TERROR70: Drafts, Trading und Free Agency
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marksoft -
14. August 2001 um 22:16 -
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Eingefleischte NHL-Fans sitzen mit ihren Hilfsmitteln wie Internet und Videotext oder was auch immer nahe am Geschehen der NHL und verfolgen nach der abgelaufenen Saison die Aktivitäten der Teams um Talente, Stars und Diven. Also ich meine die Fans, die nicht einfach nur seit der Eishockey-WM wissen, dass es da so'n Spiel mit 'nem Schläger gibt, wo ordentlich gepolsterte Leutz über eine Eisfläche flitzen und versuchen, dem gegnerischen Obervermummten Hartgummi ins Netz zu jagen.
Die Teams haben sich beim Draft einige Talente geangelt, der nach Meinung von Experten und Scouts "Beste" wird zuerst gepickt, danach dürfen sich andere die Jerseys ihrer neuen Teams überstreifen, einer nach dem anderen. Und nach hinten nimmt die allgemeine Spannung immer mehr ab, es sei denn, die Mutti von Seppo Puffolainen verfolgt den Draft mit und ist gespannt, welches Team ihren Bub denn demnächst Taschengeld gibt, wofür er jahrelang so hart gearbeitet hat, bis er so weit war, um den Schritt über den Teich (Atlantik) zu wagen.
Aber: wir haben ja schon so manch vielversprechendes Talent gesehen, das dann doch nicht die Erwartungen erfüllte und auch manche Überraschungen erlebt, als diese Bäume ausrissen. Dicke Party mit Risiko, wo Hauptgewinn draufsteht ist nicht unbedingt Hauptgewinn drin, Nieten gibt es laut der Lottery nicht und trotzdem findet man welche wie sich später herausstellt. Also: man muss abwarten, vielleicht wird Seppo Puffolainen mal den Stanley Cup in die Höhe stemmen, während der Draft Pick Nummer 1 in einem Farm Team der Hillbilly League of Maine wieder lernt den Puck überhaupt zu sehen. Es kann alles passieren. Nänänä, is' dat nich' schön?! Dass man eigentlich nie weiß was dabei herauskommt? Haben sich einige Teams in den Hintern gebissen, als sie VOR den Pittsburgh Penguins picken durften und Jaromir Jagr nicht nahmen? Oder andersrum: die Quebec Nordiques holen sich an Nummer 1 Eric Lindros, der sagt: "Für euch? Nö, lieber werde ich Weichensteller bei der Lufthansa!", wird getauscht, Lindros geht nach Philadelphia, u. a. geht dafür ein Peter Forsberg nach Quebec, die werden dann die Colorado Avalanche und holen den Cup? Höhö, voll reingegriffen, Eric. Oder nicht?
Ehm, wir haben jetzt (wo ich diesen Beitrag hier beginne) den 3. Juli und es ist bereits viel passiert in Sachen Trades. Luc Robitaille ist nun ebenso wie Dominik Hasek ein Red Wing, Donald Audette darf in der nächsten Saison die Halle in Dallas als Spieler des Heimteams einweihen, Martin LaPointe und Sean O'Donnell skaten bei den Boston Bruins, Bob Boughner kehrt den Pittsburgh Penguins den Rücken und wird ein Flame, Alexander Mogilny wird ein Leaf, Doug Weight geht nach Edmonton und Jochen Hecht gefriert das Grinsen bei seinen Hochzeitsvorbereitungen im Gesicht fest, weil er nun nach Edmonton muss, Jeremy Roenick wird ein Flyer in Philadelphia und und und.
Ja genau: und. Und nun? Was ist denn nun mit Jaromir Jagr, die 68 der Pittsburgh Penguins? Oder dem "Big E.", der 88, die Eric Lindros als Namen im Pass stehen hat? Tja.
