Die Perspektive, A-Nation zu bleiben, hat sich klar verbessert
Österreichs junges Eishockey-Nationalteam hat bei seiner Deutschland-Cup-Premiere seine Visitenkarte abgegeben. Fakt ist aber: Der Kandidaten-Kreis für die WM 2023 hat sich jedensfalls vergrößert.
Krefeld hat vor langer Zeit großes Eishockey erlebt. Etwa 2003, als mit Christoph Brandner der einzige DEL-Meistertitel erobert werden konnte. Vergangenes Jahr stiegen die Pinguine in die Zweitklassigkeit ab, als Resultat des sportlichen Zerfalls. Im Rahmen des Deutschland-Cups wurde den ansässigen Fans wieder attraktiver Sport präsentiert. Vom Gastgeber und Turniersieger, aber auch von den zweitplatzierten Österreichern.
Eine junge Mannschaft um Teamchef Roger Bader unterstrich, dass das rot-weiß-rote Eishockey zumindest bei internationalen, erfrischenden Auftritten durchaus den Schlafwagen "ICE Hockey League" verlassen kann. 24,28 Jahre wies der Altersschnitt auf. Hauptverantwortlich dafür sind Top-Talente wie Marco Kasper, David Reinbacher, Thimo Nickl, Lucas Thaler, Tim Harnisch oder Kilian Zündel. Jung sein alleine ist aber noch kein Verdienst. Mit Siegen gegen die Slowakei (3:2 n. V.) sowie gegen Dänemark (3:1) ließen sie mit ihren Leistungen erahnen, dass sie in den nächsten Jahren die Basis bilden werden. Bei Weltmeisterschaften und vielleicht sogar bei Olympischen Spielen.
Vor allem, weil sie das Nationalteam-Trikot mit Abgebrühtheit sowie einer Selbstverständlichkeit tragen. Mehr noch: Laufstark, aggressiv, körperbetont, und mittlerweile auch auf diesem Niveau auch den Mut besitzend, ihre technischen Fähigkeiten gezielt auszuspielen. Was der ICE-Alltag untersagt, bleibt im Nationalteam erlaubt: "Trial and error" - Fehler begehen und daraus lernen. Und so nützt selbst ein 0:3 gegen Deutschland mehr, als es schadet. Bader freut sich über das Abschneiden in Krefeld. Was ihn aber noch mehr freut, ist die ausgezeichnete Perspektive für die WM 2023, erneut in Tampere.
"Wir sind mittlerweile breiter aufgestellt, als noch vor Jahren. Das war immer meine Strategie, seit ich das Nationalteam führe. Ich gebe immer wieder neuen Spielern eine Chance. Das zahlt sich irgendwann auch aus", ist der Schweizer überzeugt. Das bedeute zwar nicht, dass in Tampere auf andere Routiniers verzichtet wird, "aber der Kandidatenkreis ist sicher größer geworden." Eine weitere Erkenntnis: Im Angriff konnte Österreich jahrelang NHL-Spieler vorweisen - mit der Klasse von Schweden-Export Marco Kasper gelang es aber auf der wichtigen Center-Position die Qualität zu erhöhen. Und: Die Verteidiger-Exporte Nickl und Reinbacher verstärken das Team mit internationalem Niveau, insgesamt hat sich die Dichte von zuverlässigen Verteidigern erhöht.
So positiv sich die Nationalteam-Zukunft abzeichnen könnte: Der Maßstab bleibt Jahr für Jahr das Abschneiden bei der Weltmeisterschaft. Doch die Voraussetzungen, sich als A-Nation längerfristig zu etablieren, haben sich deutlich verbessert.