RexKramer: Hast vielleicht schon einmal daran gedacht, dass diese Punkte, die Werfring fordert und du auch anführst, dass sie uns weiterbringen würden, ganz einfach in den Klubs nicht von alleine umgesetzt werden? Und genau deshalb ist eine Legiobeschränkung notwendig, weil die Klubs dann nicht mehr drauf verzichten können, gute Nachwuchsarbeit zu leisten. Die Capitals werden ihre jetzigen Nachwuchsambitionen nieeee intensivieren, wenn sie sich stattdessen einen Legio holen können.
Daran denke ich ständig und mir ist es auch klar, dass für große Änderungen in den Strukturen das Wollen und Werken von Vereinen, Verband/Verbänden, der Politik (Schulpolitik, Sportpolitik) von Nöten ist. Alle müssen da an einem Strang ziehen, in einem langfristigen Projekt. Das wird Geld und Mühe kosten und die Verantwortlichen bis runter zu uns Fans müssen sich klar werden, ob man das auch wirklich will und was dafür springen lässt. Das Eishockey an sich mit einer Liga in dieser oder jeder Form und einem NT auf ca. der Ebene wie jetzt wird's immer geben...
Und die Legiobschränkung ist einfach nicht notwendigerweise unabdingbar. Ganz einfach aus dem Grund, dass mit einer Beschränkung das wirtschaftliche Pouvoir der Vereine einfach Richtung Amateurisierung heruntergefahren wird und damit kann man sich dann die professionelle Jugendarbeit gleich mal abschminken. Die EBEL Vereine operieren mit relativ großen Budgets und es gab kaum eine Phase im Ö Eh, in der Budgets in der Höhe offensichtlich vom Großteil der Klubs auch halbwegs vernünftig finanziert werden konnten. Wenn man an der Legionärsschraube nach unten geht wird man automatisch einen Niveauverlust bekommen und über die Konzentration der guten Österreicher auf die big spender wird auch die sehr gute Ausgeglichenheit der Liga (ich hab mal die Standardabweichung der win% in diversen Ligen durchgerechnet, die EBEL ist da ganz vorne dabei) leiden. WENN der Durchschnittszuschauer (nicht wir Freaks) darauf reagiert (ich kann nicht beweisen dass das passiert, genauswenig wie man das Gegenteil beweisen kann...) gehen die Einnahmen zurück und es KANN sich eine Spirale in Gang setzen die zu einer quasi Reamateurisierung der Liga führt und die jetzigen "Großklubs" dazu zwingt wie die jetzigen NaLi Vereine zu operieren. Das wäre für den Nachwuchs sicher nicht gut.
Meine Idealvorstellung ist, dass die beiden Sektoren völlig entkoppelt sind, dass Nachwuchsausbildung auf hohem Niveau unabhängig von den Notwendigkeiten und Beschränkungen der Profi und Halbprofiteams von statten geht. Das wirds nicht spielen, weiß ich. Daher muss man schauen, dass die Klubs nicht nur Geld, das sie haben auch in die NW Ausbildung stecken, sondern man muss auch sehen, dass die Budgets überhaupt da sind, sonst kann nämlich in erster Linie mal gar nichts ausgegeben werden. Und dafür glaube ich braucht man eine attraktive, ausgeglichene Profiliga und für die braucht man in Ö des Jahres 2011 eine gewisse Anzahl von Imports pro Team (und zwar mehr als 5, vielleicht nicht unbedingt 10, aber unter 7-8 glaube ich wird's für Graz, Linz und Villach kritisch).
Es wird immer gepredigt, dass die Nachwuchsausbildung schuld ist und nicht die vielen Legios. Das ist schon richtig, aber die Möglichkeit, dass man beliebig viele Legios holen kann, schafft eben keinen Grund, die eigene Nachwuchsarbeit zu verbessern.
