Interview: Gary Venner über die UNIQA Liga, Schiedsrichter und das Nationalteam
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marksoft -
12. Oktober 2001 um 22:24 -
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Gary Venner ist vermutlich noch einigen Eishockeyfans aus seiner aktiven Zeit beim WEV und Zell/See ein Begriff. Doch auch nach seiner Zeit als Spieler ist Venners Leben das Eishockey. Er hat noch von seiner aktiven Zeit Kontakte zu den Vereinen und Spielern. Der Beruf des aus Toronto, Kanada stammenden Venner ist Eishockey.
Zum einen ist Venner Vertreter von Bauer / Nike und betreut alle Klubs der Liga. Daher bekommt er auch viele Insiderinformationen aus absolut erster Hand. Andererseits agiert Venner als Kommentator beim Pay TV Sender Premiere World, der ja der TV Partner der Liga ist. Zudem ist Venner auch bei den Printmedien aktiv und hat eine wöchentliche Kolumne in der Sportzeitung und schreibt auch für die österreichische Eishockeyzeitschrift "Powerplay". Im Gespräch mit Hockeyfans.at spricht Venner über die UNIQA Liga, die Schiedsrichterleistungen in Österreich und das Nationalteam.
Hockeyfans.at: Eine kleine Zwischenbilanz nach 7 Runden – welche Erwartungen haben sich für Sie erfüllt? Die UNIQA Liga ist sehr positiv zu sehen. Die neue Liga erfüllt alle Erwartungen und hat diese auch in vielen Bereichen übertroffen. Sie ist spannend für die Zuseher. Sie ist ausgeglichener als die Alte. Jeder kann jeden schlagen. Neue Regionen wie Linz erhalten die Chance in der 1. Liga zu spielen. Hockeyfans.at: Was waren für Sie die positiven bzw. die negativen Überraschungen der ersten Runden? Große Überraschung für mich der KAC. Absolut stark trotz des Verlustes von Stammspielern. Der KAC der auch mit den jungen Spielern dem hohen Druck standhält. Ständig alle 4 Linien im Einsatz. Etwas hinter den Erwartungen zurück ist Kapfenberg. Hockeyfans.at: Der KAC ist in den letzten Tagen negativ in den Schlagzeilen gewesen. Die Fans gehen in Klagenfurt offensichtlich lieber zum Fussball als zum Eishockey. Auch in den letzten Jahren kamen zu Saisonstart wenige Fans in die Klagenfurter Halle. Die Kärntner sind ein verwöhntes Publikum. Wenn es kühler, herbstlicher wird werden die aber sicher wieder zum Eishockey finden. Der Club setzt neu Akzente mit Pausenprogrammen im Stile der NHL welche sicher angenommen werden. Der Club erfüllt weiters die Wünsche der Fans mit Eigenbauspielern zu spielen. Der Fußball, ist natürlich jetzt mit dem FC Kärnten ein großer Konkurrent in der Landeshauptstadt. Trotzdem habe ich keine Angst um den KAC. Hockeyfans.at: Derzeit ist der Neuling der Liga, die Vienna Capitals in aller Munde. Platz 2 in der Tabelle nach 7 Runden – wer hätte das gedacht? Man vermutet schon vor der Saison, dass die Capitals mithalten können, wollte aber durch gedämpften Optimismus den Druck für die Mannschaft nicht zu groß werden lassen. Dass diese Leistungen nun erbracht werden ist sicher auf die glückliche Hand von Kurt Harand zurückzuführen ,der dieses Team formte. Trotzdem eine sehr große Überraschung. Mit diesen Leistung wie zuletzt gezeigt aber durchaus ein Kandidat fürs Semifinale. Hockeyfans.at: Das einzige Team, das derzeit etwas abfällt, sind die Kapfenberger. Was kann man von den Tigers heuer erwarten?. Die Kapfenberger haben viele Nachwuchsspieler eingebaut. Sie werden noch etwas brauchen. Aber mit einer Formsteigerung sind die Play Offs immer noch möglich. Dort geht’s dann von Neuem los. Und alle hoffen natürlich, dass sie auch in Zukunft in der Liga zu sehen sind. Hockeyfans.at: Die UNIQA Liga geht in die zweite Saison. Wie schätzen Sie die Liga ein und was sind die Zukunftsperspektiven? Es ist eine gesündere Liga durch kleiner Budgets. Es wird mit weniger Ausländer gespielt, daher ist das billiger für die Clubs. In den Vereinen wird professionell gearbeitet. Man kann mit nicht so teueren Teams Erfolg haben. Großes Potential für die Zukunft in der obersten Spielklasse haben die Teams aus Salzburg und Feldkirch. Das Eishockey wird besser präsentiert und die Stimmung in den Hallen ist gut. Die ganze Familie kann kommen und in Zukunft soll Eishockey ein Erlebnis sein wie in der NHL. Weiters ist die Liga sehr positiv für die Jugend, da sie mehr zum Einsatz kommt. Auch für die Nationalmannschaft werden in Zukunft mehr Spieler zu Verfügung stehen. Erste Erfolge sieht man bereits beim Nachwuchs wie zum Beispiel am U20 Nationalteam. Die Spezies der Austro - Kanadier wird in Zukunft aussterben, da diese Spieler nicht mehr nötig sein werden. Hockeyfans.at: Die Schiedsrichter der Liga sind seit Beginn der Saison zum Teil stark in der Kritik gestanden. Viele sagen, es wird zu kleinlich gepfiffen in den österreichischen Hallen. Wie sehen Sie die Situation? In Österreich wurden lange Jahre Stockfouls welche im Ausland geahndet wurden toleriert. Das Problem: bei internationalen Turnieren finden sich die Spieler auf der Strafbank wieder.Es ist nicht einfach, diesen Stil von heute auf morgen zu ändern, aber im Sinne der internationalen Konkurrenzfähigkeit einfach notwendig. Die Spieler müssen dies akzeptieren, es ist mehr Disziplin von ihnen gefordert. So ist nun mal der internationale Standard. Mit etwas Fingerspitzengefühl der Schiedsrichter ist diese Situation sicher zu meistern. Hockeyfans.at: Mit den Olympischen Spielen und der WM in Schweden stehen für die Nationalmannschaft zwei grosse Turniere auf dem Programm. Mit welchen Erwartungen kann das Team Austria zu diesen Veranstaltungen fahren? Bei Olympia geht es eigentlich um das Dabei Sein. Es wird schwer sein, dort große Erfolge einzufahren. Qualifiziert zu sein ist aber sicher ein großes Gefühl. Bei der WM wird es wie im letzten Jahr auf ein Entscheidungsspiel hinauslaufen, um den Klassenerhalt zu schaffen. In Zukunft wird mit dieser starken Liga im Rücken sicher mehr möglich sein.Hockeyfans.at: Herzlichen Dank für das Gespräch.Interview und Foto: Reinhard Eisenbauer für Hockeyfans.at am 11. Oktober 2001