Schwere Vorwürfe gegen SPÖ wegen
Druckerei-Misere
Ex-Geschäftsführer
der Kärntner Druckerei kritisiert den Haupteigentümer: Die Rettung des
Unternehmens sei wegen Landtagswahl "sträflich vernachlässigt" worden.
Die SPÖ spricht von "größter Verantwortung".
[Blockierte Grafik: http://static1.kleinezeitung.at/system/galleries_520x335/upload/4/5/0/2389800/druck726_apa.jpg]Foto © APA
Schwere
Vorwürfe gegen die Kärntner SPÖ gibt es im Zusammenhang mit den
finanziellen Schwierigkeiten bei der Kärntner Druck- und
Verlagsgesellschaft. Gerald Dietrich, ehemaliger Geschäftsführer der
Kärntner Druckerei, wirft dem Haupteigentümer, insbesondere der früheren
SPÖ-Landeschefin Gaby Schaunig "fahrlässiges" und "verantwortungsloses"
Handeln vor, das erst zur Millionen-Misere bei der Kärntner Druckerei
geführt habe. "Die Eigentümervertreterin hat die Rettung des
Unternehmens sträflich vernachlässigt", sagte Dietrich im Gespräch mit
der APA.
[Blockierte Grafik: http://static.kleinezeitung.at/RealMedia/ads/adstream_lx.ads/kleinezeitungrelaunch/kaernten_ktn/L21/16766824/Middle1/kleinezeitung/default_Middle1_062509/default_Top_062509.html/555634334255744b2b4b414142393071?_RM_EMPTY_&wetter=schlecht&be_id=204&schnee=nein&screen=small]
Abwärtsentwicklung bereits vor Jahren
absehbar
Die Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft ist mit 9 Mio. Euro
überschuldet, 50 der 120 Beschäftigten wurden via Frühwarnsytem dem AMS
zur Kündigung angemeldet. Eine Fortführung des Betriebes ist wegen der
Schulden und der Umsatzeinbrüche in der derzeitigen Form nicht mehr
möglich. Laut Dietrich war diese Abwärtsentwicklung bereits vor Jahren
absehbar. Er als damaliger Geschäftsführer und der Aufsichtsrat hätten
deshalb dem Eigentümer SPÖ empfohlen, einen Miteigentümer zu suchen oder
die Kärntner Druckerei zu verkaufen. 2007 habe es Käufer sowohl für das
Unternehmen als auch für das Gebäude am Klagenfurter Viktringer Ring
gegeben.
Verkauf blockiert
Für das Gebäude hätte es drei Millionen Verkaufserlös gegeben. Bei
den Interessenten für Druckerei und Gebäude habe es sich um heimische
Unternehmen gehandelt. Die damalige Kärntner SPÖ-Chefin habe den
geplanten Verkauf jedoch blockiert. "Einen Tag vor der
Vertragsunterzeichnung hat Schaunig dann die Reißleine gezogen", so
Dietrich. Das Verkaufskonzept habe auch den Abbau von 20 Mitarbeitern
beinhaltet. Jörg Haider mache ihr im Wahlkampf die Hölle heiß, wenn man
20 Leute kündige, soll Schaunig laut Dietrich ihre Entscheidung
begründet haben. Das Unternehmen sollte erst nach der Landtagswahl 2009
verkauft werden, so die Vorgabe.
"Abenteuerliche Klimmzüge - hier wurde fast fahrlässig gehandelt.
Alle Warnungen wurden in den Wind geschlagen", so Dietrich. Er habe
jedenfalls darauf hingewiesen, dass die Druckerei nicht so viel Zeit
habe und sich bei weiterem Zuwarten Schulden in Millionenhöhe anhäufen
würden. Auch der Aufsichtsrat habe gegen den Verkaufsstopp protestiert.
"Ich habe danach, im Mai 2008 die Geschäftsführung zurückgelegt und
gesagt, dass ich das nicht mehr verantworten kann und auf die
gefährliche Situation hingewiesen", so der ehemalige Druckerei-Chef, der
damals nach 40 Jahren in der Firma in den Ruhestand trat.
Keine rosigen Aussichten für die KTZ
Auch dass die Mediaprint die Verträge mit der "Kärntner Tageszeitung"
(KTZ) kündigen werde, sei absehbar gewesen. Die Kärntner SPÖ ist auch
Hauptgesellschafter der "Kärntner Tageszeitung", bei der gegenwärtig
Einsparungen und Einschnitte umgesetzt werden. "Ich vermute, dass die
KTZ keine rosigen Aussichten hat und nur mehr bis Jahresende leben
wird", glaubt Dietrich.
In der Kärntner SPÖ will man die Aussagen Dietrichs so nicht stehen
lassen. "Aus meiner Sicht kann ich nicht beurteilen, ob Gaby Schaunig
Fehler gemacht hat, sie hat aber sicher mit größter Verantwortung
gehandelt", erklärte SPÖ-Landesparteiobmann Peter Kaiser auf Anfrage der
APA. Die volle Tragweite der nicht erfreulichen Situation bei der
Druckerei sei ihm erst bei einem Kassensturz der SPÖ im Vorfeld der
Landtagswahl 2009 bewusstgeworden. Letztlich habe die
Weltwirtschaftskrise die Situation noch verschärft. So habe die Prognose
für den Abgang für das Jahr 2009 noch 300.000 Euro gelautet, im Laufe
des Jahres sei rund eine Million Euro daraus geworden. "Ich werde jetzt
alles tun, um den Fortbestand der Druckerei in dem Sanierungsverfahren
mit Eigenverwaltung zu sichern", sagte Kaiser. Das entsprechende
Verfahren wurde am Donnerstag am Landesgericht Klagenfurt eröffnet.
KTZ soll Zukunft haben
Die KTZ sei von dem finanziellen Desaster bei der Druckerei
jedenfalls nicht betroffen, sagte der SPÖ-Chef. Dass die KTZ seit dem
Rückzug der Mediaprint "nicht rosig" dastehe sei klar. "Ich habe aber
ein hohes Interesse an der KTZ und werde alles tun, dass sie eine
Zukunft hat", so Kaiser. Die ehemalige Kärntner SPÖ-Parteichefin
(2005-2008) Gaby Schaunig wollte zu den Vorwürfen öffentlich keinen
Kommentar abgeben.
Heftige Kritik zu der Finanzmisere der im SPÖ-Eigentum stehenden
Kärntner Druckerei hat am Donnerstag FPK-Parteichef Uwe Scheuch geübt.
Er beschuldigte den Eigentümer, seit Jahren von den Problemen gewusst,
diese aber aus parteipolitischen Kalkül ignoriert zu haben. "Warum gibt
es trotz knapp zehn Mio. Euro Schulden nach wie vor keinen Sozialplan?
Warum nimmt man die angebotene Hilfe nicht an? Was gibt es zu
vertuschen?", so Scheuch in einer Aussendung.
Auch ÖVP-Landesparteichef Martinz sparte nicht mit Kritik an der SPÖ.
"Die Sozialdemokraten sollen sich nicht immer nur auf die Vergangenheit
ausreden", sagte Martinz gegenüber der APA. Er machte auch einen
Querverweis auf die teilweise im Eigentum der SPÖ stehende "Kärntner
Tageszeitung" (KTZ). "Was mich irritiert, ist, dass die KTZ ihre Leser
nicht darüber informiert, was da daherkommt", so Martinz.
Der Grüne Landessprecher Rolf Holub verlangt die Prüfung der Vorgänge
rund um die Kärntner Druckerei. Welcher Politiker zu welchem Zeitpunkt
Verantwortung getragen hätte, "muss die SPÖ selber klären." "Sicher ist,
dass es nicht das beste Management gegeben hat", so Holub.
Stefan Petzner, Kärntner BZÖ-Bündnisobmann, hatte schon 2007 vor einem
Finanzdesaster gewarnt: "Anstatt zu handeln, hat man meine Aussagen im
Jahr 2007, dass die Kärntner Druckerei wirtschaftliche Probleme habe und
daher ein Verkauf bevor stünde, als verantwortungslose Fantasie abgetan
und Klagen eingereicht." Die SPÖ habe prozessiert und verloren, die
Verfahrenskosten berappen müssen und stehe jetzt vor dem finanziellen
Ruin eines Wirtschaftsbetriebes.
Quelle: APA