@Rex
Du weißt eh, dass ich Deiner Argumentation etwas abgewinnen kann, auch wenn sie im konkreten Fall an ein paar Stellen hinkt - denn wenn die wünschenswerte Nachwuchsausbildung unabhängig von der Profiliga zu sehen ist, dann ist es auch mal eher zweitrangig, wie viele Legionäre dort tätig sind (und du hast ja selber einen eventuellen langfristigen Effekt einer Legionärsbeschränkung angedeutet).
Wenn meine Argumentation hinkt, robben die, die der meinen widersprechenden aber auf dem Bauch daher
Der Kern meiner Argumentation ist, dass ich zwar mit einem produktiven Nachwuchssektor ohne Qualitätsverlust Imports in der Profiliga substituieren, aber durch Herumdrehen an der Zahl der Imports den Nachwuchssektor nicht besser machen kann. Die Kausalität verläuft mMn einfach nicht in diese Richtung (aus den genannten Gründen: time lag, zu kurzer Planungshorizont...). Insofern ja, die beiden Dinge sind zT unabhängig, aber klarerweise hat die Zahl der Imports alle möglichen Auswirkungen auf die Profiliga selbst.
Unsere Spieler der ersten und zweiten Nationalteamlinie mögen zwar in der Liga auch in den gleichen Positionen zum Einsatz kommen, sind dort aber zum Großteil mehr Profiteure ihrer ausländischen Kollegen als umgekehrt. Und eine dritte und vierte Linie auf Klubebene kannst oft mit einer dritten und vierten Linie auf Teamebene nicht vergleichen.
Was heißt profitieren? In einer Formation gibts eine gewisse Aufgabenteilung, aber letzen Endes muss innerhalb dieser jeder Spieler performen und kann sich auf Dauer auch mit den besten Linemates nicht auf ein höheres Niveau schummeln. Klar, darf man den Ö Grinder in der Sturmlinie mit 2 guten Imports dann nicht für einen top 6 Stürmer nehmen, aber das Problem sehe ich nicht mal in der jetzigen Situation mit der auch auf Grund hausgemachter Probleme (Stichwort Setzinger) dünnen Spielerdecke.
Und Dänen oder Norwegen mögen zwar weniger Hallen und Vereine haben, aber sie verfügen seit Jahren über mehr Standorte in ihren obersten beiden Ligen und haben eine bessere Ligenstruktur mit Auf- und Abstieg (Nor/F) oder z.B. einem Cup-Bewerb (Den/F).
Die dänische 1. Division ist mit glaube ich der Ausnahme von 2-3 Stand-alone Klubs eine Farmteambewerb der 1.Liga Vereine (systematischen Auf- und Abstieg gibts da nicht). In Norwegen ist die Situation nicht ganz so, allerdings ist die 2. Liga ein kompletter Amateurbetrieb, da bei sehe ich keine systematischen Vorteile im Vergleich zum EBEL-NL System bei uns.
Und die ewige Frage nach der Henne und den Ei kannst da auch anwenden: sind die bessere Ausbildung Folge oder Ursache der stabileren Ligenstrukturen?
Für mich ganz klar. Eine gute Jugendarbeit ist die Folge von direkten Investments in den Sektor. Die werden wiederum von entweder einer politischen Entscheidung (Modell Weißrussland) und oder einer aus der allgemeinen Sportkultur eines Landes und dem Stellenwert des betreffenden Sportes innerhalb derselben getriebenen Nachfrage nach gutem, home-made Eishockey getrieben. In Ö haben wir beides nicht (im Fall von 1 ist das gut, im Fall von 2 ist das für die Freaks wie uns nicht gut, 99% der Leute ist es wurscht). Wir haben in Ö ein relativ starkes Interesse der Öffentlichkeit an "high-end" Ligahockey das sich im Erfolg der EBEL und zT auch in den Spitzenspielen der NL (Vlbg Derbys) manifestiert. Die partizipative Ebene im Jugend(leistungs)sport (nicht nur im EH) hat bei uns abgesehen von den Sportarten im ÖSV Bereich einen im internationalen Vergleich unterentwickelten Status und konsequenterweise haben wir auch nicht die Strukturen und Ressourcen, die nötig wären um substantiell besser zu sein. Wie genau jetzt die Profiliga im Eishockey mit den Legionären umgeht hat mit dem generellen Problem mMn überhaupt nix zu tun, das ist kurzfristiges Tagesgeschäft, die grundlegenden Probleme im Jugendeishockey wurzeln in einer ganz anderen Ebene (wie viele Eishockeygymnasien gibt's nochmal in Ö? Anmerkung: ich meine nicht die BGs und BRGs in denen 4-5 Schüler pro Jahrgang 2 mal ind er Woche zusätzlich trainieren können).