Wie gesagt, das wirtschaftliche Fundament der Vereine muss passen und eine Rosskur in der Liga bezüglich der Imports könnte es zerstören und damit gleichzeitig zur Erhöhung des Bedarfes an Ös auch die Strukturen, die notwendig sind diese auszubilden, kaputt machen (also noch kaputter ;-). Damit wäre nichts gewonnen, ganz im Gegenteil dann wären wir im Fall Polen (wenige Legionäre trotzdem kein guter Nachwuchs). Das ist meine Befürchtung und ganz ehrlich, dafür, dass wir mit dem NT halt stabil im Niemandsland der A Gruppe sind möchte ich nicht auf eine lässige, attraktive, offene Liga verzichten in der 90% der schwachen Ausländer ein Format wie zB Purdie, Leahy, Shearer, McDonald, Cashman, McKenzie, Westlund, Bronilla oder Keller haben um jetzt mal bei den Blackwings zu bleiben und wo bei den Spielen viel über einen Schlacher oder Iberer gesudert wird und sich die Leute aber auch der Illusion hingeben, dass ein Reisinger, Ibounig oder Haidinger irgendwie lässiger zum Zuschauen wäre...jedem seine Chance, keine Frage aber wir brauchen Wettbewerb.
Und sorry, aber ich denke, Werfring hat diesbezüglich mit Sicherheit mehr Ahnung als du (und auch als 99 % aller User, mich eingeschlossen, deswegen bitte nicht abwertend verstehen), auch wenn seine Wortwahl und Artikulierung bedenklich sind. Und so ganz falsch sind seine Vergleiche mit den anderen Ländern nicht.
Ich kann nur hoffen, dass der Werfring mehr Ahnung hat als ich...gleichzeitig weiß ich aber auch, dass in Linz Kumpels von mir (Hobbyeishockeyspieler!!!) die unter 10 jährigen trainieren, ich weiß also schon wo's da auch zwickt. Hut ab übrigens vor deren Einsatz, das ist nicht der Punkt. Punkt ist, dass ein Kind in der sensiblen Phase der Ausbildung der grundlegenden motorischen Fähigkeiten viel durch beobachten und nachahmen lernt und nicht durch einen rationalen Zugang von erklärt bekommen, durchschauen und dann selber machen. Zweiteres bekommst als talentierter Spätberufener vielleicht noch hin, ersteres nicht.
Was die Vergleiche mit anderen Ländern betrifft, ich habe 2007 mehr als halbes Jahr in Dänemark gelebt und zudem über "mein" Forum (IHF) viel über Eishockey in DK und auch NOR erfahren. In der Zeit in DK war ich auch ziemlich viel in einem Sportverein aktiv (hab in meinem Sport ein kleines Comeback gemacht) und habe dabei viel über die Strukturen im Leistungssport in Dänemark gelernt (Team Denmark...). Wie dort im Sport (auch im Hockey) gearbeitet wird, da kommt Österreich mit seiner vorsintflutlichen Sportkultur und vor allem Schulpolitik leider abseits des ÖSV bei weitem nicht ran...
Faktum ist, dass das dänische Eishockeywunder mit der Etablierung in der A Gruppe und der "Produktion" von mittlerweile 6 NHL Spielern und Draftpicks fast jedes Jahr in einer Zeit passiert ist, in der die dänische Liga nicht 4-5 Legionäre/Team hatte wie Werfring schreibt sondern ca. so viele wie wir jetzt haben. Das ist eine Tatsache. Detto in Norwegen. Die Dänen und Norweger machen in ihren Hockeyschulen eine sehr gute Grundausbildung und die besten Spieler gehen mit 15, 16 nach Schweden. Die Tatsache, dass wir wie Werfring schreibt die Norweger in der U20 regelmässig geschlagen haben stimmt natürlich, freut mich auch, aber wenn man die gesamten Ergebnisse der U18 und U20 und nicht nur die direkten Begegnungen) hernimmt ist da von einer Überlegenheit unserer Teams nichts zu merken. Eher im Gegenteil die Dänen und Norweger sind in U20 und U18 Fahrstuhlmannschaften zwischen1. und 2. Gruppe wir sind solide in der 2. Gruppe mit gelegentlichen Ausreißern nach oben (aber auch nach unten, siehe U18).