gegenüber den Vereinen. Damit ist man aber schon bei einem der grössten Probleme in Österreich: wie soll der Verband gegen Vereine vorgehen? Oft wird eine Lizenzierung vor der Saison gefordert - im Vereinswesen Österreichs nicht durchsetzbar. Eine Lösung hat hier die mittlerweile erfolgreiche DEL vorgeführt. Auch in Deutschland herrschte in den 80er und 90er Jahren eine ähnliche Situation wie derzeit in Österreich. Als sich die DEL praktisch vom Deutschen Eishockey Verband lossagte und eine eigene Gesellschaft gründete, begann auch der Erfolgszug der Profiliga. Zwar ist auch in Deutschland nicht alles gold was da im TV so prächtig glänzt, doch ohne Zweifel sind die Rahmenbedingungen professionellere als in Österreich. Mittlerweile wird auch die Lizenzierung in der DEL ernster genommen. Das kann man in Österreich sicher nicht von heute auf morgen schaffen, doch langsam aber sicher muss der erste und zweite Schritt gemacht werden. Eine Grundvoraussetzung dazu: ALLE Vereine müssen einverstanden sein - und Einigkeit scheint sehr schwierig zu sein in Österreichs Eishockeyszene. Einigkeit ist aber das einzige, was dieses grundsätzlich völlig richtige Projekt "Bundesliga" retten kann! Noch einmal unsere oben genannte Feststellung: Eine Feststellung: die Liga kann so nicht überleben! Warum? Ganz einfach: die Preisspirale dreht sich auch für die kommende Saison! Auch wenn man Zahlenangaben in den Medien nur bedingt glauben soll, Gehälter, die in letzter Zeit in diversen Berichten herumschwirrten entbehren jeglicher rationaler Grundlage! Laut Aussagen im Kurier verdienen die Top-Österreicher in der Erste Bank Eishockey Liga bereits mehr als sie im Ausland verdienen! Kein Wunder, dass DEL Legionäre wie Hohenberger oder Unterluggauer wieder zurückkehren. Zuletzt wurde diese Situation als fahrlässig bezeichnet, eine Beschreibung, die vermutlich wirklich sehr nahe kommt. Nicht nur, dass auf diese Art und Weise die Bundesliga auf keinen Fall die nächsten Jahre überleben wird! Letzten Endes wird auch der Nachwuchs, das Nationalteam und somit das über die letzten Jahre so langsam und mühsam aufgebaute Ansehen vollkommen zerstört. Man könnte an dieser Stelle jetzt die Karte des Schwarzen Peter einigen Teams zuschieben, die sich für die kommende Saison ganz besonders als Preistreiber hervortun, doch letzten Endes sind die Ausführenden egal. Verantwortlich ist die gesamte Liga für die Entwicklungen. Man befindet sich derzeit praktisch mit Lichtgeschwindigkeit auf einer Reise, die mit einem Frontalcrash an einer Hausmauer enden wird. Nun kann man einwerfen, dass seien alles interessante Thesen, die man nicht belegen kann. Ein paar Beispiele: