Pagé ist zweifelsohne ein hervorragender Trainer. Das steht nicht zur Debatte. Die Frage ist wohl mehr wie gut er psychologisch und rhetorisch drauf ist.
Denn die Bullen haben halt gerade ein für sie selbst völlig überraschendes Minitief. Vor dem Auswärtsspiel in Graz brauchen sie besondere Unterstützung von ihm, um sich zu erfangen und mit voller Überzeugung und Kampfkraft ins Spiel gehen zu können. Da gibt es viele Möglichkeiten, wie man die Mannschaft einstellt, hier drei schnelle Beispiele:
- er kann sie alle in Einzelgesprächen befragen, analysieren und mit Spezialaufgaben beauftragen. (Die fachintelligente Autorität)
- Oder eine große, positive "Glaubt an euch"-Rede halten. (Der mitreißende Motivator)
- Oder bitterböse mit ihnen herumbrüllen und ihnen auf diese Weise Druck machen. (Die angsteinflössende Autorität)
Neben diesen drei Beispielen gibt es noch eine ganze Reihe an anderen Lösungsansätzen, dazu kommen Kombinationen der Ansätze. Es liegt an Pagé zu entscheiden, welche Art er für die Spieler der Bulls nimmt, und die er dann auch glaubhaft rüberbringen kann.
Und hier stellt sich die Frage, wird er sich richtig entscheiden? Und wird er seine Sache gut machen? Ich bin mir nicht sicher,er ist neu in der Mannschaft, und kennt die Spieler nicht so gut, um zu wissen, was in ihnen in solchen Situationen vorgeht. immerhin stand er schon vor dem Laibach Heimspiel vor dieser Entscheidung, und da spielten die Salzburger zuhause nicht wie das auf der Papierform den Slowenen dermaßen überlegene Team.
Dieser psychologische Ansatz klingt ein bisschen nach Weichei. Aber gerade als Graz Fan hat man gesehen, dass für Teams die in Krisen und unter Druck stehen, die Psychologie des "Teamführers" (=Trainers/Coaches) entscheidend sein kann.
Mike Bullard hatte es nicht, man kritisierte ihn und hatte kein Vertrauen. Dadruch wirkten siene Motivationsversuche nicht glaubhaft und er musste gehen.
Jim Brithen hatte es eigentlich schon, aber auf skandinavische Weise, die Art, wie er mit den Leuten redete kam falsch rüber, und man begann auch ihn ins Lächerliche zu ziehen, somit war seine Glaubwürdigkeit davon, und somit auch er.
Bill Stewart kam zu den Grazern und heizte ihnen von Minute 1 an ein. Plötzlich lief es wieder, man feierte unglaubliche und unerwartete Siege. Er hatte es! Dafür hatte er andere exzentrische Eigenschaften, die dazu führten, dass er inzwischen schon einige Vereine weitergegangen ist.
An diesem Beispiel kann man - und alle Graz Fans können sich daran noch erinnern - das der richtige Mann mit den richtigen Worten und der richtigen Art ein "schlechteres" Team aufrichten kann und unglaubliche Erfolge erzielen kann.
Und ich weiß nicht, ob Pagé das heute machen kann. So - jetzt schließt sich endlich der Kreis und ich kann über heute Abend reden. Hingegen sind die Grazer momentan gut drauf und bekommen von Sacharuk anscheinend die richtige Unterstützung (jaja 1:8 in Wien weiß eh, aber wir haben ganz andere Zielvorgaben, "gut drauf" ist bei uns ein anderes Maß).
Auch wenn allen Befürchtungen entsprechend der Kartenvorverkauf zeigt, dass heute völlig ungerechtfertigterweise im Liebenauer Stadion wenig los sein wird, so haben es die Grazer doch in der Hand, die wankenden Bullen endlich zu schlagen.
Mein Tipp daher, stolz und ohne Zweifel: Sieg für Graz!