Aber sonst hast schon Recht - wenn die Prämisse ist, in der Liga höchstmögliche Qualität zu erlangen und die heimischen Top-Spieler wirklich zu fordern, dann ist eine Legionärsreduzierung mangels Qualität am heimischen Spielernmarkt sicher kontraproduktiv. Und der Erfolg der EBEL zeigt ja auch, dass der Ansatz bei den Fans ankommt, und der Alltag im Eishockey ist nun mal die Liga und nicht das Team.
Stimme ich prinzipiell zu, ist so und wer zahlt schafft an. Aber wie gesagt, ceteris paribus finde ich, dass eine Importreduzierung dem NT nicht helfen würde. Wenn zB der Znehnalik wieder sagt, das Problem des NT sind die Ausländer in der Liga, dann unterstellt er, dass bei weniger Imports die nachrückenden Spieler besser wären, als die die jetzt schon in der Liga sind. Eine Erklärung warum das so sein soll habe ich noch keine gehört. Quantität bringt nicht notwendigerweise Qualität.
Aber dann raunz' mir bitte nicht über das Nationalteam, wenn das dann bei einer WM wiedermal abloost: da siehst halt dann das Niveau der Liga ohne Legionäre. In der Liga denken wir an 8000er Hallen und irgendwas Europäisches, im Team kriegst dann den Vorgeschmack, wie ein professionelleres NL-Niveau ausschauen würde.
Ist das an mich gerichtet? Mir ist völlig klar, wie die Liga ohne Imports ausschauen würde (nicht mein Fall). Was das NT betrifft, ich bin ein Fan von internationalem Eishockey und auch auf unnationalistischer Basis einer des Ö-NTs aber ich sehe das mehr als Spleen bzw. Interesse am System und nicht als Ausdruck eines irgendwie überhöhten Patriotismus. Wenn ich über das NT raunze, dann nur, wenn ich das Gefühl habe, dass Teamführung und Spieler es nicht schaffen das vorhandene Potential abzurufen und sich zu billig verkaufen. Dafür gab's in letzter Zeit genug Gelegenheit leider. Ich würde einfach wieder mal gerne ein Team AUT sehe, von dem ich das Gefühl habe, dass alle Beteiligten professionell mit Herz und Hirn auf den Endzweck hinarbeiten und man dann gelegentlich wieder mal über der eigenen Gewichtsklasse boxt statt wie seit Jahren immer nur (mehr oder weniger deutlich) drunter.
Auf EBEL-Niveau sind wir oberer europäischer Durchschnitt, auf Team-Niveau weit darunter, es muss dann jeder selber entscheiden, was für ihn das 'heimische Eishockey' definiert und wie er mit dieser größer werdenden Kluft umgeht. Und innerhalb dieser unterschiedlichen Auffassung ist die Diskussion über die Anzahl der Legionäre einfach nur ein weiterer Ansatz und eben nicht kleingeistig, außer Du bist voreingenommen, was Du aber, denk' ich mal, nicht bist.
Dem ersten Teil stimme ich zu. Was die Importfrage betrifft bin ich deshalb allergisch, weil der Ruf nach der Legioreduktion und deren vermutete heilbringende Konsequenz für das NT und das Eishockey im allgemeinen (Kombinationen der Punkte möglich)
* oft ein Vehikel für einen Nationalsimus ist, der mir schwer zuwider ist (ein leidiges Phänomen hier im Forum)
* eine Nebelgranate derer ist , die von den wahren Problemen des Systems ablenken wollen (und deren Job es eigentlich wäre genau diese Probleme zu lösen)
* einer für mich inkonsistenten, unzulässig simplifizierenden pseudo Argumentation entspringen
Jeder drei Punkte verdient sich mMn das Attribut kleingeistig, ich gebe aber zu, dass ich dabei wenig bis gar nicht auf das Ausmaß einer Importreduktion Rücksicht nehme. Wenn wer sagt, es wäre gut in der Liga statt im Schnitt 9 Imports pro Team nur 8 oder 7 zu haben, was solls...das wird weder in der einen noch in der anderen Richtung was tun. Wenn einer daherkommt und sagt, wir müssen wie die Schweiz machen und mehr als 5 Imports ist der sichere Weg in die Hölle und 5 oder weniger bringt sofortige Erlösung dann geht mir das geimpfte auf.