QUERSCHÜSSE
HEINZ TRASCHITZGER
über das „Spielchen“ des KAC mit seinen Torleuten.
Ein neuer Torhüter und ein Verlierer. . .
Nach der Verpflichtung von Jordan Parise dürfte für Hannes Enzenhofer kein Platz mehr beim KAC sein.
Der KAC, Hut ab, dürfte finanziell nicht so schlecht dastehen. Oder aber Heidi Horten hat „Licht ins Dunkel“ beim KAC ausgemacht und wieder einmal ihrer Privatschatulle geöffnet. Denn nur Siebenter sind derzeit die Klagenfurter in der Erste Bank-Liga. Die Erwartungshaltung des KAC, der auf dem Briefpapier 29 Meistertitel ausgewiesen hat, ist eine andere. Nein, nein: die Klagenfurter haben ganz und gar nicht das Spiel mit der Scheibe verlernt. Der nicht gerade berauschende Zwischenstand hat ihren Hauptgrund in einer langen Verletztenliste. Ein Manko, das die Rotjacken mit personellen Nachkäufen zu lindern versuchten. An den Torhütern ist der Rückfall jedenfalls nicht gelegen. Dennoch wurde die Saison stets um eine Diskussion der Schlussmänner begleitet. Die war so unnötig wie ein Kropf – vor allem für die Beteiligten Rene Swette und Hannes Enzenhofer.
Mein Gott, wer da alles nach Klagenfurt kommen und die beiden beerben sollte? Von Trevis Scott, jenem Teufelskerl, mit dem der KAC letzten Winter Meister geworden ist, über Dan Cloutier, Jamie Storr bis zu John Grahame waren zu lesen bzw. zu hören. Nun kam einer, den gar niemand auf der Rechnung hatte: Jordan Parise. Kein Überdrüber-Tormann, wenn man der Bundesliga-Statistik der letzten Saison und Einschätzungen von Salzburger Eishockey-Experten glauben darf. Denn der Amerikaner jobte bei den Salzburger Roten Bullen und bekam dort keinen Vertrag mehr.
Warum er nun einen in Klagenfurt erhielt? Weil die KAC-Funktionäre und die sportliche Leitung ihrem Masken-Personal nicht trauen? Das geben die Herren nicht zu, ist aber so. Die offizielle Version für die Verpflichtung von Parise lautet, dass man den jungen und talentierten Swette behutsam aufbauen wolle und dem 21-Jährigen deshalb nicht die Verantwortung für eine ganze Saison auf seine Schulter legen könne.
Leuchtet irgendwie ein, doch gibt es da, bitteschön, nicht einen Vertreter? Warum kann den Part des zweiten Tormannes nicht Enzenhofer übernehmen? Das Eigengewächs, wird der Leidtragende und der Verlierer in diesem Personal-Poker. Denn für Enzenhofer dürfte bald kein Platz mehr auf der KAC Spielerbank sein. Wetten, wenn es um die „Wurst“ geht, wird natürlich der amerikanische Legionär spielen? Und wer dann als Nummer zwei fungiert, gilt ebenfalls als ausgemacht: Swette - wer sonst. So wird Enzenhofer, wie vor sechs Jahren Michael Suttnig, das Bauernopfer. Für den war die Tormann-Karriere dann bald zu Ende. Es gibt Experten, die prophezeien, dass auch Enzenhofer an dieser Situation „zerbrechen“ könnte.
Selbst im kleinen Klagenfurt bleibt im Profigschäft kein Platz für Menschlichkeit, Geduld oder gar Dankbarkeit. Was zählt, sind Ergebnisse. Positive. Die fehlen derzeit dem KAC. Um die Wende zu schaffen, ist offenbar jedes Mittel recht.
Kleine Zeitung, 20.12.2009, Seite 63