Ich habe da jetzt kein Patentrezept. Aber um etwas zu erklaeren was die "Baustelle" ist:
Nimm z.B. einen Moerder / Kinderschaender. Der wird erwischt und geht ins Gefaengnis, fuer 20 Jahre oder so.
Die Frage: Ist das Gerechtigkeit oder Rache? Und die Antwort war denke ich Rache, weil es dem
ersten Verbrechen (Mord / Kinderschaendung) ein zweites (den Freiheitsentzug) folgen laesst.
Da gings in dem Fall glaube ich darum, dass man mehr Hilfe anbieten muesste. Das kann trotzdem auch eine
geschlossene Anstalt sein, aber Primaeraspekt muesste sein dem Verbrecher dabei zu helfen
das Delikt nicht zu wiederholen, anstatt ihn zu "bestrafen" - was die Wiederholungsrate nicht senkt.
Bei Vermoegensdelikten wuerde ich argumentieren, dass es da zwei (oder mehr) Beweggruende gibt.
Krankheit oder ungerechte Vermoegensverteilung (subjektive Wahrnehmung). Im Falle von Krankheit
(also z.B. die Menschen die stehlen obwohl sie die Dinge kaufen koennten / gar nicht brauchen, z.B.)
ginge das ganze wieder Richtung einer Therapie (Kleptomanie war das, oder?).
Wenn jemand stiehlt, weil er sich von der Gesellschaft benachteiligt fuehlt (z.B. ein Orangenpfluecker
mit Stundenlohn 1 Dollar bestiehlt einen Banker oder dessen Sekretaerin) - besteht da Ungerechtigkeit?
(Also unfaire Behandlung als erstes "Verbrechen" der Allgemeinheit dieser Person gegenueber).
Ist der Lohn des Orangenpflueckers zu gering / kann der Banker erklaeren warum sein hoeherer Verdienst
gerechtfertigt ist? Lohn zu gering - Lohn erhoehen / Bankerlohn kuerzen.
Lohn gerecht - dann dem Orangenpfluecker klarmachen dass der Banker eben durch seine Arbeit so
vielen Menschen hilft, dass sein viel hoeherer Lohn gerechtfertigt ist. Geht wieder davon aus, dass ich
als gesunder / normale Mensch den anderen nicht bestehle, auch wenn er besser verdienen sollte als ich, wenn ich
der Meinung bin / akzeptieren kann selbiger verdient dieses hoehere Entgelt auch.
Also allgemein: Das System nach dem wir unser Zusammenleben regeln hat viele Schwachstellen. Besser
als die einzusperren, die daran in irgendeiner Form kaputtgehen waere es das System so zu aendern dass
das mit weniger Menschen passiert. In der "Umbauphase" den Menschen Hilfe anbieten, anstatt zu bestrafen.
Das alles ist zugegeben sehr utopisch (zumindest in meinen Ohren), wie gesagt: Grundproblem: Lassen wir
dem ersten Verbrechen ein zweites (die Bestrafung) folgen, wird die Welt dadurch nicht besser.
Regelfrei: Steht glaube ich so nicht zur Diskussion. Aber Regeln muessen auch Sinn machen.
Frei interpretiert nach Kant: Angenommen wir sind alle noch in Abrahams Suppenkessel. Wuerden wir alle
dort unserem heutigen System zustimmen auch wenn wir nicht wuessten dass wir:
a) Nicht in Armut geboren werden, eventuell keine Chance auf Bildung haben werden (z.B. der Orangenpfluecker
als Sohn illegaler Einwanderer irgendwo im Sueden der USA)
b) Nicht als Kind vergewaltigt wuerden (viele Kinderschaender - nicht alle - waren selbst einmal Opfer) und in
weiterer Folge mit einer sexuellen Stoerung leben muessten die uns selbst fuer Kinder gefaehrlich macht?
c) ...
Ist eine Frage die sich fuer mich / euch so (hoffentlich) nicht stellt - aber wenn, wie wuerden wir entscheiden?
Und wenn wir in obigem Fall das System / die Regeln verbessern / aendern wuerden, warum machen wir das
in unser jetzigen Situation nicht trotzdem? Machen wir uns durch diese Unterlassung nicht an vielen sehr
unschoenen Verbrechen mitschuldig?
Edit: Falls da jetzt noch mehr an Repliken kommt, waere es wohl wirklich hoechst an der Zeit einen eigenen
Thread fuer das Thema aufzumachen..