Alles lobt Jagr hinmmelhochjauchzend über den grünen Klee, nun kann/will ihn keiner nehmen, einige sagen, sie mochten ihn ja noch nie so ganz leiden; offensichtlich ist er so gut, dass er nicht mehr ins Gehaltsgefüge der meisten Teams passt, für das Geld kriegt man Prospects ohne Ende, jungen frischen Wind, der hungrig ist, was erreichen will, für weniger Kohle spielt, und dann noch gleich im halben Dutzend! Oder halt andere Stars im Geschäft, die günstiger zu haben sind. Wow, jau, der Mann frisst n Drittel unseres ganzen Etats, welcher Hornochse macht solche Deals mit den Spielern? Ziehvater Mario Lemieux als Miteigner sagt, es wäre wohl an der Zeit in einem neuen Umfeld eine neue Herausforderung zu suchen. Kurz: den Jungen können wir nimmer bezahlen, wer will haben, der muss' sagen! Jagr denkt an die schönen Zeiten dort, drückt ein paar Tränchen weg, darf sich jetzt mit anderen Teams unterhalten, aber entscheiden tut er eigentlich gar nichts und grinst auf Pressekonferenzen nun wieder artig in Kameralinsen. Da er einen laufenden Vertrag hat, der ihm so und so viel Gehalt zusichert, hat immer noch sein Arbeitgeber das letzte Wort, die Penguins. Kriegen die Penguins nicht das als Gegenleistung, was sie sich insgeheim vorstellen, so werden sie ihn sicher nicht ziehen lassen, oder doch?! Bleibt er, gehen andere, der Etat ist dünn, 18 Verträge laufen aus, Viva dem großen Gott der Scherbenhaufen, in Pittsburgh liegt einer, riesengroß. Bei einem Brettspiel nennt das die verlierende Partei "Zwickmühle", egal wie ich mich entscheide, angepupst bin ich doch eh. Nochmal: bleibt er, gehen andere, die ich ja eigentlich halten möchte, um in der nächsten Saison nicht abzustinken. Aber kriegt Pittsburgh in dieser Zwickmühle auch einen entsprechenden Gegenwert angeboten, wo "die anderen" doch WISSEN, dass Pittsburgh in der Sch... steckt? Harhar, verloren. Und trotzdem mag ich den Kerl, so auch die Pens.
Eric Lindros. Ja, DER kommt ja nun mal wieder gerade recht. Wie sagte so schön ein Bekannter (frei zitiert): " Der erinnert mich an unseren 18 Monate alten Wonneproppen, wenn der nicht kriegt was er will, dann..." JAAAAAAAAAAAA! Richtig geraten, ich schmeisse mich auf die Erde, mache nen Heidentrara und Humbatäterä, schmolle so vor mich hin: "Ich will weg, für/mit euch spiele ich nicht mehr!" Für so einen Satz sind damals in meiner Kindheit manchmal Milchzähne geflogen oder da kam so'n doofer Kinderreim, Zungen wurden rausgestreckt, der Schmoller zog von dannen. Und kam manchmal wieder und hat einfach wieder mitgemacht, hehe.
Nun gut, weiter im Text. Eric möchte ja schon ne ganze Zeit nicht mehr bei den Flyers so richtig mitmachen, keine Ahnung was man ihm da weggenommen hat, entweder seine Lieblingsrappel ging flöten, oder der versprochene Umzug des Teams mit Bau der Arena 50 Yards neben sein Haus wurde vertraglich fixiert und zu vereinbartem Zeitpunkt war das immer noch nicht passiert. Vielleicht auch ein Trauma unter der Teamdusche, was weiß denn ich! Aber es wird nun schon richtig lächerlich und auch traurig. DER MANN IST GUT (GEWESEN)! Jawohl! Mal abgesehen von seinem Pech, dass ab und zu sein Hirn in der Hirnschale rumgeschüttelt wurde wie der Barmixer eine Bloody Mary zurechtmixt. Lindros wollte beim letzten Mal zur selben Zeit mit dem Kinn den Raum im Eisstadion beanspruchen, den Kollege Scott Stevens zur selben Uhrzeit beanspruchte, nur nicht mit dem Kinn, sondern mit 100% Scott. Wer den Kürzeren gezogen hat brauche ich hier sicher nicht erwähnen, das Video habe ich noch als qt-File hier auf meiner Festplatte, wer will möge rufen.
Aber ehrlich, der Mann war wirklich gut, und er wird es auch sicher immer noch sein, wenn er in der nächsten Saison, egal wo, in der NHL wieder auf dem Eis steht und sich wieder eingespielt hat, von langen Verletzungsperioden verschont bleibt und glücklich ist. Er ist eine "Granate", allerdings eine launische Diva obendrein. Finde ICH, was ihr findet, kann davon abweichen.
Eine noch längere Schaffenspause, fern vom Eis kann er sich nun aber nicht mehr erlauben, JETZT zehrt er bestimmt noch vom Ruf der Granate wie oben erwähnt. Aber Menschen vergessen/verdrängen schnell und irgendwann wird dann auch so eine Granate wie Lindros vergessen sein bzw. das Potenzial, was er auf dem Eis so oft an den Tag legte. Lang ist's her, länger darf's nimmer dauern.
Man weiß nie was wird. Wird das Riesentalent mit den Vorschusslorbeeren der Kracher, wie es sich viele von ihm erwartet haben? Überrascht uns abermals ein "Nobody" der Draft Lottery? Erlebt jemand seinen zweiten oder dritten oder x-ten Frühling? Stürzt jemand ab vom Olamp, auf den man ihn gehievt hat?
Ich wünsche mir und Euch weiterhin viel Spaß beim Hoffen und Bangen mit eurem Lieblingsteam oder eurem Lieblingsspieler. Und wenn die Saison 2001/2002 schon wieder etwas läuft, dann denkt mal an Eure Hoffnungen, Euer Bangen und schaut dann, was daraus geworden ist. Und aus dem kleinen Wirrwarr oben im Text.
Ich tu's auch.
Terror70
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