Eishockey. Thomas Koch über seine Zukunft, den Stellenwert des Europacups und was die jungen Salzburger richtig machen.
MICHAEL SMEJKAL Salzburgs Kapitän Thomas Koch ist die derzeit auffälligste Erscheinung im heimischen Eishockey. Kein Wunder, dass nicht nur der KAC, sondern auch Klubs aus Schweden und der Schweiz den erfolgreichsten österreichischen Torschützen (17 Treffer) umgarnen. Der Vertrag des 27-Jährigen mit Red Bull Salzburg endet nach fünf Jahren mit Saisonende.
Nach Ihren jüngsten Galaleistungen haben sich viele Fans in Salzburg die bange Frage gestellt: Ist dieser Mann überhaupt noch zu halten? Zumal Sie schon vor der Saison gesagt haben, dass Sie der Schritt ins Ausland noch einmal reizen würde.
Koch: Natürlich freut es mich, wenn ein Klub Interesse zeigt. Ebenso gern würde ich in Salzburg bleiben. Aber diese Dinge erledigt alle mein Manager Tommy Cijan, er sammelt Angebote, sondiert die Lage und wenn die Zeit reif ist, werden wir entscheiden.
Wann ist die Zeit für so etwas reif? Schon vor den Play-offs im Februar oder erst nach der WM Mitte Mai?
Koch: Wenn das Angebot und die Perspektiven passen, kann das auch schon morgen sein. Aber vorerst konzentrieren sich im Team alle auf den Continental Cup. Deswegen haben solche Themen derzeit keinen Platz.
Sie geben selbst das nächste Stichwort: Das Europacup-Finale in der kommenden Woche in Minsk hat für die Klubführung eine enorm hohe Bedeutung. Aber was bedeutet für die Spieler dieser Eishockey-Europacup?
Koch: Heuer mehr denn je, denn durch den Sieg würden wir uns für die Neuauflage der Champions League qualifizieren. Dann sind wir Titelverteidiger, das ist Bürde und Ansporn zugleich. Außerdem ist es immer interessant, gegen andere europäische Spitzenteams zu spielen. Zumal uns Minsk heuer sicher nicht unterschätzen wird und Heimvorteil hat.
Ihr Trainer Pierre Pagé schont die Leistungsträger für den Europacup, spielt momentan fast nur mit jungen Kräften in der Meisterschaft. Wie sieht denn Ihr aktueller Alltag aus?
Koch: Sehr, sehr anstrengend. Abwechselnd Grundlagentraining, Ausdauer, Eiszeit, Kraftkammer, Intervalltraining – von Schonung ist derzeit nichts zu sehen. Die Vorbereitung läuft ganz gezielt auf dieses Turnier ab.
Mit dem Auswärtssieg in Wien lieferten die jungen Spieler eine echte Sensation – hat Sie das überrascht?
Koch: Warum sollte es? Wenn Puschnik oder Holst ausreichend Eiszeit bekommen, dann machen sie auch ihre Tore. Ihre Chance ist es in jedem Spiel, mit hohem Tempo den Gegner müde zu machen. Das haben sie perfekt gemacht.
Den Caps scheint die Kraft auszugehen, der KAC steckte zuletzt in einer Krise, Linz hinkt hinterher – kommen Salzburg die Gegner abhanden?
Koch: Nein, ganz sicher nicht. Der KAC hat heuer schon eine Serie mit 17 Siegen hingelegt, das ist enorm. Die Liga ist so stark, dass kein Team ohne Durchhänger oder eine schwächere Phase durch die Meisterschaft kommt, wie eben jetzt der KAC. Oder nehmen wir Linz, die haben uns zuletzt das Leben ziemlich schwer gemacht.
Es gibt nach wie vor im Team drei Gruppen: Die bekannten Österreicher wie Koch und Trattnig, die Legionäre und die Jungen. Haben Sie es als Kapitän im Griff, dass es keine Reibereien gibt?
Koch: Bei einer Mannschaft mit 25 Spielern ist es kaum möglich, dass alle zusammen Spaß haben. Da haben die Jungen ihre Gaudi und die Kanadier reden halt über die Dinge in ihrer Heimat. Wichtig ist, dass wir auf dem Eis eine Einheit sind. Das sind wir.
Wie wichtig wäre denn Rang eins nach dem Grunddurchgang?
Koch: Es wäre die beste Ausgangslage. Aber unser Ziel ist es, dass wir stärker werden, je länger die Meisterschaft dauert. Der Titel wird in den Play-offs vergeben, nicht im Grunddurchgang.
salzburger nachrichten, 05/01/11